Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Серия: Dr. Norden Bestseller Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740937553
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dann hatte er sie angesehen mit einem Blick, der ihr ins Herz schnitt. »Und wenn ich die Insel in einem Sarg verlasse?«, hatte er gefragt. »Nichts sagen, liebe, verehrte Frau Doktor. Ich bin fünfundsiebzig, und es kann genug sein. Es ist schlimmer, wenn die Jungen vor einem gehen müssen.«

      Er hatte beide Söhne, die sein ganzer Stolz gewesen waren, blutjung verloren. Seiner Frau hatte es das Herz gebrochen. Er hatte mit dem Schmerz weiterleben müssen und dann auch mit seinem Leiden.

      »Wir werden Sie mitnehmen, Herr Ackermann«, hatte Fee gesagt.

      Heute war nun Dienstag, und sie hoffte, dass bei ihnen nur ja nichts dazwischenkommen würde, nichts Ungewöhnliches, was nicht vorauszusehen war, um dieses alten Herrn willen, dessen Augen so aufgeleuchtet hatten, als sie ihm die Hand gab, die er ritterlich an die Lippen gezogen hatte.

      Sie wollte den Hörer abnehmen, um ihren Vater anzurufen und ihm Bescheid zu sagen, dass sie einen Gast mitbringen würden, als das Telefon läutete. Sie erschrak und meldete sich mit unsicherer Stimme.

      Am anderen Ende war Dr. Behnisch. »Ihr habt euch den ganzen Tag nicht gerührt, Fee«, sagte er.

      »Bei uns war ein Mordsbetrieb«, erklärte sie.

      »Hier auch, aber ich habe eben mit Herrn Detloff gesprochen. Er will Anfang nächster Woche mit seiner Tochter auf die Insel der Hoffnung fahren. Ist das möglich zu machen?«

      »Mit welcher Tochter?«, fragte Fee benommen.

      »Mit Vanessa natürlich. Margit hat er abgeschrieben, wie es scheint, aber er weiß noch nicht, dass sie ihn mehr denn je braucht.«

      »Geht es ihr so schlecht?«, fragte Fee, die von ihrem Mann nur kurz über den bösen Zwischenfall unterrichtet worden war.

      »Totaler Zusammenbruch, aber sie wird schon wieder, wenn jemand sie aufrichtet. Wir hätten uns viel zu erzählen. Könnt ihr heute Abend nicht zu mir kommen?«

      »Ich glaube nicht, dass etwas daraus wird«, erwiderte Fee, »aber wenn es möglich ist, rufe ich noch mal an. Daniel ist sehr im Druck.«

      *

      Violet war schon einige Stunden bei Vanessa, allein, ohne Robin. Sie wollte es der Cousine schonend beibringen, dass sie per Zufall den Mann fürs Leben kennengelernt hatte, und dass dies wohl nicht geschehen wäre, wenn sie nicht nach Vanessa gesucht hätte.

      Robin hatte volles Verständnis dafür. Bei dieser Gelegenheit konnte er in München gleich noch einiges erledigen, aber als er nach ein paar Stunden wieder zur Klinik kam, um Violet abzuholen, war sie noch immer bei Vanessa.

      Selbst Violet war es nicht leichtgefallen, Vanessa die Zunge zu lösen, aber da sie sich von Kindheit an kannten und sie sich gut in Vanessas derzeitige seelische Verfassung einfühlen konnte, erfuhr sie dann doch, was sie wissen wollte.

      Empörung und Zorn gegen Simon brodelten in ihr, heißes Mitgefühl mit Vanessa war dann aber stärker.

      »Wie konnte er mir etwas antun wollen?«, fragte Vanessa, von trockenem Schluchzen geschüttelt. »Ich habe ihm doch nichts getan, Violet. Ich habe nur gesagt, dass ich mich erst damit abfinden muss, dass ich einen Vater habe und Zeit brauche, mich daran zu gewöhnen.«

      »Aber es hatte dich in Bestürzung versetzt, dass er dir einsuggerieren wollte, wie du deine Vorteile nützen könntest«, stellte Violet fest. »Du hast plötzlich erkannt, wie materiell er eingestellt ist.«

      »Ich sah ihn mit anderen Augen«, gab Vanessa zu. »Es erschien mir so hinterhältig und schäbig, wie er über diesen Mann sprach, und es wäre doch glatte Erpressung gewesen, wenn ich getan hätte, was er von mir verlangte.«

      »Und da hat er den Spieß umgedreht, sich an Margit Detloff herangemacht, sich Chancen bei ihr ausgerechnet. Da warst du ihm im Wege.«

      Es klang hart, aber Vanessa war jetzt schon bedeutend ruhiger geworden und hatte auch begriffen, dass es zwecklos war, sich solche Absicht ausreden zu wollen.

      »Aber warum hast du dich nicht mit Herrn Detloff in Verbindung gesetzt und dich stattdessen mit Simon getroffen!«, fragte Violet.

