Fixin. Rayton Martin Villa. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rayton Martin Villa
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347108936
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von 2197LJ wurde weit hinter den Planetenbahnen des Sonnensystems angezeigt. Der riesige Asteroid war in aller Munde, denn von ihm ging große Gefahr für die Erde aus. Nachdem er erst im Jahr 2197 entdeckt worden war, arbeiteten hunderte Spezialisten mit Hochdruck an einer Abwehrstrategie, um den dreiundzwanzig Kilometer großen Felsbrocken von seinem Kollisionskurs abzulenken oder zu pulverisieren.

      Der Hypersonic flog nun mit siebeneinhalbfacher Schallgeschwindigkeit auf der üblichen Strecke direkt nach Süden. Diese Route wurde immer gewählt, weil hier der einzige Notlandeplatz vorhanden war. