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Mit Robert Rahners Besuch hatte Stefanie Behrensen keine große Freude. „Hallo!“, sagte er und lächelte verlegen. „Ich hatte in der Nähe zu tun, und da dachte ich, ich schau' auf einen Sprung bei dir vorbei.“
„Aha.“
Er tänzelte auf der Fußmatte herum. „Darf ich reinkommen?“
„Natürlich. Entschuldige.“ Stefanie gab die Tür frei.
Robert trat ein.
„Du kommst ein bisschen ungelegen, wenn ich ehrlich sein darf“, sagte Stefanie. „Ich bin gerade beim Packen.“
„Ich bleibe nicht lange, bin gleich wieder eine Wolke“, versprach Robert. „Möchtest du ein Bier?“
„ Lieber ’ne zuckerfreie Limo, wenn du hast.“
„Hab’ ich.“ Sie schenkte ihm ein Glas ein.
Er trank. „Morgen geht’s los.“
Sie nickte. „Ja.“
„Warst du schon mal in Berlin?“ Stefanie schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Ich auch nicht. Soll eine tolle Stadt sein.“
Sie lächelte. „Wir werden nicht viel davon sehen. Das ist dir doch bestimmt klar, oder?“
„Eine Stadtrundfahrt müsste drin sein.‘‘ Stefanie nickte wieder. „Die machen wir.“
„Ich möchte dir viel Glück für Berlin wünschen.“
„Wünsche ich dir auch“, gab Stefanie zurück.
„Du kannst gewinnen“, sagte Robert überzeugt.
„Wir werden sehen.“
Robert nagte an seiner Unterlippe. „Nimmst du einen Glücksbringer von mir an?“
„Warum nicht?“
Robert holte einen Stoffdelphin aus seiner dünnen Windjacke und gab ihn ihr.
„Gott, ist der süß!“, rief Stefanie begeistert aus.
„Das ist Flippy“, erklärte Robert. „Er wird dich beschützen und dir Glück bringen, wo immer du bist.“
Stefanie nahm das Geschenk erfreut und bewegt entgegen und gab Robert einen spontanen Kuss auf die Wange. Er lief knallrot an und räusperte sich verlegen.
„Danke!“, sagte Stefanie überschwänglich. „Flippy wird mich von nun an überallhin begleiten.“
15
„Ein Verbot würde Dana nur bockig machen“, sagte Jana Härtling.
„Wir wären im Handumdrehen ihre größten Feinde“, schmunzelte Dr. Härtling.
„Aber wir können nicht zulassen, dass sie mit einem wildfremden Mann für ein Jahr in den südamerikanischen Urwald geht und so tut, als hätte sie das Abitur bereits hinter sich.“
„Das ist klar“, gab Sören Härtling seiner Frau recht.
„Was also tun wir?“
„Hast du eine Idee?“, fragte Sören.
„Nein. Du?“
„Ich schon“. Der Arzt nickte und lächelte ein wenig dabei.
„Lass hören.“
In der Villa der Härtlings herrschte Stille. Die Familie war zu Bett gegangen. Im dunklen Garten zirpten Grillen. Eine Entscheidung in Sachen Dana Härtling/Perry Walewski war noch nicht gefällt worden. Lange würde sie sich aber nicht aufschieben lassen, das war den besorgten Eltern klar.
„An und für sich bevorzuge ich ja eher den geraden Weg“, erklärte Sören, „aber in diesem diffizilen Fall scheint es mir angeraten zu sein, lieber einen kleinen Umweg zu machen. Kannst du mir folgen?“
Jana legte ihren Arm über Sörens Brust. „Nein, aber sprich weiter.“
„Diese Reise in den südamerikanischen Urwald ...“
„Das Kind hat völlig falsche Vorstellungen davon“, sagte Jana Härtling. „In Danis Augen ist das Ganze ein romantisches, völlig harmloses Abenteuer.“
„Deshalb würde sie auch keinen unserer Einwände gelten lassen.“
„Und wie willst du sie von dieser Schnapsidee abbringen?“, fragte Jana bang.
„Nicht ich werde das tun, sondern Herr Walewski.“
„Was hast du vor?“, fragte Jana gespannt.
„Ich werde mit Walewski reden.“
„Wenn Dana davon erfährt...“
„Walewski muss mir versprechen, über unser Gespräch zu schweigen“, sagte Sören.
,,Hoffentlich ist er ein Ehrenmann, sonst trägt Dana dir das bis an ihr Lebensende nach.“ Jana atmete schwer aus. „Ich weiß nicht, mir gefällt nicht, was du tun willst.“
„Hast du eine bessere Idee?“
„Nein“, gab Jana zerknirscht zu.
„Na also!“
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„Chef“, sagte am darauffolgenden Morgen Moni Wolfram, Dr. Härtlings Sekretärin, am Telefon.
„Ja, Moni?“
„Ich habe jetzt Herrn Walewski dran‘‘, meldete die tüchtige Sekretärin, die mit dem jungen Assistenzarzt Dr. Michael Wolfram verheiratet