„Ja? Und?“
„Ich meine, da kann es doch nur eine Frage der Zeit sein, bis er auch von Stefanie genug hat“, sagte Frings leidenschaftlich. „Mädchen sind hübsche Spielzeuge für ihn. Wenn sie ihn nicht mehr interessieren, schmeißt er sie zu den anderen in die Ecke. Ehrlich gesagt, dafür ist mir Stefanie zu schade.“
„Was willst du tun?“ Robert schob den leeren Teller von sich. „Du kannst die beiden nicht auseinanderbringen. Wenn du das versuchst, erreichst du mit Sicherheit genau das Gegenteil, dann rücken sie noch mehr zusammen. Und im schlimmsten Fall weigert Stefanie sich, weiter mit dir zu arbeiten und sucht sich einen Trainer, der sich nicht in ihre Privatangelegenheiten mischt.“
„Ein guter Trainer muss sich auch darum kümmern. Sport und Privatleben kann man nicht so einfach trennen, denn letzteres hat immer Einfluss auf die Leistung eines Sportlers.“
Robert leerte sein Glas. Die Bedienung kam. „Noch’n Alkoholfreies?“
„Danke, nein“, antwortete Robert. „Aber mir können Sie noch eines bringen“, sagte Erik Frings. Er neigte sich etwas vor. „Weißt du, was mir lieber wäre?“
„Was?“
Frings bekam sein Bier. „Wenn du und Stefanie, wenn ihr beide ... Na ja, du weißt schon ...“
Robert Rahner winkte lustlos ab. „Vergiss es.“
„Mensch, ich verstehe dich nicht! Ist Stefanie es nicht wert, dass du um sie kämpfst?“
„Ich habe keine Lust, mich lächerlich zu machen“, brummte Robert. „Wer sich auf einen so aussichtslosen Kampf einlässt, ist ein Idiot. Ich habe nicht die geringste Chance gegen Wylander, also werde ich auch nicht versuchen, ihn auszubooten. Ich mach’ mich doch nicht zum Narren!“
„Weißt du, was mir an dir immer besonders imponiert hat? Dein wild entschlossenes Kämpferherz.“
„Ich kämpfe da, wo es einen Sinn hat“, entgegnete Robert. „Wenn meine Erfolgsaussichten von Anfang an gleich Null sind, passe ich lieber und setze die gesparte Kraft dort ein, wo es zweckmäßiger ist.“
„Wylander wird Stefanie unglücklich machen.“
Robert Rahner hob bedauernd die Schultern. „Ich kann es nicht verhindern.“
„O doch, das könntest du, aber du willst nicht.“
Robert machte ein Gesicht, als hätte er Essig getrunken. „Können wir nicht über etwas anderes reden?“
„Dieser Typ wird Stefanie sehr weh tun, und du wirst dir dann vorzuwerfen haben, dass du nichts dagegen unternommen, ja, es nicht einmal versucht hast.“
Robert versuchte das Thema zu wechseln. „Steht schon fest, mit wem wir in Berlin antreten werden?“
Doch Erik Frings ließ sich nicht ablenken. Er sagte: „Wenn die Katastrophe eintritt, brauche wenigstens ich kein schlechtes Gewissen zu haben. Es wird mir nur leid tun, dass es mir nicht gelungen ist, dich zu überreden, dich um Stefanie zu bemühen.“
Robert seufzte schwer. „Trink dein Bier, ich möchte gehen.“
9
Zwei Tage später sagte Frings nach dem Training zu Stefanie: „Da hat jemand bei mir angeklopft. Eine Werbefirma.“
„Weswegen?“, erkundigte sich die hübsche Sportlerin.
„Die möchten, dass du für eine bekannte Schokoladenmarke Reklame machst.“
„Hältst du das Angebot für seriös?“, fragte Stefanie.
Frings nickte. „Ich denke, es ist in Ordnung.“
„Was müsste ich tun?“
„Man würde ein paar Spots fürs Fernsehen mit dir drehen“, erklärte Erik Frings.
„Ich bin keine Schauspielerin.“
„Ich glaube nicht, dass du damit Probleme hättest“, meinte der hagere Trainer überzeugt.
„Wozu rätst du mir?“, fragte Stefanie und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr.
„Ich würde es machen“, antwortete Frings.
„Gut, dann mache ich es.“
„Ich werde dich mit den Leuten zusammenbringen“, sagte der Trainer. „Okay.“
„Aber erst nach Berlin.“ Frings sah sie ernst an. „Du musst den Kopf frei haben, wenn du in Berlin gut abschneiden willst.“
„Einverstanden.“ Wieder der Blick auf die Armbanduhr.
„Lass uns jetzt noch den Trainingsfahrplan festlegen.“
Stefanie machte ein lustloses Gesicht. „Hat das nicht bis morgen Zeit? Ich werde abgeholt.“
„Die Amerikaner werden mit ihrer stärksten Mannschaft anrücken.“
„Morgen, ja?“ Sie küsste Frings flüchtig auf die Wange und eilte davon.
Der Trainer blickte ihr kopfschüttelnd nach und murmelte: „Mädchen, Mädchen, das gefällt mir nicht. Das gefällt mir ganz und gar nicht.“
10
Wenige Tage vor Stefanie Behrensens Abreise nach Berlin gab es Krach im Hause Wylander. Um der heftigen Auseinandersetzung mit seinem Sohn gewachsen zu sein, hatte Jan Wylander rechtzeitig ein Nitropräparat genommen, das die Herzkranzgefäße erweiterte und dadurch ernsthafte Beschwerden verhinderte.
„Es muss endlich Schluss sein mit diesem Lotterleben, Junge!“, erklärte der Fabrikant streng. „Du musst endlich begreifen, dass der Mensch nicht nur dazu auf der Welt ist, die süßen Früchte zu genießen. Er muss auch dazu beitragen, dass sie wachsen und gedeihen.“
„Willst du mich etwa wieder in dieses Büro stecken?“, fragte Matthias aufsässig.
„Was hast du dagegen?“
„Es ist ein Käfig“, zischte Matthias aggressiv, „und ich hasse es, eingesperrt zu sein, das weißt du ganz genau.“
Jan Wylander schlug mit der Faust kräftig auf den Tisch. „Ein gesunder Mann hat die verdammte Pflicht, zu arbeiten, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen und nicht