Vermailt. Anja Nititzki. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anja Nititzki
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Эротическая литература
Год издания: 0
isbn: 9783954623808
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      Datum: 30. 08. 2012, 10 : 09:23

      Du hast nicht mit meiner Automatikschaltung gerechnet. Ich muss weder kuppeln noch schalten, deshalb habe immer eine Hand frei für meinen Beifahrer.

      Wie viele Zungen hast Du denn?

       Betreff: Re: Zungen

      Datum: 30. 08. 2012, 10 : 13:33

      Okay, erwischt, Frau Journalistin, ich habe nur eine Zunge. Und die freut sich schon darauf, mit Deiner zu spielen, über Deinen Körper zu wandern, in Deiner Achsel zu kitzeln und über die Zartheit Deiner Haut an den Innenseiten Deiner Oberschenkel zu jubilieren.

      Anna, wo habe ich nur meinen Kopf? Ich hoffe, bald ganz nah bei Deinem und jetzt leider bei der Arbeit.

       ***

       Betreff: Bin ich krank?

      Datum: 31. 08. 2012, 14 : 02:22

      Anna, ich schreie Deinen Namen in den Himmel. Aaaaannaaaaa! So bald wir uns schreiben schnellen die Emotionen hoch, die Erregungsstufe steigt jedenfalls bei mir Richtung Schnappatmung. Was ist das, Anna? Ich fahre am Dienstag wirklich nach Kassel. Ich kann es selber kaum glauben, zu einer Frau, die mir nur einmal begegnet ist, der ich aber jeden Tag schreibe, an die ich dauernd denke, obwohl ich sie nicht kenne. Liegt es daran? Macht das den Reiz unserer „Brieffreundschaft“ aus? Steigert die Unmöglichkeit des schnellen Treffens die Hitze? Ich muss jedenfalls während wir E-Mails schreiben immer öfter ganz tief durchatmen oder mir kaltes Wasser ins Gesicht spritzen. Das ist doch nicht normal. Jetzt denke ich wieder an Deine Lippen, kann Dich fast körperlich spüren, obwohl ich doch noch gar nicht weiß, wie Du Dich anfühlst. Und wenn ich daran denke, zerreißt mich das Verlangen Dich anzufassen, zu spüren, zu riechen und zu schmecken schier. Chef ruft an. Buchbesprechung.

       Betreff: Diagnose

      Datum: 31. 08. 2012, 14 : 52:28

      Meine Diagnose ist folgende: Du bist verliebt, genau wie ich. So einfach ist das! Gesteh es Dir ein. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich in einen verheirateten Mann verliebt bin.

       Betreff: Diagnose/​Zweite Meinung einholen?

      Datum: 31. 08. 2012, 15 : 30:24

      Du schreibst, ich sei verliebt. „Find Dich damit ab.“ Das schreibst Du ganz locker. Ich bin verheiratet! Du haust mir nicht nur Witze, sondern auch die Wahrheiten um die Ohren. Aber kann das denn stimmen? Kann man sich beim Schreiben und vor allem beim Lesen von E-Mails verlieben? Oder war mein Gedanke beim Fernsehdreh, Deine nackten, sonnengebräunten Oberarme zu berühren, ganz kurz nur zu streicheln das Saatkorn, das dann aufging? Oder Dein Lachen, Du hast mich auch damals schon auf den Arm genommen. Anna, was wird das für ein Tag, der Dienstag. Du kannst mir glauben, so schwärmerische E-Mails habe ich schon sehr lange nicht mehr geschrieben. Eigentlich noch nie. Denn als ich das letzte Mal verliebt war, war die E-Mail noch nicht erfunden oder besser gesagt noch kein Kommunikationsmittel für Otto Normalverbraucher. Halt mich jetzt fest, nur einen Moment. In wen habe ich mich da bloß verliebt?

       Betreff: Re: Diagnose/​Zweite Meinung einholen?

      Datum: 31. 08. 2012, 15 : 37:26

      Ja, ich halte Dich fest, ganz fest.

