Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740953843
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Zwei zwergenhafte Kreolen, die eigentlich gar nicht lange auf freiem Fuß bleiben konnten, da ihr gnomenhafter Wuchs sie jedem Sheriff verraten mußte. Dennoch – auch sie waren nicht gefaßt.

      Die drei Banditen hatten sich getrennt. Die beiden Lewtons hatten sich weit abgesetzt.

      Jim Thorpe ritt nach Westen hinüber; nicht einmal vierzig Meilen nördlich von der Stadt, in der er seinen ersten großen Coup gelandet hatte.

      Jim Thorpe war durch das Gelingen dieses Überfalls waghalsig geworden; daß er dabei erkannt worden war, scherte ihn nicht im mindesten. Yeah, er wollte es sogar. Er wollte ein bekannter Räuber werden. Ein berühmter und gefürchteter Mann wie der rote Geronimo oder der weiße Isaac (Ike) Clanton.

      Welch ein Ziel für einen Dreiundzwanzigjährigen! Aber der Outlaw Jim Thorpe wollte noch mehr. Der von dem großen Apachenhäuptling Cochise abgefallene wilde Unterchief Geronimo war ein Rebell, der vom Haß gegen die weißen ›Eindringlinge‹ und ›Landesräuber‹ verzehrt wurde, der davon überzeugt war, einen ›Heiligen Kampf‹ zu kämpfen. Und Ike Clanton kämpfte gegen das Gesetz, weil er ein freier Mann sein wollte, wie er behauptete. Weil er allein der König in seinem Land sein wollte.

      Jim Thorpe aber wollte in seinem irrsinnigen Ehrgeiz ›berühmter‹ werden als seine beiden ›Vorbilder‹ zusammen. Daß ihm dazu das Format fehlte, wußte er nicht.

      Und um gleich auf dem Weg zu bleiben, beschloß er einen neuen Überfall, den er diesmal allein auszuführen gedachte. Der Tramp hielt es für einen gewaltigen Schritt vorwärts auf seinem Weg.

      Es war an einem glühenden Sommertag. Flimmernd stand die Hitze in der Mainstreet von Pearce. Schläfrig hockte Sheriff Eddi Kish auf dem Vorbau seines kleinen eingeschossigen Hauses und blinzelte die Straße hinunter.

      Im Westen blauten die Gipfel der Dragoon Mountains und schienen über einen See zu schwimmen.

      Kish sah den Reiter, der von Osten her in die Mainstreet geritten kam. Mit müden Blicken musterte er den staubigen Burschen, überflog dessen hartes, eckiges Gesicht und seinen Braunen. Es war nichts an diesem Fremden, das den Sheriff hätte aufmerksam werden lassen können.

      Nichts? Lag nicht kaum vier Yards hinter Eddi Kish, in der Lade seines Schreibtisches ein Steckbrief, der genau auf diesen Reiter paßte?

      Well, aber auf wen paßte dieser Steckbrief nicht? Und wenn man dazu nahm, daß der Staub den Fremden ohnehin wie mit einer dicken Puderschicht bedeckte, dann war wirklich nichts Besonderes an dem Fremden, der vor dem Saloon von Hanc Baldwin abstieg.

      Jim Thorpe warf die Zügelleinen über den Querholm, nahm den Hut vom Kopf, schlug ihn am linken Oberschenkel aus, daß der Staub wie von einem Mehlsack aufstob, und ging auf staksigen, leicht gekrümmten Reiterbeinen auf die Schenke zu.

      Als die primitiv vernagelten Arme der Pendeltür hinter den breiten Schultern des Fremden zuschlugen, hatte Sheriff Ed Kish den Mann schon vergessen. Vielleicht hätte er ihn überhaupt nie mehr wiedererkannt, wenn nicht Geo Flynn gewesen wäre.

      Flynn hatte die alte Schmiede neben der Bar. Um die Mittagszeit, wenn die Hitze fast unerträglich war, hockte der unbeweibte Mann meist hinten in der düsteren Ecke seiner Werkstatt und döste vor sich hin, bis ihn irgend jemand von der Straße her anrief und an eine Arbeit gemahnte

      Es gab eigentlich nichts, was den vierschrötigen Flynn ernsthaft interessiert hätte – außer Tieren. Obgleich er selbst kaum genug zu beißen hatte, hausten ein großer Hund und ein gewaltiger schwarzer Kater mit ihm in seiner Kate. Im Hof hielt er neun Kaninchen, Hühner und bunte Südlandvögel.

      Flynn hatte den Hufschlag gehört und das Pferd gesehen. Den Reiter hatte er keines Blickes gewürdigt; nur das Tier hatte er wahrgenommen. Dann hatte er, wie sein Freund der Sheriff, die Augen wieder geschlossen. Und im Unterbewußtsein war er dem Geräusch des Hufschlages gefolgt.

