Fliegt der Adler auf deinen Befehl so hoch und baut sein Nest in der Höhe? Auf Felsen wohnt er und nächtigt auf Zacken der Felsen und steilen Klippen. Von dort schaut er aus nach Beute, und seine Augen sehen sie von ferne (Hiob 39,27-29 LUT).
Aus solchen Höhen können sie die Windströmungen auffangen und noch höher aufsteigen – oder mit fantastischer Geschwindigkeit zur Erde stürzen, um die Beute zu fangen, die ihre „Adleraugen“ entdeckt haben. Als prophetische Menschen hoffen auch wir, dass wir, nachdem wir uns eingenistet und ausgeruht haben, von dieser Höhe aus hochstarten können, um die Windströmungen des Heiligen Geistes zu nutzen. Aus einer solch hohen Perspektive kann unsere von Gott gegebene geistliche Sicht ein Ziel erkennen, das andere Augen verfehlen würden. Wir können den Feind sehen, und wir können die Versorgung sehen.
Wusstest du, dass Adler mehr Farben sehen können als Menschen? Wir können die drei Grundfarben Rot, Blau und Gelb und ihre Abstufungen sehen. Aber Adler können mehr Farben unterscheiden, auch im UV-Bereich, was ihnen hilft, den für Menschen unsichtbaren Urinspuren von Kleintieren zu folgen.
Noch mehr über die Sehkraft der Adler: Die Augen von großen Adlern sind etwa so groß wie menschliche Augen, aber sie sehen bis zu viermal schärfer als ein Mensch mit voller Sehkraft. Das bedeutet, dass ein Adler aus einer Flughöhe von 300 Metern seine Beute über mehrere Meilen erspähen kann. Können Propheten auch besonders scharf sehen? Ich glaube schon.
Im Laufe der Jahre haben viele Prediger erklärt (basierend auf den folgenden Bibelversen), eine Adlermutter würde ihr Junges aus dem Nest schieben, bevor es fliegen kann, und es dann im Sturzflug auffangen, um es auf eine hohe und feste Warte zu bringen.
Wie der Adler sein Nest aufscheucht, wie er über seinen Jungen schwebt, seine Flügel unter sie breitet, sie aufnimmt und sie auf den Schwingen trägt (5 Mose 32,11 NeÜ).
Dies ist poetische Sprache, ein wunderschönes Bild der Art und Weise, wie Gott uns lehrt, im Geist zu „fliegen“, und es stimmt mit dem Rest unserer prophetischen Analogie überein. Naturforscher wissen aber, dass es nicht so ist, obwohl die Adlereltern ihre Jungen mit ihren starken Flügeln schützen, wie der Vers davor zeigt:
Er fand ihn in der Steppe, in der Wüste, im Geheul der Wildnis. Er umfing ihn und hatte acht auf ihn. Er behütete ihn wie seinen Augapfel (5 Mose 32,10).
Adler schauen nie über ihre Schultern zurück und machen sich keine Sorgen um Konkurrenten. Sie sind wunderbar selbstbewusst und hochkonzentriert. Weißt du noch, was Jesus darüber sagte, dass man die Hand an den Pflug legen und nicht zurückschauen soll (vgl. Lk 9,61-621)?
Geburtsrecht
Andrew Murray, ein produktiver südafrikanischer Autor und Pastor des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, verfasste einst ein Buch mit dem Titel With Wings as Eagles („Mit Flügeln wie Adler“). Darin erklärte er:
Wie hat der Adler seine Flügel bekommen? Durch seine Geburt. Er wurde als Königsadler geboren. Er ist königlicher Abstammung … Wir alle werden mit Adlerflügeln geboren; wir haben eine göttliche Natur in uns; wir haben den Geist Jesu Christi in uns, der uns in den Himmel zieht.2
Unabhängig davon, ob du dich für einen Propheten hältst oder nicht, das ist es, was du bist. Du hast eine Verbindung um Himmel, die du täglich erneuern kannst. Du kannst den Himmel durch deine Worte und Taten auf die Erde bringen. Du bist berufen, höherzufliegen. Als ein ewiges Wesen bist du dazu berufen, im Himmel zu wohnen. Du – ja, du! – bist berufen worden, mit Adlerflügeln aufzusteigen, damit du den Himmel zu deinem kleinen Fleckchen Erde bringen kannst.
