Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740953843
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auch den Mann, der an der Theke hinuntergerutscht war.

      Wyatt zog dem Burschen, der im Türwinkel stand, die Revolver weg.

      Der Mann, der oben auf dem Piano gehämmert hatte, saß wie aus Holz geschnitzt vor seinem Wimmerkasten.

      Der Wirt hatte die Hände um die Thekenkante gepreßt. Und die Gäste hatten den Atem angehalten.

      Alles war so schnell gegangen, daß niemand recht begriffen hatte, was nun eigentlich geschehen war.

      Joe Watson hatte auch an der Theke gestanden. Oben, am Stirnende. Wie alle anderen hatte er sich vor Schreck nicht gerührt.

      Jetzt kam er heran und blieb vor Doc Holliday stehen.

      »He, was fällt Ihnen ein? Das war – ja – das war ja ein regelrechter Überfall!«

      »Banditen!« schrie der Zigeuner.

      »Regelrechte Banditen, Sheriff. Ich habe sie gesehen, wie sie oben in Henrickstown eine kleine Bank überfielen. Dann überfielen sie in Grobley einen Saloon. Nehmen Sie die Schurken sofort fest.«

      Aber der eisige Blick, der den Sheriff aus den Augen Doc Hollidays traf, ließ den Sheriff zu keinem weiteren Wort kommen.

      »Ernest, Larry, Jim! Stampft sie in den Boden!« schrie der Zigeuner. »Männer von Sulphur, es sind die Cornoy Brothers, die die beiden Frauen in Jefferville ermordet hab…«

      Es waren nur wenige Augenblicke seit den Worten des Sheriffs und nur Sekunden seit den Schreien des Zigeuners vergangen, als sich die Gäste nahezu geschlossen auf die beiden Fremden stürzten.

      Eine Gegenwehr wäre völlig zwecklos gewesen.

      Trotzdem hieb Wyatt Earp dem Mann, der mit dem Colt in der Türnische gestanden hatte und der ihn als erster ansprang, einen krachenden Uppercut gegen die Kinnlade, der den Banditen sofort gegen die Tür warf und besinnungslos am Boden liegen ließ.

      Dem Zigeuner ging es nicht anders. Er war mit einem heiseren Schrei und einem gezogenen Messer, das er im Ärmel stecken gehabt haben mußte, auf den Gambler zugestürzt. Hollidays Hand zuckte nur hoch – knackend krachte der Revolverlauf auf die ölige Frisur des Zigeuners nieder.

      Auch der Mann war zunächst still.

      Wyatt Earp und Doc Holliday wurden von der Menge hinausgeführt. Sheriff Watson leitete den grölenden Trupp zum Jail.

      Es war den beiden einfach nicht möglich, mit irgend jemand ein vernünftiges Wort zu sprechen.

      Plötzlich peitschte ein Schuß über die Straße.

      Die Kugel traf einen Mann, der dicht neben Wyatt Earp ging.

      »Hölle und Feuer! Das sind Ihre Freunde!« schrie einer. »Vorwärts, laß sie los!«

      Aber die anderen schoben weiter.

      Und drei Minuten später standen sie in einer der beiden Zellen des Jails von Sulphur.

      Es war dem Sheriff gelungen, die anderen Männer außer dem Mayor und dem greisen Richter Bingham herauszudrängen.

      Der Missourier rief dem Sheriff zu: »Lassen Sie unsere Pferde vom Saloon wegholen, Sheriff!«

      »Mann, rede nicht!« zischte der Mayor, ein schlanker Mensch von höchstens sechsundvierzig Jahren. »Ihr habt doch hier keine Forderungen mehr zu stellen. Ihr werdet aufgeknüpft, das ist doch klar. Drüben in der Schenke liegt ein Toter…«

      »Noch nicht«, entgegnete Holliday eisig. »Sheriff, lassen Sie unsere Pferde herbringen. Wenn die Tiere weg sind, machen wir Sie dafür verantwortlich.«

      Draußen schrie und tobte die Menge.

      »Aufhängen!«

      Damit war man im Westen rasch bei der Hand.

