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lassen«, sagte er.

      »Ist es ein Fall?«, fragte der Kommissar. »Handelt es sich da nicht nur um etwas zu heftige interne Auseinandersetzungen? Ein Fall wäre es allerdings, wenn Miss Hunter bestätigte, dass ihr das Gift von einem Dritten eingegeben wurde, und wenn bewiesen wird, dass Terence Fräulein Detloff angegriffen hat.«

      »Na, solche Verletzungen kann sie sich doch wohl kaum selbst beibringen«, meinte Harald.

      »Was meinen Sie, was Frauen alles fertigbringen, wenn sie sich an einem Mann rächen wollen. Sie ahnen gar nicht, was wir schon alles erlebt haben.«

      Harald hatte wieder etwas dazugelernt. Irgendwie waren ihm Frauen ja immer rätselhaft gewesen. Entweder in der Art, wie sie einen Mann umgarnen wollten, auch wenn er ihnen zu verstehen gab, dass er kein Interesse an ihnen hatte, oder auf welche raffinierte Weise sie einem Geld aus der Tasche locken konnten. Dann gab es auch jene übersensiblen, die gleich losheulten, wenn man mal einen Spass machte.

      Ja, und schließlich gab es auch noch solche wie Violet oder Vanessa, die ihm ein ganz anderes Bild vom Rätsel Weib vermittelten.

      Wie konnte sich ein so zurückhaltendes, zartbesaitetes Mädchen wie Vanessa mit einem solch abgebrühten Halunken abgeben, dem man den Verführer schon auf meterweite Entfernung ansah?

      Harald merkte gar nicht, dass er ganz ungerecht wurde in seiner Chrakterisierung, denn anfangs hatte er Simon Terence durchaus nicht so hart beurteilt.

      Nun ja, zu Margit hatte er irgendwie gepasst, aber doch nicht zu Vanessa.

      Ganz empört hatte sie ihn angesehen, als er sie fragte, ob sie denn nie allein mit Simon im Hotel gewesen wäre oder anderswo.

      Nie zuvor hatte eine Frau so sehr die ritterlichen Instinkte in ihm geweckt wie Vanessa, noch nie hatte er sich in Gedanken so viel mit einem Mädchen beschäftigt und überlegt, wie er ihr eine Freude machen könnte und helfen, die Zweifel, die sie quälten, auszuräumen.

      Er fuhr jetzt erst einmal in seine Wohnung, und dort fand er eine Nachricht von Dr. Endres vor.

      Es waren zwei knappe Sätze:

      Versuche dauernd, Sie telefonisch zu erreichen, vergeblich. Muss Sie dringend sprechen. Endres.

      Er rief ihn an und wurde sofort mit ihm verbunden. Er vernahm ein erleichtertes »Endlich!« Dann fragte ihn Dr. Endres, ob er wohl sofort zu ihm kommen könne.

      Er konnte! Er fuhr sogleich los und war eine Viertelstunde später bei dem Anwalt. Zuerst musste er sich einen Vorwurf anhören. »Ich habe gedacht, Sie würden sich sofort nach Ihrer Rückkehr bei mir melden, Herr Johanson«, sagte Dr. Endres.

      »Ich bin nicht allein gekommen, sondern in Begleitung von Miss Violet Hunter und Lord Dalton. Wir sind sofort zur Klinik gefahren, und seither bin ich kaum zum Luftholen gekommen. Die Ereignisse überstürzten sich.«

      »Ist schon wieder etwas passiert?«, fragte der Anwalt betroffen.

      »Erzählen Sie erst. Was gibt es Dringendes?«

      »Ich brauche Ihren Rat.«

      »Sie meinen? Ich bin kein Anwalt.«

      »Und Ihre Unterstützung. Außerdem volle Diskretion. Detloff will sein Testament ändern. Margit soll nur das Pflichtteil bekommen, alles andere Vanessa Hunter. Sie haben mehr Einfluss auf Herrn Detloff. Ich finde diese Entscheidung nicht gerecht. Mag ihm auch manches nicht an Margit passen, aber immerhin ist sie die ältere und eheliche Tochter. Sie müssen mit ihm sprechen, Herr Johanson. Morgen soll ich zu ihm in die Klinik kommen. Natürlich kann ich mich nicht weigern, das Testament so abzufassen, wie er es wünscht, aber es geht mir gegen den Strich. Jede die Hälfte, ja, aber so darf er mit Margit nicht umspringen.«

      Der alte Herr war richtig aufgeregt. Harald war es jetzt auch ziemlich unbehaglich. Was war denn zwischen Gottfried Detloff und Margit vorgefallen, dass er plötzlich so unerbittlich hart war?

