Wenn Frauen Androiden lieben … wird die Zukunft märchenhaft. Matilda Best. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Matilda Best
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347039391
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Sicherheitslage beurteilen zu können. Bitte beantworten Sie ihm jede Frage offen und ohne Vorbehalte. Das ist mir besonders wichtig.“ Sie lächelte den Männern zu und wandte sich dann zum Gehen.

      „Bitte entschuldigen Sie mich. Ich lasse Sie beide jetzt allein. Die Geschäfte rufen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ Anna die Zentrale und verschwand nach draußen.

      Lieutenant Black wirkte einen Moment unsicher. Tom überlegte kurz, ob der Sicherheitschef vielleicht noch nie mit einem Androiden seiner Klasse gesprochen hatte. Wahrscheinlich war er sich nicht sicher, wie er ihn ansprechen sollte.

      „Ich weiß nicht, was Mrs. Anna über unseren Securitybereich bereits erzählt hat.“ Begann er das Gespräch ohne Anrede.

      „Vielleicht zeige ich Ihnen erst mal den Hauptrechner. Hier gehen die Daten von siebzig Polizei-Robotern ein. Jeder bedient zwei Überwachungsdrohnen, eine Photonenabwehrrakete und eine Laserkanone. Acht Fluggleiter mit Photonenbeschleuniger sind so positioniert, dass sie von allen schnell erreicht werden können.“ Tom trat näher an Monitore heran und beobachtete die Anzeigen genauer.

      „Sie werden sich fragen, warum dieses Anwesen überhaupt so eine ausgeklügelte Verteidigungsmaschinerie benötigt. Ich müsste Ihnen die heutige Weltsituation erklären, um diese Frage zu beantworten. Wenn Sie möchten, mache ich das gerne.“ Tom lächelte und antwortete:

      „Ich würde mich freuen.“

      Und dann berichtete Lieutenant Black ihm über die Entwicklung der Welt und der Menschheit in den letzten fünfzig Jahren. Er ging besonders auf die jetzige Situation ein. Tom speicherte nicht nur die im vorgetragenen Daten, sondern ließ sich gleichzeitig mit einem Programm verbinden, das die historische Entwicklung der Menschheit mit allen Hintergründen erläuterte und die neuesten technischen und militärischen Errungenschaften im Zusammenhang mit dieser Entwicklung beleuchtete.

      Ihm wurde klar, dass die hoch spezialisierten Verteidigungssysteme einzelner Privatleute erforderlich waren, um sie vor kriminellen und ebenfalls technisch bestens ausgerüsteten Banden zu schützen. Die Menschheit hatte sich in sehr reich und sehr arm aufgeteilt. Eine Mittelschicht von Akademikern, Lehrern und Beamten, zu der Eric und Susan gehörten, wohnte in den großen Städten, die zwischen 100.000 und 500.000 Menschen beherbergten und praktisch frei von Kriminalität waren. Diese von Kriminellen gesäuberten Zonen wurden, wie die Privatanwesen, mit Photonengeschoss-Abwehrsystemen und zahlreichen Polizeirobotern geschützt und verteidigt. Die Kosten für diese aufwendige Verteidigung wurden von allen reichen Großunternehmern getragen. Beim Verlassen einer Stadt mussten die Fahrzeuge erkennungstechnisch erfasst werden, damit es möglich war, sie von bewaffneten, autonomen Polizei-Fluggleitern oder Minidrohnen zu beobachten.

      Er erkannte, dass die Kriminalität in den letzten zwanzig Jahren eine reine Piraterie- und Entführung-Kriminalität von bandenmäßig organisierten Gruppen geworden war. Diese Gruppen umfassten bis zu fünfzig Personen und hundert Robotern. Sie lebten außerhalb der Städte in Reservaten, in denen auch jeweils mehrere Tausend anständige, also nicht kriminelle Menschen, ums Überleben kämpften.

      Die Angriffe auf die Superreichen, die sich selbst schützen und verteidigen mussten, erfolgten immer überraschend. Wenn jemand aus diesen reichen Familien entführt wurde, waren die Lösegeldforderungen so immens, dass eine Zahlung oft den Ruin der ganzen Familie bedeutete. Das führte dazu, dass die entführte Person nicht freigekauft und meistens von den Piraten umgebracht wurde. Versuchte man sie, in einer groß angelegten Kampfhandlung mit zusammengeschlossenen Familienarmeen zu befreien, wurden bei diesen Kämpfen die kriminellen Banden völlig ausgelöscht, aber die entführte Person trotzdem oft getötet. Der Erfolg war jedoch, dass sich in den letzten Jahren keine Großbanden mehr gebildet hatten.

      Es wurden nur noch einzelne Räuber mit Laserwaffen aktiv, die versuchten einen Überraschungsangriff durchzuführen und ein Familienmitglied zu entführen, das unvorsichtig handelte oder sich im toten Winkel der Überwachungskameras befand. Gegen diese Angreifer war die derzeitige Verteidigungsstrategie gerichtet und ausreichend. Gesichtete verdächtige Personen im Abstand von zehn Metern zur Mauer, wurden einmal per Lautsprecher, anschließend mit einem Low-Power-Laser-Warnschuss gewarnt, dann sofort von den Polizeirobotern eliminiert.

