»Auch die Heizung funktioniert hervorragend«, sagte Erich Gloger. Ihre Jacken lagen auf den Rücksitzen.
»Es ist so angenehm warm wie hinter einem Kachelofen«, stellte Jutta fest.
»Sie sollten langsam an die Rückfahrt denken«, empfahl Erich Gloger.
»Liebe Güte, ja, Sie haben recht. Ich habe ganz vergessen, dass mir der Wagen noch nicht gehört«, meinte Jutta schmunzelnd.
»Werden Sie ihn kaufen?«, fragte Erich Gloger.
»Auf jeden Fall«, antwortete die junge Frau;
»Soll ich mit Schenk wegen des Preises verhandeln?«, wollte er wissen.
»Damit würden Sie mir einen großen Gefallen tun«, gab sie zur Antwort.
Jutta fuhr rückwärts in einen Feldweg. Sie hatte sich umgedreht, und ihr Gesicht war jenem von Erich Gloger in diesem Augenblick sehr nahe - ein Vorteil von Kleinwagen: Alles war so schön in Reichweite.
Als sie wieder nach vorn schauen wollte, hielt Erichs Blick sie einen Augenblick lang fest. Sein Gesicht kam noch näher, und Juttas Herz fing an, schneller zu schlagen.
Der junge Mann hätte sie wahrscheinlich geküsst, aber sie rutschte vom Kupplungspedal ab, und der Wagen machte einen Sprung vorwärts. Damit war die knisternde Spannung dahin.
Zu dumm.
Sie kehrten zu Manfred Schenk zurück, und es war nicht nötig, mit ihm zu handeln, denn er senkte den Preis von sich aus so erheblich, dass es unfair gewesen wäre, ihn noch mehr drücken zu wollen.
Nachdem der Kaufvertrag unterschrieben war, holte Manfred Schenk eine Flasche selbst gebrannten Vogelbeerschnaps aus dem Schrank und füllte drei Gläser.
Sie stießen an, und Schenk sagte: »Ich wollte, dass Sie den Wagen nehmen, Fräulein Sibelius. Es waren schon zwei andere Interessenten hier, aber die habe ich wieder fortgeschickt, obwohl sie einen guten Preis bezahlt hätten. Sie hätten den Wagen nicht gut behandelt. Wahrscheinlich werden Sie jetzt denken, ich bin nicht ganz richtig im Kopf, aber irgendwie verbinde ich das Auto noch mit meiner Tochter. Ich möchte, dass jemand Freude damit hat.«
»Die habe ich«, sagte Jutta ehrlich.
»Und Sie sehen darüber hinaus auch noch Gisela ähnlich«, sagte Schenk. Er stand auf und holte eine Fotografie von seiner Tochter.
Weder Jutta noch Erich Gloger konnten eine Ähnlichkeit feststellen, aber sie widersprachen Manfred Schenk nicht.
24
Gideon Arendt warf die Atelierschlüssel hoch und fing sie auf. Er trug eine braune Lederjacke, die mit weißem Lammfell gefüttert war. Da er nur die letzten Worte der Unterhaltung mitbekommen hatte, übernahm es Kitty Kolbert, ihn zu informieren.
Als er erfuhr, dass Antje Büchner von ihm schwanger war, wurde er zunächst blass. Dann aber trat Zornesröte in sein Gesicht.
»Was fällt Ihnen ein, sich in meine Angelegenheiten zu mischen, Dr. Anders!«, brüllte er.
Der Chefarzt blieb ruhig. »Es ist auch Fräulein Büchners Sache.«
»Verdammt noch mal, was ist denn das für ein abgekartetes Spiel? Ich hätte große Lust, Sie hinauszuwerfen«, entrüstete der junge Mann sich lautstark.
»Soviel mir bekannt ist, handelt es sich um Fräulein Kolberts Atelier. Wenn sie mich darum bittet, werde ich gehen«, wandte der Chefarzt ein.
»Werden Sie nicht unverschämt«, entgegnete Gideon Arendt.
»Sie sollten sich jetzt sehen«, sagte Dr. Anders gelassen. »Sie gebärden sich wie Rumpelstilzchen.«
»Sie möchten wohl, dass ich Ihnen die Zähne einschlage!«, brüllte Gideon erneut.
»Bitte beruhige dich, Gideon«, sagte Kitty Kolbert beschwörend.
»Man wird sich ja wohl noch verteidigen dürfen, wenn man hinterrücks angegriffen wird!«, brüllte Gideon Arendt weiter.
Ich weiß wirklich nicht, was Antje Büchner an ihm findet, dachte der Chefarzt. Der Mann ist jähzornig, rücksichtslos, ein Egoist und hat keine Manieren. Sie sollte froh sein, dass er sich empfohlen hat.
»Na schön, Doktor Anders, Antje Büchner bekommt ein Kind, aber ich bestreite, dass ich der Vater bin!«, schrie Gideon Arendt.
»Es gibt zuverlässige Tests, mit denen sich die Vaterschaft einwandfrei nachweisen lässt, Herr Arendt«, erwiderte der Mediziner mit leiser Stimme.
»Sie hat sich mit irgendeinem Kerl eingelassen und will mir das Kind nun in die Schuhe schieben«, meinte der junge Mann.
Dr. Anders stand abrupt auf. »Sie sollten lieber zuerst denken und dann reden, Herr Arendt«, sagte er scharf. »Fräulein Büchner ist anständiger, als Sie es verdienen.«
»Warum hat sie mir nicht gesagt, dass sie schwanger ist? Sie hätte mir nicht in die Augen sehen können. Ich hätte sie durchschaut. Deshalb versteckt sie sich nun hinter Ihnen. Aber selbst wenn das Kind von mir ist - was erst noch bewiesen werden muss, bin ich nicht bereit, zu Antje zurückzukehren. Ich liebe sie nicht mehr. Das Leben geht weiter. Ich liebe Kitty Kolbert, mit Antje bin ich fertig. Oh, ich hätte nicht gedacht, dass sie so ein durchtriebenes Luder ist. Sie hat mich hereingelegt. Wir hatten abgemacht: Kein Kind, erst noch das Leben genießen, all die Dinge tun, die später, wenn Kinder da sind, nicht mehr möglich sind. Antje sagte zu allem ja und amen - und plötzlich ist sie schwanger.«
»Was soll sie denn machen, wenn es passiert ist?«, fragte der Mediziner.
»Kommen Sie mir doch nicht damit, Doktor Anders. Sie als Arzt wissen doch am besten, dass so etwas heute nicht mehr einfach passiert. Man muss ein Kind wollen, um eines zu bekommen. Antje hat die Pille heimlich abgesetzt, damit sie schwanger wird. Sie dachte wohl, mich damit herumzukriegen. Wenn ein Kind unterwegs ist, wird in den meisten Fällen schnell geheiratet. Aber diese Rechnung geht in meinem Fall nicht auf. Wenn es sein muss, werde ich für das Kind zahlen, aber ich werde Antje Büchner niemals heiraten. Würden Sie ihr das bitte bestellen?«
»Wenn Sie mich fragen«, erwiderte der Chefarzt kühl, »können Sie Fräulein Büchner keinen größeren Gefallen tun, als ihr für immer fernzubleiben. Ich bin davon überzeugt, dass sie es ohne Sie besser hat als mit Ihnen»
25
Der nächste Tag war ein Samstag. Dr. Anders suchte