Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740962425
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      Die Männer an der Bar, die der Marshal nach Kilby fragte, schüttelten ebenfalls die Köpfe.

      »Im Hof ist er auch nicht!« Doc Holliday lief trotzdem zurück und durchsuchte den Hof noch einmal, während Wyatt Earp in den Korridor trat und die Treppe hinaufging, um oben nachzusehen.

      Als sie sich nach zehn Minuten auf dem Vorbau trafen, lag eine erfolglose Suche hinter ihnen.

      »Mir ist ja schon eine ganze Menge passiert«, preßte der Missourier durch die Zähne, »aber so etwas noch nicht. Dieser Bursche wird ja allmählich unheimlich.«

      Doc Holliday gab zu bedenken: »Vielleicht jagen wir da einem Phantom nach? Merkwürdig aber ist die Tatsache, daß der Bursche hier hereingegangen und dann spurlos verschwunden ist.«

      »Ja, das ist auf jeden Fall merkwürdig. Aber er weiß doch nicht, daß wir ihn kennen, denn sonst wäre er nicht hier an mir vorbeigegangen. Aber wir können uns nicht mit ihm aufhalten. Der Bursche geht uns schon nicht durch die Lappen. Wir müssen jetzt zuerst Luke Short finden. Kommen Sie.«

      »Wo wollen Sie hin?«

      Doch der Marshal war schon wortlos mit langen Schritten vorausgeeilt.

      Schräg gegenüber der Bäckerei des dicken Dommerch lag Jenny Waters Boardinghouse.

      Es war ein schmalbrüstiges zweigeschossiges Haus, in dem etwa zehn Dauergäste ihre Zimmer hatten.

      Unten im muffig riechenden Flur kam ihnen eine Frau mit einem Putzeimer entgegen.

      »Ist Mr. Behan im Hause?« erkundigte sich der Marshal.

      Die Frau stellte den Eimer ab und strich sich mit der Linken eine graue Haarsträhne aus der Stirn.

      »Mr. Behan? Ja, ich glaube er ist oben.«

      »In welchem Zimmer wohnt er?«

      »Gleich die dritte Tür auf der rechten Seite.«

      »Wyatt ging die Treppe hinauf, während der Georgier unten im Flur wartete.

      Als der Marshal an die Tür klopfte, kam ihm der Sheriff schon entgegen. Er trug Pantoffeln, eine Hausjacke und auf der Nase eine Nickelbrille mit dicken Gläsern.

      Als Wyatt ihn sah, winkte er ab, wandte sich um und ging wieder hinunter.

      Doc Holliday blickte ihm verblüfft entgegen. »Was ist geschehen?«

      »Nichts. Wenn ich den Burschen da oben schon sehe, habe ich genug. Kommen Sie.«

      Sie gingen zurück in Nellie Cashmans Hotel, und Wyatt nahm in seinem Zimmer einen Revolver aus seinem Gepäck, den er sich oben in den Gurt schob.

      Im Hof hatte Neger Sam schon die Pferde gesattelt. Kaum hatte der Schwarze den letzten Gurt festgezogen, als die beiden auch schon im Hof erschienen.

      Wyatt zog sich in den Sattel, der Spieler folgte ihm, dann traten sie aus dem Hof und verließen die Stadt.

      Fast achtzehn Meilen lagen vor ihnen.

      Doc Holliday hatte nicht gefragt, wohin der Ritt gehen sollte. Er konnte es sich denken. Und schon bald merkte er an der Richtung, daß er sich nicht geirrt hatte.

      Sie ritten zur Clanton Ranch!

      Es war eine mondhelle Nacht, und sie kamen mit ihren schnellen Pferden rasch voran.

      Als sie schließlich das mehrere Meilen lange berüchtigte Kaktusfeld hinter sich hatten, tauchten am Horizont die Lichter der Ranch auf. Das heißt, nur in einem Raum brannte Licht, und zwar fiel es durch dessen beide Fenster und war in der Nacht weithin zu sehen.

      In voller Karriere schossen die beiden Hengste auf den weiten uneingezäunten Ranchhof.

      Ein großer schwarzer Kater setzte mit einem weiten eleganten Sprung, als sei er schwerelos, über die Vorbaustufen, blieb dann stehen und blickte sich nach den beiden Männern um.