      Nach diesen Ausführungen war Tom klar, dass diese superreichen Familien alles andere als ein entspanntes, glückliches Leben führten. Die Begutachtung der Polizeiroboter zeigte ihm, dass sie weder reden noch lernen konnten und auch eine Kontaktaufnahme war nicht möglich. Sie waren nur in der Lage, die Bilder der Aufklärungsdrohnen auszuwerten und Personen, die nah an die Mauer herankamen, in potenziell gefährliche und ungefährliche Personen, mittels Bewegungsanalyse, einzuordnen. Bei Meldung einer gefährlichen Person machten sie die Laserkanonen sofort schussbereit und richteten sie auf die Zielperson. Der Befehl zum Schießen allerdings, musste von der Zentrale gegeben werden. Ein Kampfeinsatz der Roboter war nur mit den Fluggleitern möglich, die mit Laserwaffen bestückt waren und grundsätzlich mit Schießbefehl starteten.

      Tom verarbeitete alle Informationen und war am Ende dieses Tages in der Lage, das gesamte Verteidigungs- und Angriffssystem der Anlage zu leiten. Lieutenant Black erläuterte abschließend die Sicherheitslage mit folgender Bemerkung:

      „Unser Anwesen ist mit fünf benachbarten Familien in einer engen Verteidigungsallianz zusammengeschlossen. Wir machen zweimal jährlich Manöver, um das schnelle Eingreifen aller fünf Roboterarmeen zu üben und zu überprüfen. Fünf Minuten nach einem Großangriff, sind circa dreihundert Kampfroboter mit vier bis fünf Jets am Angriffsort. Das heißt, der Angegriffene muss sich fünf Minuten allein verteidigen, bis unsere überlegene Angriffsmacht eintrifft, und den Kampf immer siegreich beendet.

      In dieser Region gibt es circa fünfhundert Großunternehmer mit kämpfenden Robotereinheiten und bewaffneten Fahrzeugen. Sie regieren und verteidigen sich selbst.“

      Mehr denn je, gab Tom Patrick recht: Wenn ein kleiner Fehler in der Datenübermittlung oder Programmierung erfolgte, waren diese Kampfroboter eine große Gefahr, auch für ihre Besitzer. Die gesamte Verteidigung der Menschen außerhalb der Reservate, und damit ihr Überleben, hing praktisch von diesen computergesteuerten Robotern ab. Und jeder Eindringling konnte sie nach eigenem Gutdünken befehligen, weil sie nicht in der Lage waren, eigenen Erkenntnisse zu sammeln und zu verwerten.

      Als Tom sich von Lieutenant Black verabschieden wollte, schaute dieser in seine Augen und seine leise Stimme wurde noch leiser, als er sagte:

      „Ich weiß nicht, ob Anna Ihnen das gesagt hat. Ich habe zwei Söhne, zwanzig und zweiundzwanzig Jahre alt, die im Roboterlabor von Professor Muller arbeiten. Die zwei besuchen mich am Wochenende und möchten unbedingt mit Ihnen reden.“ Tom registrierte, dass für Lt. Black dieses Treffen sehr wichtig war.

      „Ja gerne, ich freue mich, Ihre Söhne kennenzulernen.“, antwortete er und vereinbarte den Samstagvormittag, als Zeitpunkt des Treffens.

      Tom traf die Söhne von Lieutenant Black in einem kleinen schalldichten Konferenzraum neben der Security Zentrale. Wenn man nicht wusste, wo sich die mit einem Code gesicherte Eingangstür befand, war dieser Raum nicht als solcher zu erkennen.

      Die beiden Söhne waren hoch qualifizierte IT-Experten, die an der Konzeption und Konstruktion von Tom beteiligt waren. Der Ältere, er hieß Benjamin, war zwar höflich aber distanziert, und er strahlte eine leichte Arroganz aus. Tom führte sie darauf zurück, dass er noch nie mit einem Androiden, wie mit einem Menschen gesprochen hatte. Im Gegenteil, er hatte ihn konstruiert, programmiert und letztlich zum „Leben“ erweckt.

      Seine Stimme klang leise, wie die seines Vaters, aber wesentlich kühler:

      „Tom, Sie wissen, dass wir an der Entwicklung Ihrer Software beteiligt waren. Schon damals hatten wir ein ungutes Gefühl. Ein lernfähiger Roboter kann Gutes und Böses lernen, er kann Zusammenhänge so oder so interpretieren. Er kann viele private Daten aus der Gastfamilie und deren Sicherheitsbereich, aber auch geschäftliche Aktivitäten, an Fremde verraten. Nicht unbedingt freiwillig, sondern indem er einfach gekidnappt oder gehackt wird. Er könnte sogar als Spion missbraucht werden, in dem seine sensiblen Daten runtergeladen werden, ohne, dass der Roboter beschädigt wird und ohne, dass er selbst das registriert.