Ich kann Dich nicht treffen, es tut so weh, das zu schreiben.
Roger
Betreff: Dein Ernst?
Datum: 02. 09. 2012, 14 : 44:10
Ich habe Deinen Text fünf Mal gelesen. Da steht wirklich, dass Du nicht kommen wirst. Ist das Dein Ernst? Du brichst mir mein Herz. Tu das nicht, bitte! Ich bin um 11.20 Uhr am Bahnsteig in Kassel. Seit Wochen denke ich an nichts anderes. Ich muss Dich fühlen. Ich zittere am ganzen Körper, vor Schmerz. Du hast Deine Frau schon längst mit mir betrogen, tausendmal, im Kopf. Hast Du es gedacht, ist es genau so, als hättest Du es gemacht. Wo beginnt Betrug?
Betreff: Mein Ernst
Datum: 02. 09. 2012, 14 : 53:19
Du hast in allem recht. Ich habe ein Herz, das blutet, weil ich an Dich denke. Es tut mir so leid, Dir wehzutun, Dich zu enttäuschen. Ich wollte Dich und mich glücklich machen, zumindest an diesem einen Tag. Aber ich kann nicht alles andere ausblenden. Ich habe es versucht, wirklich. Ich weiß nicht, wie ich auf Dich verzichten soll. Heute, morgen, Dienstag, immer. Ich leide unter Deinen schönen Worten. Du sitzt wie ein süßer Stachel in mir. Jede Silbe schmerzt, weil sie mich ins Herz trifft.
Lösch mich.
Betreff: Ich werde da sein
Datum: 02. 09. 2012, 14 : 54:58
Leidenschaft heißt, ihr zu folgen! Feigling! Ich werde da sein, am Dienstag in Kassel.
***
Betreff: Abschiedsgeschenk für Dich
Datum: 04. 09. 2012, 07 : 52:13
Ein Mann, ein Wort – eine Frau, eine Tat!
Ich werde jetzt nach Kassel fahren. Um 11.20 Uhr werde ich am Bahnsteig vergeblich auf Dich warten. Danach werde ich ebenso vergeblich an der Herkules-Statue stehen. Ich gehe die Wege, die ich mit Dir zusammen nehmen wollte. Ich werde mir ein sonniges Fleckchen suchen und die Picknickdecke ausbreiten, unseren Sekt trinken und Dein Obst essen. Ich mache den großen Reißverschluss von meinem kleinen blauen Kleid auf. Das Gewand lässt sich einfach wegklappen. Die warme Sonne ersetzt Deine Hände und Deine Küsse. Sie sind überall. Endlich kannst Du mich berühren! Ich werde auf errötende Ameisen und staunende Eichhörnchen keine Rücksicht nehmen. Und ich werde es endlich tun. Ich werde mit Dir schlafen, vielleicht zweimal, weil Du beim ersten Mal viel zu aufgeregt bist. Doch vorher noch das unromantische Gespräch zwischen uns. Wir sind erwachsen. Nein, wir müssen nicht verhüten. Ich kann nicht schwanger werden. Und das Schönste ist der erste Moment, wenn Du wirklich zu mir kommst, in mich eintauchst. Du glaubst erst, es geht nicht, weil Du nicht vorankommst. Ich muss Dich ermutigen, es tut nicht weh. Mach Dir keine Sorgen um mich. Du musst nur einen kleinen Widerstand überwinden. Und ich werde mich wie im Rausch fühlen, wenn Du beginnst, Dich ganz langsam zu bewegen. Wir müssen leise sein. Ich bin so schwerelos wie traurig. Eine Träne rollt, weil es einfach so unbeschreiblich schön ist mit Dir zusammen auf der Picknickdecke. Die liebe Seele hat jetzt Ruh. Wir haben es getan, Roger! Das war mein virtueller Abschiedsbeischlaf für Dich.
Ich fahre jetzt nach Kassel.
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