      Es war unheimlich ruhig auf der Clanton Ranch.

      Auch drinnen im Haus rührte sich nichts.

      Ein großer Nachtvogel überflog mit schwerem Flügelschlag den Hof.

      Wyatt hatte die Zügelleinen um einen Balken geschlungen und ging die Treppe des Ranchhauses hinauf.

      Die Tür mit dem Fliegengitter stand offen. Die Holztür dahinter war zugezogen.

      Er klopfte.

      Es dauerte eine Weile, bis eine alte Frau öffnete.

      Sie war grauhaarig, hatte ein schmales, hartes, verhärmtes Gesicht, in dem der Marshal nur wenig Ähnlichkeit mit den Gesichtern ihrer drei Söhne Isaac, Phineas und Billy finden konnte.

      »Guten Abend, Mrs. Clanton. Kann ich Ike einen Augenblick sprechen?«

      Die Frau wich einen Schritt zurück, so daß das Licht aus der Stube die Gestalt des Mannes beleuchtete.

      »Wyatt Earp?«

      Sie sah sich um. »Ike? Ich weiß nicht, ob er auf der Ranch ist.«

      Da dröhnte die bährenhafte Stimme eines Mannes aus dem Hintergrund des großen Raumes. »Erzähl’ ihm doch keine Lügen, Mutter. Er weiß bestimmt, daß ich hier bin.«

      Der knarrende, schwere Schritt des Ranchers war jetzt zu hören.

      Die Frau trat zur Seite, und Ike Clanton erschien an der Tür. »Kommen Sie rein, Wyatt!«

      »Nein, nicht nötig, Ike. Ich habe nur eine Frage an Sie. Das heißt, zwei Fragen.«

      »Es sind sicher noch mehr. Kommen Sie rein!«

      Wyatt überging die nicht eben freundliche Einladung. »Ist Phin zu Hause?«

      »Nein.«

      »Aber heute morgen ist er hier gewesen?«

      »Nein, auch heute morgen nicht.«

      Der Marshal blickte ihn forschend an.

      Log dieser Mann ihm etwas vor?

      »Wir waren in Nogales, Ike. Da hat sich Phin eine ziemliche üble Sache erlaubt.«

      »Das geht mich nichts an.

      »Kann sein. Aber ich hätte gern mit ihm gesprochen.«

      »Ich habe Ihnen gesagt, daß er nicht hier ist.«

      Wyatt fuhr sich mit dem Handrücken der Linken über das Kinn.

      »Wissen Sie, wo Luke Short ist?«

      Ike zog die Brauen zusammen. Seine Augen waren schmal geworden. Und seine Kinnmuskeln traten hart aus der Haut hervor.

      Plötzlich erinnerte er den Marshal, wieder an den gefürchteten Bandenführer, der er einmal gewesen ist, an jenem heißen Tag drüben bei Haderyk, wo er in rasender Wut den herrlichen Schwarzfalben des Marshals niederschoß, um Wyatt Earp an seiner Verfolgung zu hindern. Er erinnerte ihn wieder an die vielen turbulenten Szenen auf der Tombstoner Allenstreet, als er mit diesem Mann gekämpft hatte. Und dann sah er plötzlich wieder die mörderische Minute im O.K.-Corral vor sich, in der Ike Clanton – mitten im Kampf, im Brüllen der Revolver – allen den Rücken gekehrt und davongegangen war.

      Die Lippen des Ranchers sprangen jetzt auseinander, doch ohne die Zähne voneinander zu nehmen, antwortete er: »Nein, ich habe keine Ahnung, wo er ist. Hier ist er jedenfalls nicht.«

      Wyatt stand gelassen vor ihm und stellte seine zweite Frage: »Kennen Sie einen Mann namens Kilby?«

      Ike Clanton warf den Kopf herum und fixierte den Marshal scharf; dann zog er die Schultern hoch und breitete die Hände mit einer hölzernen Bewegung aus: »Eine Menge Leute heißen so. Wer soll denn das sein?«

      »Ein mittelgroßer, untersetzter Bursche mit einem Schnauzbart – und ohne Revolver.«

      »Ohne Revolver?«

      »Ja, er hat nur ein Gewehr, eine Winchester.«