      Das Geräusch verstummte vor der Bar.

      Der Blacksmith hörte die sporenklirrenden Schritte des Fremden auf der Treppe nicht sehr lange, bis die Tatsache ins Bewußtsein des Schmiedes vordrang, daß das Pferd vor der Schenke in der prallen Sonnenhitze stand.

      Das war etwas, was Geo Flynn sehr gegen den Strich ging. Er öffnete plinkernd die Augen und brasselte sich aus seiner Ecke von dem alten verschimmelten Sattel hoch, auf dem er selbst einmal vor vielen Jahren hierher gekommen war, als der große Krieg zu Ende war. Mit breiten Schritten ging der untersetzte schwere Mann zum Tor, stieß es auf und stand blinzelnd auf der Straße.

      Drüben hockte Ed Kish mit verschränkten Armen in seinem Schaukelstuhl, einem museumsreifen Möbelstück. Flynn krempelte die schon hochgekrempelten Ärmel seines blauen durchgeschwitzten Hemdes auf und ging auf den braunen Wallach zu. Er ließ seine schwielige Linke über den Hals des Pferdes gleiten und löste die Schleife der Zügelleine von der morschen Halfterstange.

      »Komm her, ich bring dich in den Schatten, Brownie.«

      Er hatte sich eben umgewandt und zwei Schritte vorwärts gemacht, um das Pferd in den schattigen überdachten Eingang seiner Schmiede zu stellen, als oben in der Bar die Schwingarme der Pendeltür auseinanderflogen und der Fremde erschien. Sein Ledergesicht schien zur Maske erstarrt, die hellgrauen Augen hatten etwas Gläsernes.

      Der Revolver in seiner linken Faust brüllte zweimal auf. Kleine weißgraue Pulverwolken flogen über den Vorbau auf die Straße hinunter.

      Der Blacksmith schien zwei Keulenschläge in den Rücken bekommen zu haben. Er stolperte noch drei Schritte vorwärts, dann brach er in die Knie.

      Seine Rechte war noch um die Zügelleinen gekrampft. Mit gesenktem Kopf stand der Braune neben dem Niedergeschossenen.

      Eddi Kish starrte mit weitoffenen Augen auf die Szene.

      Oben auf dem Vorbau stand der Mann aus Nogales, er hatte den rauchenden Revolver noch in der Hand.

      Auf der Mainstreet von Pearce herrschte eisiges Schweigen. Wabernd stand die Hitze zwischen den Häusern.

      Die Schüsse hatten eine Reihe von Bürgern an die Türen und Fenster gelockt. Als sie den Blacksmith sahen, der eben mit seinem massigen Schädel voran in den gelben Sand fiel, verstummte jede Frage in fröstelndem Entsetzen.

      Ganz langsam erhob sich der Sheriff und kam auf die Straßenmitte.

      »Sind – Sie wahnsinnig?« brach es heiser aus seiner Kehle. Und als er in die fast farblosen Augen des Todesschützen sah, spürte er, wie sich ihm die Haare sträubten.

      Thorpes Lippen sprangen auf. Ohne die Zähne auseinanderzunehmen, erklärte er:

      »Sie sehen, daß ich den Revolver noch in der Hand habe. Mann! Keine weitere Beleidigung! Dieser Bursche da wollte meinen Gaul stehlen. Er hat die Zügelleine noch in der Hand.«

      Kish spürte ein brennendes Bohren in seiner Kehle, und ein Dröhnen war in seinem Kopf. Das alles durfte doch nicht wahr sein, nicht wirklich eben hier vor seinen Augen geschehen sein. Oder war er selbst vielleicht verrückt geworden von dieser fürchterlichen Hitze? Er fürchtete das schon seit langem. Am liebsten wäre er jetzt hinüber in die Bar gegangen, um ein großes Glas Whisky zu trinken.

      »W a s wollte er…?« fragte er krächzend.

      Thorpe ließ den Revolver, nachdem er die verschossenen Patronen nachgeladen hatte, ins Halfter fliegen.

      »Meinen Gaul wollte er stehlen!« schnarrend hatte der Bandit es hervorgestoßen.

      Kish wischte sich mit seinem überdimensionalen Taschentuch durchs Gesicht und sah sich nach den Männern um, die in den Türen standen. Er wußte nicht, was er sagen sollte.

      Thorpe kam auf die Straße, öffnete die verkrampfte Hand des toten Schmiedes, riß den Zügel heraus und zog sich mit steifen Bewegungen und ohne Hast in den Sattel.

      »Noch Fragen, Sheriff?« Seine Augenlider fielen an den Winkeln über die Augen und gaben seinem Gesicht einen lauernden Ausdruck.

      »Nein!« Eddi Kish hatte keine Fragen mehr.