Krimi Sammelband 4005: Frohes Mörderfest - 4 Thriller in einem Band. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Триллеры
Год издания: 0
isbn: 9783745210514
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Uhr dreißig hier angekommen. Er behauptet steif und fest, dass der Kofferraum leer war, als er seinen Wagen vor dem Haus abstellte.“

      „Das ist wirklich wahr“, beteuerte Bente. „Ich packe nie etwas in den Kofferraum, wenn ich keine weite Reise vorhabe. Ich finde, das gibt nur unnötige Nebengeräusche. Deshalb schließe ich ihn ja auch nie ab. Jeder, der dazu Lust hat, konnte mir die Schreibmaschine hineinstellen.“

      Katharina wandte sich an den Kommissar.

      „Wo ist sie überhaupt?“

      Reese öffnete die Tür ein wenig und gab den Beamten, die draußen auf dem Korridor geblieben waren, einige Anweisungen. Einen Augenblick später brachte einer von ihnen die kleine Maschine herein. Katharina stellte sie auf einen kleinen Tisch, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass sie möglicherweise die lackierte Oberfläche zerkratzte. Dann nahm sie den Deckel ab und stellte fest, dass auf dem Wagen mehrere Blätter lagen, die fein säuberlich zusammengefaltet waren und denen von Zerban aufs Haar glichen. Sie holte sich einen Stuhl und begann, die Maschine gründlich zu untersuchen.

      „Sie brauchen nicht besonders vorsichtig zu sein“, meinte Reese. „Sämtliche Fingerabdrücke haben wir bereits abgenommen.“

      Katharina winkte ab.

      „Die Abdrücke des Mörders waren bestimmt nicht darunter“, gab sie ein wenig mutlos zurück. „In der Beziehung ist er gar nicht so dumm.“

      Kommissar Reese lachte leise.

      „Ich habe keinen Augenblick daran gezweifelt, dass er Handschuhe trug, während er den Bericht schrieb. Das sieht man ja auch an der Art und Weise, wie er getippt wurde.“

      Aus der Innentasche seines Jacketts zog er die Papiere, die Katharina bei Zerban gefunden hatte. Er hatte offenbar vergessen, sie im Landeskriminalamt abzugeben. Reese stellte legte die Blätter neben die Maschine.

      „Da, sehen Sie“, sagte er, während er mit dem Zeigefinger auf die Zeilen deutete. „Soundso oft sind die Buchstaben übertippt worden. Daraus lassen sich schon recht interessante Schlüsse ziehen. Jedes Mal, wenn die Person, die den Bericht verfasst hat, ein ‘e‘ tippen wollte, hat sie die Taste mit dem ‚w‘ erwischt. Und wenn sie das ‚s‘ herunterdrücken wollte, hat sie gleichzeitig die Taste mit dem ‚a‘ betätigt. Mit vielen anderen Buchstaben verhält es sich ähnlich.“

      Katharina betrachtete den Text mit verstärkter Aufmerksamkeit und schüttelte dann den Kopf.

      „Ich glaube einfach, dass es gewöhnliche Tippfehler sind. Sie weisen deutlich darauf hin, dass der Bericht unter ganz besonderen Bedingungen geschrieben wurde.“

      Reese runzelte fragend die Brauen.

      „Woher wollen Sie das wissen?“

      „Ganz einfach. Die Buchstaben u, o, p, h, j, k, l, m, b, n sind niemals übertippt worden. Das können Sie doch sehen.“

      Der Kommissar überflog mit schnellen Blicken die Zeilen, auf die Katharina mit den Fingern zeigte.

      „Das ist purer Zufall. Schließlich konnte unser tapferer Stenotypist nicht jeden Buchstaben übertippen, wenn er auch Handschuhe trug. Dann wäre ja der ganze Bericht unleserlich geworden.“

      „Es gibt noch etwas anderes“, meinte Katharina. „Einige Wörter fehlen. Hier zum Beispiel und dann wieder da. Das ist im ganzen Text so. Fast auf jeder Seite findet man etwa zehn bis zwölf freigelassene Stellen.“

      „Na und?“, fragte Reese. „Wir haben doch bereits herausgefunden, dass der Mann oder die Frau sehr schnell geschrieben haben muss, wenn man bedenkt, um welche Zeit Zerban ermordet wurde. Es ist doch natürlich, dass man in der Eile etwas auslässt.“

      Katharina kam eine Idee, und sie wandte sich an Bente.

      „Während der Besprechung, die Stollberg abhielt, habe ich bemerkt, dass Sie sich Notizen gemacht haben. Wo sind sie?“

      Der Ingenieur deutete mit einer Kopfbewegung auf den Schreibtisch in der Ecke des Zimmers.