Der Prophet Jeremia erwähnte „Wenn du dein Nest hoch baust wie der Adler …“ (Jer 49,16). Obadja schrieb: „Wenn du dein Nest auch hoch bautest wie der Adler …“ (Obd 4). Es ist dein Geburtsrecht, auf den Höhen bei Gott zu wohnen. Deine Stellung ist bei ihm, also entscheide dich, sie zu besetzen! Er erhebt dich in die höchsten Höhen, also sei nicht töricht oder nachlässig oder rebellisch und verliere deine herrliche Stellung bei ihm.
„Seid still und erkennt, dass ich Gott bin!“, sagte der Psalmist (Ps 46,11 SLT). Man muss nicht angespannt sein, um Prophet zu sein. Du kannst dich auf wirklich natürliche Weise vom Natürlichen zum Geistlichen bewegen. Ein Adler wartet auf den perfekten Zeitpunkt, um in die Luftströmungen zu starten, damit er aufsteigen kann, ohne unnötig mit den Flügeln zu schlagen. Sei still und warte einfach auf diesen perfekten Moment, der zu seiner Zeit kommen wird. Adler fliegen nicht die ganze Zeit weit oben, und das solltest du auch nicht.
Die mächtigsten prophetischen Worte sind personenbezogen, nicht professionell. Jemandem auf freundliche und gütige Weise zu dienen, ist vielleicht der beste prophetische Dienst von allen, und du musst sicherlich nicht jedes Wort mit „So spricht der Herr“ unterstreichen. Fühle dich frei, deine Sprache zu ändern und sie weniger religiös und mehr normal, zugänglich zu halten. Dazu werde ich in den folgenden Kapiteln noch viel mehr zu sagen haben.
Lasst die Liebe euer Ziel sein (vgl. 1 Kor 14,1). Die Liebe ist der Kanal, der den Glauben transportiert. Du brauchst kein Besserwisser zu sein. Sei einfach ein aufrichtiger Mensch, der sich um die Menschen kümmert. Stelle Fragen und lerne die Menschen kennen. Lerne, in den Gaben des Geistes zu wirken, während du in der Frucht des Geistes wächst (Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung – vgl. Gal 5,22-23).
Es ist ein Prozess. Wie ein Adler wusstest du bei deiner Geburt noch nicht, wie man aufsteigt oder jagt. Selbst wenn du eine gewisse Reife erlangt hast, wirst du immer noch neue Dinge lernen müssen. Vergiss nicht, dass du den besten Lehrer hast, den du haben kannst, und dass er versprochen hat, das Werk zu vollenden, das er in dir begonnen hat (vgl. Phil 1,6). Er wird dich auf dem ganzen Weg erneuern, ähnlich wie er die Federn eines sich mausernden Adlers erneuert.
Vergiss niemals dein Ziel – das Ziel eines jeden, der bei seinem Namen gerufen wird: Jesus zu verherrlichen. Nachdem Johannes in den himmlischen Thronsaal eingeladen wurde, schrieb er diese Worte auf: „… das Zeugnis Jesu ist der Geist der Weissagung“ (Offb 19,10). Nicht deine Flügelspannweite oder die Genauigkeit deines Auges ist das, was zählt, sondern dass du deine Adleraugen trainierst, dich auf Jesus selbst zu konzentrieren. Gibst du als ein Adler Gottes sein Zeugnis weiter?
Gebet
Vater, in Jesu großem Namen wollen wir eine prophetische Gemeinschaft aufstehen sehen, deren Herzen auf dich gerichtet sind. Hilf uns, nach der Liebe zu streben und dennoch ernsthaft die Gabe der Prophetie zu begehren. Schenke uns prophetische Herzen, damit wir das Zeugnis Jesu für alle, mit denen wir in Kontakt kommen, freisetzen können. Mögen wir die Augen von Adlern haben, um unsere Beute zu erkennen und zu lernen, für den Fang herabzustoßen. Vergrößere unsere Flügelspannweite, damit wir zu neuen Höhen aufsteigen können. Wir erklären, dass wir keine gefährdete Art mehr sind und dass wir nicht in Angst leben müssen. Ja, wie die Adler wagen wir es jetzt, höher zu fliegen als je zuvor! Amen.
1 „Es sprach aber auch ein anderer: Ich will dir nachfolgen, Herr; vorher aber erlaube mir, Abschied zu nehmen von denen, die in meinem Hause sind. Jesus aber sprach zu ihm: Niemand, der seine Hand an den Pflug gelegt hat und zurückblickt, ist tauglich für das Reich Gottes“ (Lk 9,61-62).
2 Andrew Murray, With Wings as Eagles (New Kensington, Penn.: Whitaker House, 1993), 63-64.