      »Wenn er nicht krank wäre, hätte ich ihm empfohlen, einen anderen Anwalt zu nehmen, aber ich möchte nicht schuld sein, wenn er einen Rückfall bekäme … Aber das ist nicht alles. Heute Vormittag suchte mich ein Mr. Simon Terence auf, der eine Vollmacht vorlegte, dass er berechtigt sei, Miss Vanessa Hunters Ansprüche an Herrn Detloff geltend zu machen. Was sagen Sie dazu?«

      »Aufgelegter Schwindel!«, stieß Harald barsch hervor. »Dieser Mann ist ein Gauner.«

      Irritiert sah ihn Dr. Endres an. »Diesen Eindruck machte er nicht. Er ist außerdem Anwalt.«

      »So? Haben Sie sich seine Legitimation zeigen lassen?«

      »Selbstverständlich. Es war alles in Ordnung. Er ist in England als Anwalt zugelassen.«

      »Wenn das stimmt, ist er ein Winkeladvokat. Nichts gegen Ihren Beruf, Dr. Endres, Sie wissen, wie sehr ich Sie schätze, aber dieser Terence ist mit allen Wassern gewaschen. Eins weiß ich gewiss: Vanessa Hunters Interessen vertritt er nicht!«

      »Aber ein bisschen deutlicher könnten Sie mir doch alles erklären«, seufzte der alte Herr.

      Harald blieb nichts anderes übrig, obgleich er viel lieber in die Behnisch-Klinik gefahren wäre, um sich nach Vanessas Befinden zu erkundigen und ihr nun noch die Blumen zu bringen, die er ihr versprochen hatte.

      Dr. Endres wunderte sich sehr, als Harald bat, telefonieren zu dürfen, und als er dann den Auftrag gab, einen Strauß rosa Rosen und Parmaveilchen zu Vanessa Hunter in die Behnisch-Klinik zu bringen, bevor der Laden geschlossen wurde. Es war nämlich gleich sechs Uhr. Der Tag war dahingegangen wie ein Sturmwind.

      Aber nun erfuhr Dr. Endres doch ganz genau, was Harald alles erlebt und erfahren hatte.

      *

      Daniel und Fee Norden waren in ihrer Praxis so beansprucht, dass sie keine Gedanken an Gottfried Detloff und Vanessa verschwenden konnten. Sie hatten auch nichts mehr gehört, und ganz beiläufig hatte Daniel mittags bemerkt, dass sich wohl alles in Wohlgefallen auflösen würde und sie diesmal nicht in den Mittelpunkt des Geschehens gedrängt würden. Das konnte ihnen nur recht sein. Sie hatten schon oft genug eine unerwünschte Publicity erfahren.

      Dramatische Schicksale hatte Fee auch in der Zeit erlebt, als sie noch bei ihrem Vater auf der Insel der Hoffnung mitarbeitete, obgleich man sich in einem Sanatorium wie diesem nur geruhsames Leben vorstellte.

      Doch wie selten verlief das Leben problemlos, blieb eine Familie von Schicksalsschlägen verschont. Ein Arzt, der nicht nur an seinen Verdienst dachte, wurde halt unwillkürlich Mitleidender, ebenso wie er auch die Freuden seiner Patienten gern einmal teilte.

      Wenn Fee auf den Karteischrank blickte, der auch die Krankengeschichten von den zahlreichen Patienten in sich barg, wurde ihr manchmal ganz mulmig, denn mindestens die Hälfte erzählte von einem schweren Schicksal.

      Die anderen Patienten, die kamen, weil sie viel Zeit hatten und ihre Krankheiten intensiv pflegen ließen, wurden meist sehr alt. Und die anderen, die vorübergehenden Schmerz als läppisch abtaten und sich stark genug fühlten, um selbst damit fertig zu werden, waren sich nicht bewusst, dass sie oftmals selbst Schuld trugen an einem hartnäckigen, verschleppten Leiden, das dann zu einem unheilbaren wurde.

      Solchen Gedanken gab sich Fee hin, als sie die Krankengeschichte von Herrn Ackermann studierte, diesem netten alten Herrn, der ihr jedesmal ein paar Blumen aus seinem Garten mitbrachte, der ganz Kavalier der alten Schule war. Vor einem Jahr war er zum erstenmal zu Daniel gekommen.

      Da waren sie noch nicht verheiratet gewesen, aber Herr Ackermann schon ein Todeskandidat. Wie tapfer er mit seinem Leiden fertig wurde, war erschütternd. Gerade heute hatte er zu Fee gesagt: »Liebe Frau Doktor, gern würde ich noch einige Wochen auf die Insel der Hoffnung gehen. Aber es soll ja so schön dort sein, dass man an das Leben glaubt, und …«

      »Kein Aber, Herr Ackermann«, hatte Fee gesagt. »Wir fahren am Wochenende hinaus zur Insel. Endlich einmal wieder, und wir nehmen Sie ganz einfach mit.«

      »Ganz einfach?«, hatte er mit seinem gütigen Lächeln gefragt.

      »Wir