      „Die Aufzeichnungen befinden sich in meiner Aktentasche, die im Sekretär eingeschlossen ist.“

      „Das haben wir doch schon alles geprüft“, sagte Reese ungeduldig. „Ich verstehe gar nicht ...“

      „Trotzdem möchte ich gerne etwas nachsehen.“

      Katharina öffnete den Sekretär. Auf der Schreibtischplatte lag eine kleine schwarze Aktenmappe, in der sich die von Bente beschriebenen Blätter befanden. Katharina sah sie aufmerksam durch. Der Ingenieur hatte seine Notizen nicht stenografiert, sondern in Langschrift gemacht. Er hatte sich damit begnügt, die Hauptpunkte zu unterstreichen. Verben und Artikel fehlten ganz. Trotzdem konnte man den Text anhand dieser Aufzeichnungen ziemlich genau rekonstruieren.

      Als Katharina den handgeschriebenen Text mit den Unterlagen verglich, die sie bei Zerban gefunden hatte, machte sie eine Entdeckung, die sie zum Nachdenken veranlasste. Viele Passagen des Berichts waren wesentlich unklarer als in Bentes Notizen. An manchen Stellen fehlten ganze Sätze, die hingegen auf den Blättern des Ingenieurs deutlich verzeichnet waren. Wenn Bente tatsächlich den Bericht für den Industrie-Spion getippt hatte, dann war er dabei nachlässig und ungeschickt zu Werke gegangen.

      Nach einigem Grübeln gelangte Katharina zu dem Schluss, dass Bente vielleicht ein ganz schlauer Fuchs war. Wenn er nämlich seine Aufzeichnungen Wort für Wort abgeschrieben hätte, dann wäre er Gefahr gelaufen, sich sofort zu verraten. Er hätte natürlich auch zuerst den Bericht wortgetreu abschreiben und dann seine Notizen vernichten können, aber auch dadurch wäre er zweifellos in Verdacht geraten. Katharina zog Reese in eine Ecke und teilte ihm ihre Beobachtungen mit. Der Kommissar blickte sie unbeeindruckt an.

      „Im Grunde genommen beweist das gar nichts“, hielt er ihr vor. „Entweder ist Bente besonders schlau oder unschuldig.“

      „Wir dürfen nicht vergessen, dass jede Person die Maschine in den Kofferraum hätte stellen können“, meinte Katharina.

      „Und? Soll ich ihn nicht mitnehmen?“

      „Nein, lassen Sie ihn unauffällig beschatten. Das bringt wahrscheinlich schneller Ergebnisse. In der Zwischenzeit können Sie eine Fotografie des Mannes herumzeigen lassen, um festzustellen, ob ihn irgendjemand zu irgendeiner Zeit in Zerbans Wohnung hat gehen sehen.“

      „Das ist eine gute Idee“, lobte der Kommissar. „Gehen wir. Ich bin hundemüde.“

      Er gab den Beamten noch einige Anweisungen. Die Beamten bemächtigten sich der Papiere und der Schreibmaschine und verschwanden. Bente brachte Reese und Katharina zur Tür, während die drei Frauen ruhig auf dem Diwan sitzen blieben und froh waren, dass die nächtlichen Ruhestörer endlich das Feld räumten. Der Ingenieur schien erstaunt, dass sich die Dinge für ihn so günstig entwickelten. Er nickte mit dem Kopf, als Reese ihn aufforderte, sich der Polizei jederzeit zur Verfügung zu halten.

      Draußen warf Katharina noch einen Blick in den Kofferraum von Bentes Wagen. Er konnte tatsächlich nicht abgeschlossen werden, genau, wie der Ingenieur behauptet hatte. Das Schloss funktionierte nicht. Jedermann konnte den Kofferraum ohne Schwierigkeiten öffnen. Katharina setzte sich neben Reese in seinen Wagen. Die Fahrt verlief schweigend. Zwanzig Minuten später hielt das Auto vor Katharinas Wohnung in der Krummen Straße.

      „Sie sollten auch mal Bentes finanzielle Situation überprüfen“, sagte die Detektivin, während sie ausstieg. „Drei Frauen, die bei ihm wohnen, wertvolle Möbel, ein Luxusapartment, ein Jaguar. Kann man sich das alles mit dem Gehalt eines Ingenieurs leisten? Natürlich kann er eigenes Vermögen besitzen.“

      Reese gähnte.

      „Heute Nacht unternehme ich gar nichts mehr. Ich glaube, ich werde alt. Vielen Dank. Es war jedenfalls nett, dass Sie mich darauf aufmerksam gemacht haben.“

      „Ich habe noch zwei oder drei ziemlich erstaunliche Theorien über diesen Fall auf Lager. Aber sie sind noch nicht ganz spruchreif. Lassen Sie mir noch