      »Ich habe mehrmals versucht, Herrn Detloff anzurufen«, erklärte Vanessa, »aber ich konnte ihn nicht erreichen. Dann sah ich ganz zufällig Simon mit einem sehr attraktiven Mädchen, und als ich zu Detloffs Villa gefahren war, sah ich beide wieder. Gemeinsam betraten sie das Haus. Ich ahnte, dass das Mädchen Margit Detloff war, aber ich wusste noch immer nicht, was ich davon halten sollte. Und da traf ich mich mit Simon, um ihm zu sagen, dass es besser wäre, wenn wir unsere Verlobung lösten. Wir haben uns sehr lange unterhalten. Er hat gesagt, dass er meine Interessen im Auge hätte, und dass Margit Detloff mit Harald Johanson verlobt wäre. Es würde wohl das Beste sein, wenn wir uns alle zusammensetzten.«

      »Und dann?«, fragte Violet.

      »Dann sind wir zu Herrn Johanson gefahren. Mir war schwindlig, als ich aus dem Wagen stieg.«

      »Wo bist du aus dem Wagen gestiegen?«

      »Vor dem Haus, in dem Harald wohnt.«

      »Simon hat dich dorthin gefahren?«, fragte Violet verwundert.

      »Nicht ganz. Man kann dort nicht parken. Er sagte, dass mir die frische Luft guttun würde. Er wollte den Wagen auf den Parkplatz fahren. Aber dann wurde mir so schlecht. Ich fühlte mich so schwach, und Simon kam nicht. Da habe ich mit letzter Kraft geläutet. Ich finde keine Erklärung für dies alles, Violet.« Es klang fast wie ein Aufschrei.

      »Und ich frage mich, warum er dich zu Harald gebracht hat«, sagte Violet erregt. »Dafür gibt es nur die eine Erklärung, dass er durch dich in Schwierigkeiten gebracht werden sollte.«

      »Aber aus welchem Grund?«, fragte Vanessa.

      »Wahrscheinlich, damit er ihm bei Margit Detloff nicht in die Quere kommen könnte. Es gibt keine Entschuldigung für ihn, Vanessa. Du hast keinen Grund, etwas zu verschweigen, um Simon zu decken. Er wollte dich umbringen. Er rechnete nicht damit, dass du mit dem Leben davonkommen würdest, und wer hätte ihm dann eine Schuld nachweisen können? Dieser Schuft, wie abgebrüht er ist.« Sie nahm Vanessas Hand. »Du wirst jetzt nicht verzweifeln, mein Liebes. Du bist eine Hunter. Denk an deine Mutter. Sie war eine großartige Frau, und du hast einen Vater, der ein ehrenwerter Mann ist, du hast mich und Freunde.«

      »Freunde?«, fragte Vanessa tonlos, und da kam Schwester Maria herein und brachte ihr das wunderschöne Blumengebinde aus Veilchen und zart­rosa Rosen. Vanessas Augen weiteten sich, aber auch Violet war einen Augenblick überrascht. Doch sie ahnte, wer diese Blumen geschickt hatte, obgleich keine Karte dabei war.

      »Hat sich Harald etwa nicht als Freund erwiesen?«, fragte sie, als Schwester Maria das Zimmer wieder verlassen hatte. »Die Welt hat sich nicht verändert, Vanessa. Sie ist so gut und auch so schlecht wie eh und je. Dein Leben wird sich jetzt verändern. Du bist nicht mehr das kleine unerfahrene Mädchen von Hunter Cottage. Du hast eine schlimme Erfahrung gemacht, aber daran wirst du nicht zerbrechen. Du bist deiner Mutter sehr ähnlich. Du wirst dich ihrer würdig erweisen. Da wartet ein Mann auf dich, der sich so um dich sorgte, dass er einen Herzanfall bekam. Dieser Mann ist dein Vater, den es sehr schmerzt, dass er dich nicht früher in die Arme schließen konnte.«

      »Warum hat Mummy mir und auch ihm gegenüber geschwiegen?«, fragte Vanessa.

      »Weil sie meinte, dass dies die richtige Entscheidung wäre. Sie war eine stolze Frau. Sie hat diesen Mann sehr geliebt, aber sie wollte ihn nicht an sich ketten. So, und nun ruhst du dich erst einmal aus. Morgen besuche ich dich mit Robin.«

      Sie gab Vanessa einen zärtlichen Kuss und bemerkte zu ihrer Erleichterung, wie sich deren Gesicht entspannte.

      »Du wirst schlafen, meine Liebe, und du wirst nicht mehr an Simon denken. Dieses Kapitel ist abgeschlossen.«

      *

      Robin atmete erleichtert auf, als er Violet kommen sah. Er nahm ihre Hände und drückte sie an seine Brust.

      »War es sehr schlimm, Liebes!«, fragte