Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740953843
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wo ist eigentlich die Ader?«

      »Drüben am Westcreek.«

      »Ach – und wie lange gedenkst du noch hier in diesen verdammten Bergen herumzukriechen? He, ist es nicht vielleicht möglich, daß deine Diggerkids längst auf einem anderen Weg zum Westcreek gezogen sind, um das Nest zu leeren, he?«

      Walker, der sich schon niedergelegt hatte, richtete sich auf. Er war so vollkommen erschöpft, trotz der Schlafstunden, die er tagsüber einlegte, daß er über diese Dinge längst nicht mehr nachgedacht hatte.

      Yeah, das war tatsächlich möglich: nämlich daß Wyatt Earp und Doc Holliday ihm bereits voraus waren und ihn seinerseits drüben auf dem Rio Blanco Plateau erwarteten.

      Dazu müßten sie allerdings genau wissen, wohin er wollte.

      Oder…? War es nicht auch möglich, daß der Marshal mehr wußte? Daß er vielleicht aus der Fluchtrichtung das Ziel erahnte? Man hatte sich ja solche Dinge von ihm erzählt!

      Und das war das schlimmste für Walker: daß Wyatt Earp, von dessen Taten er einst geträumt, den er nun kennengelernt hatte, der ihn in bravouröser Manier aus einer Patsche gerissen hatte, jetzt als sein Gegner auf seinen Fersen saß.

      Well, und dann dachte er das gleiche, was alle bisherigen Gegner des Missouriers gedacht hatten: Mich jagt er nicht.

      Mich stellt er jedenfalls nicht! Ich bin nicht wie die anderen. Ich bin klüger, geschickter, raffinierter und härter!

      Der Gedanke allerdings, daß Wyatt Earp auf dem Rio Blanco Plateau sein könnte, machte ihm doch erheblich zu schaffen. War es nicht das beste, wenn er auf dem schnellsten Weg suchte, weiterzukommen?

      Ganz sicher.

      Aber wo wollte er eigentlich hin?

      Die beiden Banditen hatte er doch nur mitgenommen, um sich mit ihrer Hilfe der etwaigen Verfolger zu entledigen. Wenn sie jetzt nicht mehr hinter ihm waren, dann konnte er ja vielleicht wieder ostwärts…

      Aber nein, das war auch sinnlos. Denn ebensowenig, wie er nun wußte, ob der Marshal auf der Rio Blanco Ebene war, wußte er, ob er noch hinter ihm war, oder sonst irgendwo im Osten.

      Er mußte nach Westen hinüber.

      Und diesen Gedanken hatte er schon in der vergangenen Nacht gehabt: War seine Flucht, seine Fluchtrichtung anfangs auch willkürlich eingeschlagen worden, so hatte sich die Richtung bei ihm doch schon irgendwie festgesetzt.

      Yeah, er mußte nach Westen. Zum Westcreek.

      Es gab da übrigens wirklich Gold. Aber das steckte nicht in einem Hole, sondern in einer massiven Kiste, die oben in einer Dachkammer des großen Ranchhauses stand.

      Und dieses Gold brauchte er. Zumindest einen Teil davon. Denn er mußte sehen, daß er hinauf nach Norden kam.

      Im Süden waren die Berge. Im Norden zwar auch. Aber im Süden war das Land nachher dichter besiedelt und also gefährlicher für einen – Mörder.

      Nur hin und wieder tauchte vor seinen Augen das Bild Dick Cirbys auf, wie er ihn in jener Nacht aus der Wasserlache angehoben und ihm ins Gesicht gesehen hatte, um festzustellen, ob er tot war.

      Yeah, er hatte Dick Cirby ermordet. Einen Sheriff hatte er ermordet!

      Norton trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.

      »He, Webster, hast du nicht gehört, was Velo gefragt hat?« raunzte der Holzfäller.

      »Natürlich habe ich es überlegt. Gebt acht: Ich werde jetzt zwei Stunden schlafen, und dann ziehen wir los. Im scharfen Galopp nach Westen. Haltet die Augen offen und macht alles zum Abmarsch bereit. Am Ende beabsichtigen die beiden Schufte tatsächlich, die Ader vor uns auszuschlagen. Aber macht euch keine Sorgen. So leicht ist das nichts für Leute, die nichts davon verstehen.«

      »Vielleicht verstehen sie ja eine ganze Menge davon«, gab Velo zu bedenken.