      Dass Du verliebt bist, wusste ich schon weit vor Dir. Sonst hätte ich mich nicht so weit vorgewagt und Dir ein Treffen in Kassel vorgeschlagen, aus Angst vor einem Korb. Ich für mich kann nur sagen: Zwei Tage nach dem Fernsehdrehtag und nach einem Traum, der Beweis dafür war, dass Du Dich bereits in mein Unterbewusstsein eingeschlichen hattest, habe ich aufgegeben, mich dagegen zu wehren. Ich mag Deinen Humor und Dein Gesicht, Deine Stimme, Deine Armhaare. Ich brenne darauf, Dich endlich anzufassen. Und ja, das gibt es: Blitzliebe. Und Du bist nicht der erste verheiratete Mann, der vom Blitz getroffen wird. In wen Du Dich verliebt hast, musst Du selbst herausfinden. In was Du Dich verliebt hast, kann ich Dir sagen: Ich bin einen Meter und fünfundsiebzig groß, trage Kleidergröße 38, Schuhgröße 38,5 und mein Gewicht willst Du nicht wissen. Bis bald, Verehrter! Das meine ich wörtlich.

       ***

       Betreff: Glückstreffer

      Datum: 01. 09. 2012, 19 : 56:29

      Die Acht ist meine Glückzahl, hoffe ich. Heute ist Samstag, ich bin trotzdem im Büro. Ich arbeite vor, muss schnell nur dem Drang nachgeben, Dir zu schreiben, Dir dadurch nahe zu sein, und vielleicht heute noch eine Antwort zu bekommen. Ich glaube, ich weiß, wie Du bist. Du bist klug, sehr klug, neugierig, impulsiv, brauchst immer wieder neue Reize und Herausforderungen, bist offen, aber auch ein wenig misstrauisch, noch lange nicht am Ende Deiner beruflichen Möglichkeiten. Du hast Power und Geschmack, bist zielstrebig, charmant, wenn Du willst, lässt Dir die Butter nicht vom Brot nehmen, arbeitest hart, würdest auch auf einer großen Bühne eine gute Figur machen, kannst Männer um den Finger wickeln, hast echten Witz, der grundsätzlich nicht so häufig vorkommt, singst, liebst Musik und ein Pferd. Du kannst also nur ein guter Mensch sein. Jetzt sag nicht, dass ich mir das alles nur einbilde.

      Fass mich an, Anna. Streichle mein Gesicht, über meinen Kopf. Gute Nacht!

       Betreff: Chemie

      Datum: 01. 09. 2012, 20 : 45:13

      Vergiss eins nicht: Wir sind nur Opfer von Chemikalien, Hormonen, Pheromonen, ein Chemieunfall. Zur falschen Zeit am falschen Ort, zu viel Sonne, wir gefallen uns. Ich habe aber immer vor Augen, dass Du verheiratet und unerreichbar bist. Es ist mir egal.

       Betreff: Das (letzte) Wort zum Sonntag

      Datum: 01. 09. 2012, 20 : 58:14

      Ich komme mit dem Zug. Ich stelle mir vor, dass wir von diesem Bahnhof in Kassel wegmüssen, denn der Typ auf dem Bahnsteig beobachtet uns schamlos, weil wir uns küssen ohne scheinbar Luft holen zu müssen. Das brauchen wir nicht, wir beatmen uns gegenseitig, meine Haut brennt, wo Deine Finger sie streifen, meine Hand fährt unter Dein Kleid, Du bist wie Seide, so zart, ich beiße in Deinen Hals, muss mich zügeln, finde wieder Deine Lippen, will in Deinem Ausschnitt verschwinden und nie wieder auftauchen. Bitte, lass uns endlich hier verschwinden. Noch nie war mir eine Picknickdecke das Paradies!

       ***

       Betreff: Kalte Füße?

      Datum: 02. 09. 2012, 10 : 30:09

      Verehrter, bist Du noch da? Es ist so ruhig heute im Mailkörbchen. Weil Familienwochenende ist? Das Sonntagsschweigen? Willst Du mich darauf vorbereiten, dass unser Treffen am Dienstag ausfällt? Schon wieder? Ist die Luft in Bonn fußkalt geworden? Du bist so weit weg, gefühlt. Eiszapfen wachsen aus dem Rechner.