Ich bin fest davon überzeugt, dass die gegenwärtige prophetische Bevollmächtigung für die vielen, für die „gewöhnlichen“ Glieder der Basis des Leibes Christi gedacht ist, nicht nur für die wenigen, die prophetischen „Superstars“. Aufeinanderfolgende Wellen des Geistes Gottes werden sich weiter entfalten, bis die Gemeinde Jesu Christi vom Geist der Weisheit und der Offenbarung in der Erkenntnis Jesu Christi durchdrungen ist (vgl. Eph 1,17). Gott, unser Vater, wird nicht nachlassen, bis sein Volk von der Offenbarung der Schönheit seines Sohnes erfüllt ist. Wenn das einladend klingt, wirst du wissen, dass es auch dir gilt!
Mose kam seinerzeit zu dieser Auffassung. Als er versuchte, sein jammerndes Volk in das Gelobte Land zu führen, lastete ein gewaltiger Druck auf diesem gesalbten Mann. Sein Klageschrei zum Herrn findet sich in 4. Mose 11,14: „Ich allein kann dieses ganze Volk nicht tragen, denn es ist mir zu schwer.“ Aber Gott hatte eine Lösung für Moses Dilemma:
Und der HERR sprach zu Mose: Versammle mir siebzig Männer aus den Ältesten Israels, von denen du erkannt hast, dass sie Älteste des Volkes und seine Aufseher sind, und führe sie zu dem Zelt der Begegnung, dass sie sich dort mit dir zusammen aufstellen! Und ich werde herabkommen und dort mit dir reden, und ich werde von dem Geist nehmen, der auf dir ist, und auf sie legen, damit sie mit dir an der Last des Volkes tragen und du sie nicht mehr allein tragen musst (4 Mose 11,16-17).
Mose ging also hinaus und sagte dem Volk die Worte des Herrn. Er versammelte die siebzig Ältesten und platzierte sie um das Zelt herum. Dann kam der Herr in der Wolke herab und nahm von dem Geist, der auf Mose ruhte, und legte ihn auf die siebzig Ältesten. In Vers 25 heißt es: „Und es geschah, sobald der Geist auf sie kam, weissagten sie; später aber nicht mehr.“
Was für ein schönes Bild, aber was für ein unbefriedigendes Ergebnis! Mit einer Handbewegung des Meisters wurde die prophetische Gegenwart, die auf Mose ruhte, unter den siebzig verteilt, und sie prophezeiten, aber danach taten sie es nicht mehr. Gott sei Dank war dies nicht das letzte Wort in dieser Sache.
Zwei Männer, Medad und Eldad, waren im Lager geblieben. Sie waren nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort aufgetaucht. Trotzdem kam der Geist genauso auf sie wie auf die Ältesten, und sie ließen den Geist im Lager wirken. Wenn ich mir diese Szene vorstelle, sehe ich zwei Krieger, die so hungrig nach der Salbung des Herrn waren, dass ihr Herz zu einem mitfühlenden Gott schrie: „Gib mir alles, was du hast! Mehr, Herr!“ Gott antwortete auf ihr Flehen. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Medad und Eldad jemals aufgehört haben zu prophezeien. Möglicherweise gingen sie wie wild durchs Lager, legten Menschen die Hände auf und verkündeten Gottes mächtiges Wort.
Vielleicht sah es ein wenig ungewöhnlich und unzulässig aus, da es einen jungen Mann gab, der loslief und Mose berichtete: „Eldad und Medad weissagen im Lager!“ (V. 27). Auch Josua schloss sich dem an und fügte hinzu: „Mein Herr, Mose, halte sie zurück!“ (V. 28). Ähnelt diese Reaktion nicht jenen, die durch die Jahrhunderte hindurch das Wirken des Geistes kontrollieren wollten?
Aber Mose sagte zu ihm: „Eiferst du für mich? Mögen doch alle im Volk des HERRN Propheten sein, dass der HERR seinen Geist auf sie lege!“ (4 Mose 11,29).
Durch Moses Antwort wird Gottes Herz offenbart: Der prophetische Geist ist für die vielen, nicht für die wenigen. Die siebzig Ältesten um das Zelt herum prophezeiten nur einmal. Gott sehnt sich nach einer Generation unscheinbarer Menschen, die fortwährend in seiner prophetischen Gegenwart lebt.
Jahrhunderte später wurde der Prophet Joel zur Posaune Gottes und erklärte, Gott werde in den letzten Tagen seinen Geist über alles Fleisch ausgießen (vgl. Joel 2,28). Am Pfingsttag nahm Petrus den Stab Joels auf und verkündete: „Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, dass ich von meinem Geist ausgießen werde auf alles Fleisch, und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, und eure jungen Männer werden Gesichte sehen, und eure Ältesten werden in Träumen Visionen haben“ (Apg 2,17).
