Wenn Frauen Androiden lieben … wird die Zukunft märchenhaft. Matilda Best. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Matilda Best
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347039391
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eine Umarmung. Aber dafür ist es jetzt noch zu früh. Ich gehe ein bisschen in den Fuhrpark und lasse mir den Jet erklären. Bis nachher dann.“

      Und er küsste Anna zärtlich und zwinkerte Patrick zu.

      Patrick war froh, dass er endlich mit seiner Mutter allein war. Er fühlte sich überfordert und auch eingeschüchtert. Als er sah, wie zärtlich – ja verliebt – seine Mutter Tom nachsah, durchzuckte ihn ein Angstgefühl und bohrte sich in sein Herz. Er hatte oft überlegt, wann seine Mutter sich einem neuen Mann zuwenden würde und Angst vor diesem Tag gehabt. Nun hatte sie sich einen Superandroiden zugelegt und behandelte ihn wie einen Menschen. Er konnte es nicht glauben! Aber im Stillen war er froh, dass sie nicht auf einen dieser unangenehmen Geschäftskollegen seines Vaters hereingefallen war. Diese waren sicher nur an ihrem Geld und ihrer Macht interessiert und würden ihn eines Tages als Gegner bekämpfen. Wie er mit dieser neuen Situation und mit Tom umgehen sollte, wusste er noch nicht. Vielleicht konnten sie Freunde werden. An ihm sollte es nicht liegen.

      „Mama, hast du dich in eine Maschine verliebt?“, fragte er sanft. „Ja, mein Schatz, ich hätte das auch nie für möglich gehalten“, antwortete seine Mutter und küsste ihn auf die Stirn. Sie wirkte glücklich, und das gönnte er ihr von Herzen.

      Am Abend saßen alle drei zusammen am Abendbrottisch. Tom schaute Anna und Patrick beim Essen zu und erzählte ihnen von seinen neuen technischen Erfahrungen. Er hatte sowohl die autonomen autoähnlichen Fahrzeuge als auch die zwei solarbetriebenen Fluggleiter selbstständig programmiert, navigiert und während der Fahrt und des Fluges mit Solarlasern aufgeladen. Patrick hörte ihm aufmerksam zu und fragte schließlich:

      „Hast du schon unsere Security-Roboter gesehen? Die sind ganz anders als du. Die können, glaube ich, überhaupt nicht denken und sind deshalb gefährlicher. Wenn derjenige, der sie programmiert und navigiert, einen kleinen Fehler macht, können sie ein riesiges Fehlverhalten an den Tag legen. Ich fürchte sie und habe Papa das auch oft gesagt. Er hat aber gemeint, sie wären ein unumgängliches Übel, um unsere Sicherheit zu gewährleisten. Glaubst du das auch?“

      Tom verarbeitete die Informationen und antwortete dann:

      „Ja, das sehe ich auch so, also dass sie bei Navigations- und Programmierfehlern sehr gefährliche Handlungen begehen können. Ganz besonders gefährlich werden sie aber, wenn sie absichtlich so programmiert werden, dass sie Fremde oder sogar uns töten. Ich werde dieses Thema mit deiner Mutter demnächst ausführlich besprechen, aber ich muss mich erst besser in die Security-Abläufe einarbeiten und vor allem mit Lieutenant Black, dem Leiter, reden. Vielleicht machen wir das schon morgen, Anna. Was meinst du?“ „Ja gerne. Lieutenant Black ist ein sehr sympathischer, vorsichtiger und loyaler Mitarbeiter, er wird sich freuen, dich kennenzulernen.“ Tom schaute wieder Patrick an und fragte:

      „Willst du mir nicht deinen Wohnbereich zeigen? Ich würde gerne sehen, wie du lebst und welche Hobbys du hast. Ich habe gar keine Erfahrung mit Kindern oder Jugendlichen, da könntest Du mir viel beibringen.“

      Patrick war sofort bereit, einem lernfähigen Roboter etwas zu lehren, und so gingen sie nach dem Essen in seinen Wohnbereich. Nachdem er Tom alles gezeigt hatte, und dieser viele Informationen über Jungen und ihre Gedankenwelt gesammelt hatte, blieben sie schließlich vor zwei Bildern seines Vaters stehen. Eines zeigte ihn und den kleinen, etwa sechsjährigen Patrick beim Baden und ein anderes beim Surfen. Auf diesem Bild war Patrick vielleicht acht oder neun Jahre alt. Tom betrachtete sie lang und legte dann seinen Arm sanft auf Patricks Schultern.

      „Es ist sicher sehr traurig, wenn ein so guter, liebevoller Vater stirbt, Patrick. Du bist ein tapferer Junge, und deine Mutter kann wirklich stolz auf dich sein. Ich weiß, dass sie dich über alles liebt und deshalb auch Angst vor der großen Aufgabe hat, die du mit 16 Jahren übernehmen sollst. Bis dahin haben wir aber noch ein paar Jahre Zeit. Ich kann dich vorbereiten, trainieren und starkmachen, wenn ich selbst genug über die Geschäfte, Geschäftspartner und Abläufe dieser Unternehmen weiß.

