Antje Babendererde
Wie die Sonne
in der Nacht
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Wie die Sonne in der Nacht ist auch als Hörbuch erhältlich.
Für die, die nach uns kommen
1. Auflage 2018
© 2018 Arena Verlag GmbH, Würzburg
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Johannes Wiebel, unter Verwendung eines
Fotos von © shutterstock
Umschlagillustrationen und Vignetten im Innenteil: Anja Götz
ISBN 978-3-401-80762-1
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Inhaltsverzeichnis
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
Nachwort
When mountains die, we die.
When rivers run backwards into time,
our spirits will travel alone.
All is a circle in within us.
What ends here begins in some other place.
What begins here, has no end.
Tiwa Prayer
Ohne Mais gibt es kein Lied.
Ohne Lied gibt es keinen Tanz.
Ohne Tanz kein Regen,
ohne Regen kein Mais.
Wenn der Mais stirbt,
sterben auch wir.
Robert Mirabal
Der Schein roter Flammen flackerte auf seiner nackten Brust mit den lehmigen hellen Streifen und warf seinen tanzenden Schatten auf die uralten Steinmauern. Vor langer Zeit hatten seine Vorfahren hier gelebt, gehofft und geträumt. Träume, die die Mauern nicht vergessen konnten. Pueblo Ánima war eine Wohnstatt der Geister und er war von ihren Stimmen gerufen worden. Die Ewigen Wesen verfolgten ihn in seinen Träumen, flüsterten ihm ins Ohr, wenn er schlief, und versuchten, ihn in ihre Welt zu holen, damit er die alte Ordnung der Welt wiederherstellen konnte.
Denn er war der Auserwählte, vom selben Blut wie der große Po-se-yemo, der vor Hunderten von Jahren in einer Höhle in diesen Bergen geboren war. In seiner Kindheit hatte Po-se-yemo gehungert, er war schwach und unbedeutend gewesen – so wie er selbst. Doch später hatte er die Menschen mit seiner Fähigkeit, Regen zu machen, überzeugt, und sie erkannten in ihm ihr Oberhaupt.
Po-se-yemo lehrte die Menschen die Regeln spirituellen Lebens und wie man Adobe-Dörfer baute. Als das getan war, entzündete er ein Feuer, das niemals erlöschen durfte. Wenn die Menschen diese heilige Flamme am Leben hielten – so prophezeite er –, würde er eines Tages zurückkehren, um sie von den Eindringlingen, die über das Meer kommen und das Land überschwemmen würden, zu befreien. Nur er war dazu bestimmt, die Pueblo-Völker wieder zu einem mächtigen Stamm zu vereinen.
Er legte neue Äste ins Feuer und Funken stoben bis zur mächtigen Felsdecke, die sich über die Mauern der Klippensiedlung wölbte wie eine schützende Hand. Er erhob sich und sein Schatten an der Mauer wurde größer und mächtiger, so wie er es auch bald sein würde. Es war an der Zeit, Po-se-yemos Prophezeiung zu erfüllen.
Dazu brauchte er die Hilfe von Lightning Man.
Doch der Regen-Katchina, er ruhte im Verborgenen im Pueblo der Seelen. Einem Ort, wo sich das Wissen der Ersten Alten verdichtete, ein Ort, wo Macht und Zeit zusammentrafen.
Und Lightning Man war zornig auf ihn, weil er einen Fehler begangen hatte. Er hatte getötet. Doch er hatte es für die Zukunft seines Volkes getan und manchmal waren Opfer eben erforderlich.
Ein großer Schatten tauchte hinter seinem Schatten auf und trotz des Feuers bekam er eine Gänsehaut, spürte, wie kalte Angst durch seine Adern kroch.
»Ich bringe das in Ordnung«, flüsterte er. »Ich bin deiner würdig und werde dich nicht enttäuschen. Ich schwöre, ich bringe es wieder in Ordnung, Lightning Man.«
Rosaria platzte in mein Zimmer. »Hast du meinen hellblauen Bra irgendwo gesehen?«
Ich hob den Blick von meinem Tagebuch, in dem ich gerade versuchte, Frust und Kummer loszuwerden. »Nein, sorry.«
»Mierda«, murmelte sie panisch und war gleich wieder verschwunden. Der hellblaue Hauch mit Spitze von Victoria’s Secret war Rosarias Lieblings-BH, und den