      »Da, hören Sie nur, was die Leute rufen!« sagte der Mayor und warf sich in die Brust. »Yeah, Boys, so leicht ist euch das in Sulphur nicht geworden, nicht wahr. Wir kennen euch, die Cornoy Brothers. Wozu sollen wir eigentlich noch warten, Richter, es sind die Cornoy Brothers, und die haben den Tod siebenfach verdient. Geben wir sie doch den Leuten.«

      Sheriff Watson, sonst ein gutmütiger und rechtlich denkender Mensch, war völlig aus dem Leim. Er plusterte sich auf und meinte:

      »Ich gehe jetzt hinaus und spreche mit den Leuten. Sie, Mayor, müssen den Hintereingang bewachen. Und der Richter kann sich die Halunken ja schon mal vorknöpfen.«

      »Die Pferde, he!« rief Wyatt dem aufgeblasenen Mann nach, der das Gesetz in Sulphur vertrat.

      Richter Bingham war ein alter, gichtgebeugter Mann. Er hatte schütteres Haar und trug eine goldgeränderte Brille. Trocken und pergamentfarben spannte sich seine Haut über seinen knochigen Schädel. Er trug einen schwarzen Anzug, der auf den Revers und den Unterarmen mit Flecken besät war. Auch sein Hemd war nicht mehr weiß.

      Er zog sich einen Hocker heran und ließ sich vor der Gittertür nieder.

      Während er den Georgier anblickte, sagte er: »So, Freund, und nun wirst du mir mal erzählen, wie du heißt.«

      »Ich bin nicht mit Ihnen in die Schule gegangen, Mister. Also bitte, richten Sie sich danach.«

      »Well…« Bingham strich sich mit einem halb verlegenen, halb ärgerlichen Grinsen über seinen kahlen Schädel. »Also, wie heißen Sie?«

      »Holliday.«

      »Gut. Augenblick, ich muß mir Papier und Schreibzeug holen.«

      Der Mayor brachte ihm beides und brachte noch einen Hocker, damit er darauf schreiben konnte.

      »So, Sie heißen also Holliday?«

      Der Mayor brüllte: »Der Kerl lügt doch, Richter! Merken Sie das denn nicht? Es ist Ed Cornoy, und der andere ist Joe! Lesen Sie doch die Steckbriefe durch, Richter. Ich habe es gerade getan. Ed – groß, schlank, hager, mit blauen Augen und brünettem Haar, Bart auf der Oberlippe. Frech, großmäulig, gefährlicher Revolverschütze…«

      Holliday lachte leise in sich hinein. »Stimmt tatsächlich. Findest du nicht auch, Joe?« wandte er sich an den Marshal.

      »Da, haben Sie es gehört, Richter! Der Fall liegt doch sonnenklar.«

      »Völlig klar«, entgegnete Holliday kühl.

      Der Richter klopfte mit seinen Fingerknöcheln auf den Hockerrand.

      »Ich muß doch bitten, Mayor, mich nicht ständig zu unterbrechen. Ist das hier mein Amt oder ist es das Ihre? Bitte, also halten Sie sich zurück. Ich weiß schon, was ich zu tun habe. Es ist meine Pflicht, die Festgenommenen zu vernehmen. Also, Sie heißen Holliday?«

      »Aber der Kerl lügt doch, Richter!« protestierte der Mayor.

      Da sprang der kleine Richter auf, schob sich die Brille auf den Nasenrücken hoch und schrie: »Mayor Hick! Ich fordere Sie auf, das Jail zu verlassen, falls Sie sich noch einmal in meine Amtshandlungen mischen!«

      Der Mayor preßte wütend die Lippen aufeinander.

      Und Richter Bingham ließ sich wieder auf seinen Hocker nieder.

      »Holliday, haben Sie also gesagt, Well, und Ihr Vorname bitte, Mr. Holliday?«

      »John. John Henry.«

      »John Henry«, wiederholte der Richter. Die Feder kratzte über das Papier.

      »Beruf, Mr. Holliday?«

      »Zahnarzt.«

      Da hob der Richter den Kopf. »Zahnarzt. Sind Sie Doktor?«

      »Yeah.«

      »Pah!« platzte der Mayor los. »Gemeine Lügen! Nichts als dreckige Lügen, Richter, lassen Sie sich doch um Himmels willen von diesen Brüdern nicht die Zeit nehmen. Merken Sie denn nicht, worauf dieser Kerl hinaus will? Er will nicht mehr und nicht weniger, als Ihnen weismachen, daß er Doc Holliday wäre. Ha! Fehlt jetzt nur noch, daß