Ist dir das klar? Der prophetische Geist ist für die vielen, nicht für die wenigen! Strecke dich nach ihm aus und erhebe deinen eigenen Schrei zu ihm: „Vater, gieße deinen Geist so stark über den Leib deines Sohnes aus, dass er uns aus dem Zelt der Begegnung hinaus in die Welt sendet. Setze die Fülle des Geistes der Weisheit und der Offenbarung frei, wie du es mit Medad und Eldad getan hast, und befähige dein großes Volk, durch den Geist der Prophetie Jesus zu bezeugen.“
Letzten Endes geht es in Der Prophet darum, das Herz Jesu zu bekommen und seine Gedanken auszusprechen, während du dich immer mehr auf ein festes biblisches Fundament stützt und gründest.
Um dir die Orientierung zu erleichtern, ist dieses Buch in vier Abschnitte gegliedert: Prophetische Anfänge, Prophetische Entwicklung, Prophetische Vielfalt und Prophetische Beauftragung. Jedes der zwölf Kapitel baut auf dem jeweils vorhergehenden auf.
Möge der Segen des Herrn mit dir sein! Möge er ein festes Fundament für das Zeugnis Jesu in deinem Leben legen!
Kapitel 1: Wo Adler zu fliegen wagen
Aber die auf den HERRN hoffen, gewinnen neue Kraft; sie heben die Schwingen empor wie die Adler, sie laufen und ermatten nicht, sie gehen und ermüden nicht.
Jesaja 40,31
Wie es bei Johannes, dem Geliebten, auf der Insel Patmos war, höre ich die Stimme des Geistes sagen: „Komm hier herauf!“ (Offb 4,1). Ja, erhebe dich wie ein Adler über die Mächte der Finsternis und die Fürstentümer des Bösen. Erhebe dich in eine Atmosphäre, die frei von geistlicher Kriegsführung, Streit und Sorge ist. Nutze den Wind und lass dich höher tragen – dahin, wo die Strömung frei fließt und selbst eine winzige Brise bewirkt, dass du an Höhe gewinnst. Wie wunderbar ist es doch, dass der mächtige Adler es wagt, dorthin zu fliegen, wo noch nie zuvor ein zweiflügeliges Wesen geflogen ist.
Wie der Adler fliegt der Prophet höher und sieht weiter als alle anderen von Gott Begabten. Der Prophet schwebt durch die geöffnete Tür und erhebt sich an den Ort, wo der Himmel blau, die Vision klar und du alles aus der Perspektive des dritten Himmels siehst. Wenn Propheten, prophetisch begabte Menschen und die lang erwartete prophetische Generation mutiger Gläubiger hervortreten, weißt du, dass die herrlichen Pläne und Ziele des Vaters sich für eine Zeit wie diese immer schneller erfüllen.
Eine Vielfalt von Adlern
Weltweit gibt es mehr als sechzig Arten majestätischer Adler – in Eurasien, Afrika, Mittel- und Südamerika, Australien, Kanada und den Vereinigten Staaten, wo 1782 der Weißkopfseeadler als nationaler Wappenvogel eingeführt wurde. Die Flügelspannweite eines Adlers kann bis zu 2,50 m erreichen, und ihre Nester können bis zu 450 kg wiegen. Obwohl sie Einzelgänger sind, bleiben sie ein Leben lang ein Paar. Adler sind seit Langem ein Symbol für Größe und Kraft und tauchen von der Antike bis heute auf Währungen, Siegeln, militärischen Insignien und Flaggen auf.
Adler waren nicht nur Gegenstand ägyptischer, römischer und indianischer Folklore, sondern finden sich auch im gesamten Alten Testament und in der Offenbarung. Ist dir das aufgefallen? Gott benutzt Beispiele von Adlern, um uns viele Dinge zu lehren. Er vergleicht uns und diesen erstaunlichen Vogel – wenn wir uns nur dafür entscheiden, uns in allem auf seine Kraft zu verlassen.
Dem obigen Abschnitt aus Jesaja gehen diese Verse voraus:
Hast du es nicht erkannt, oder hast du es nicht gehört? Ein ewiger Gott ist der HERR, der Schöpfer der Enden der Erde. Er ermüdet nicht und ermattet nicht, unergründlich ist seine Einsicht. Er gibt dem Müden Kraft und dem Ohnmächtigen mehrt er die Stärke. Jünglinge ermüden und ermatten, und junge Männer straucheln und stürzen. Aber die auf den HERRN hoffen, gewinnen neue Kraft; sie heben die Schwingen empor wie die Adler, sie laufen und ermatten nicht,