      »Nein, gar nichts. Das weiß ich ganz sicher. Schließlich habe ich ja erst mit ihnen gesprochen…«

      »Hat er nicht gesagt, sie hätten ihn plötzlich überfallen?« fragte Velo den Woodcutter mißtrauisch, als Walker eingeschlafen war.

      »Kann sein. Ist ja auch unwichtig. Er ist schon ziemlich durchgedreht. Interessiert mich alles nicht. Mich interessiert nur eines: das Gold!«

      Und das war auch bei dem Schießer nicht anders. Auch ihn hatte der Gedanke an das Gold umnebelt und seine sonstige raubtierhafte Vorsicht vergessen lassen.

      Walker tat nur so, als ob er schliefe. In Wirklichkeit beobachtete er die beiden scharf und überlegte, wie er sie am raschesten loswerden könnte.

      Dann war er vor Übermüdung doch eingeschlafen.

      Velo weckte ihn gegen neun Uhr. »He, Webster, steh auf…!«

      Walker fuhr hoch und stand schwankend und schlaftrunken auf den Beinen, den Revolver in der Faust.

      Die beiden kannten das schon an ihm und glaubten, daß er sich von den beiden Goldrustlern bedroht fühlte.

      »He, Webster!« meinte Norton, als sie längst im Sattel saßen. »Du faselst da immer was von einem Marshal und von einem Arzt. Was haben die mit dir zu tun?«

      Jerry Walker erschrak bis ins Mark. Verdammt, verriet er sich also schon im Schlaf!

      Da wurde es ja allerhöchste Zeit, daß er sich von den beiden Tramps trennte. Aber wie sollte er das anstellen? Die beiden waren wachsam wie Schießhunde und würden ihn gnadenlos niederknallen, wenn sie sich betrogen glaubten.

      Unablässig zermarterte sich Jerry das Hirn, wie er sich der Gefährten entledigen könnte.

      Yeah, in den Bergnächten, in denen er gewacht hatte, wäre es eine Kleinigkeit gewesen. Da hatten sie schnarchend in ihren Decken gelegen. Aber da hatte er sie ja auch noch gebraucht, weil er den Marshal hinter sich glaubte.

      Jetzt aber zeigten sich die beiden Tramps äußerst mißtrauisch.

      Bei Einbruch der Dunkelheit tauchten die Dächer einer Ansiedlung vor ihnen auf.

      »Was ist das…?« fragte Walker stirnrunzelnd, denn er wußte tatsächlich nicht, wo er sich hier befand.

      »Das ist Sanfor«, krächzte Velo.

      Sanfor! Wie ein Paukenschlag hämmerte der Name durchs Hirn des Mörders. War es nicht die Stadt, in der er den Vater niedergestochen hatte?

      Es war die gleiche Stadt. Da lebte das Mädchen Florence, da war das Boardinghouse – und da gab es jetzt vielleicht auf dem Graveyard einen Stein oder auch nur ein Holzkreuz, auf dem ein paar Zeilen standen.

      Die Daten des Todestages – denn mehr hatten die Leute in Sanfor ja nicht von dem Rancher gewußt.

      Norton deutete nach Südwesten auf die dunklen Häuser. »Da werden wir schlafen.«

      »In Sanfor?« entfuhr es Walker.

      »Yeah!« bestätigte der Coltman.

      »Aber…«

      »Was aber?« fragten die beiden wie aus einem Mund.

      Walker schluckte vor Zorn und Verzweiflung.

      »Es ist nur so, die beiden Banditen, die können doch genausogut in der Stadt sein. Ich vermute es sogar sehr stark, denn es ist ja hier in dieser Gegend offenbar die einzige Ansiedlung.«

      »Na und? Da können wir wenigstens gleich mit ihnen abrechnen«, brabbelte der Holzfäller.

      Walker wollte noch etwas sagen, als Cass Velo plötzlich seinen Revolver in der Hand hielt und langsam mit einem unangenehmen Geräusch den Revolver spannte.

      »Wir reiten nach Sanfor«, sagte er mit seiner hohlen, schnarrenden Stimme.

      *

      Sie ritten nach Sanfor.

      Und zwar so, daß Walker voranritt. Velo blieb dicht