      Möchtest du, dass ich mich da einarbeite und dir dann zur Seite stehe?“

      Patrick hatte sich etwas an Tom geschmiegt und seine Hand ergriffen, die auf seiner Schulter lag.

      „Ja Tom, das wäre super. Dann hätte ich keine Angst mehr vor diesen Typen. Was ich so mitbekommen habe, sind all diese Vorstände, Chefs und Leiter der Firmen, die zum Großteil ja uns gehören, undurchsichtige, zwielichtige oder sogar gefährliche Gestalten.“

      Nach einer kurzen Pause drehte er sich zu Tom hin und schaute von unten hoch, direkt in seine Augen.

      „Ich bin froh, dass du bei uns bist, und uns helfen und beschützen willst. Wir brauchen dich, Tom, bleib immer bei uns.“ Anna hatte ihm erzählt, dass Patrick durch den frühen Tod seines Vaters in eine Depression geraten war und sich erst im letzten halben Jahr daraus befreien konnte. Sie hatte gesagt:

      „Patrick braucht eine männliche Bezugsperson als Vaterersatz, vielleicht kannst du das für ihn werden. Ich kann dir dabei allerdings nicht helfen, du musst dich allein an Patrick herantasten.“ Und deshalb beugte sich Tom zu ihm herunter und küsste ihn auf die Stirn. Patrick legte seine Arme um Toms Rücken und schmiegte sich eng an ihn. So standen sie zwei oder drei Minuten, und der Androide konnte zum ersten Mal einordnen, was es heißt, von einem Kind gebraucht zu werden, und dass die Liebe eines Kindes anders ist, als die eines Erwachsenen.

       Kapitel 3

       Lieutenant Black und seine Söhne

      Am nächsten Morgen fuhren sie über das gesamte Anwesen, von circa tausend Hektar, zur Security Zentrale von Lieutenant Black. Tom sah, dass jede Familie von Annas Personal, eine selbstversorgende Gemeinschaft darstellte, die ein paar Hühner, Schafe und Felder besaß, auf denen sie Gemüse und Getreide anbauten. Sie fuhren an einem großen Süßwasserpool und einer Sportanlage mit integriertem Fußballplatz vorbei. Diese Freizeitbereiche durften auch vom Personal, das in einer kleinen Wohnsiedlung nahe des Flugplatzes lebte, benutzt werden. Dafür versorgten sie Anna mit den angebauten Lebensmitteln. Anna erklärte während der Fahrt das derzeitige Leben nach der Klimakatastrophe:

      „Wir sind in „Wild Garden“ seit zwei Generationen eine eingeschworene Gemeinschaft. Lieutenant Black und seine zwei Söhne gehören praktisch zu unserer Familie. Vor Jahren wurde ihre Mutter hier auf dem Anwesen von kriminellen Raubmördern entführt und Simon erpresst. Die Lösegeldsumme war wie immer so hoch, dass wir alles verloren hätten und alle Bewohner hilf- und schutzlos auf der Straße gestanden hätten. Zusammen mit Lieutenant Black haben wir uns entschieden, nicht zu zahlen, und seine Frau geopfert. Das waren furchtbare Jahre für uns alle, besonders aber für seine Söhne. Simon hat sie wie eigene Kinder gefördert, auf die besten Schulen und Universitäten geschickt und anschließend im IT-Forschungslabor, das ihm und Muller gehörte, angestellt. Beide sind auch heute engste Freunde und Vertraute und sehr wichtig, weil sie in der Nähe unseres gemeinsamen Feindes, Muller, arbeiten.“

      Der Flugplatz war für den Jet und die Luftgleiter bestimmt und lag am äußersten Ende von „Wild Garden“. Rund um das gesamte Anwesen war eine drei Meter hohe, laserresistente Metallmauer in die Höhe gezogen. Sie hatte alle zweihundert Meter eine kleine Schießscharte, durch die Drohnen ein- und ausflogen, und in die Laserabwehr-Raketen, schießbereit, installiert waren.

      In der Nähe des Flugplatzes befand sich die Security Zentrale und das Lager der Polizei-Roboter. Im Büro des Lieutenants sah Tom eine Unzahl von Computern und zwei IT-Security-Analysten, die alle Übertragungen bewachten, um Cyberangriffe sofort zu erkennen und abzuwehren. Lieutenant Black war ein imposanter Mann um die fünfzig, einen Kopf größer als Tom, sehr muskulös und mit einem ernsten, aber freundlichen Gesichtsausdruck. Er begrüßte Anna und Tom mit einer männlichen, jedoch eher leisen Stimme.

      „Guten Tag, Mrs. Anna. Schön, dass Sie wieder mal bei uns vorbeischauen.“ Dann sah er Tom in die Augen und fuhr fort:

      „Und heute mit einem besonderen Gast. Hallo, ich bin Lieutenant Black. Willkommen im Security-Bereich.“ Anna erwiderte:

      „Hallo Lieutenant, das ist Tom, der hoch entwickelteste Androide der Welt, laut Aussage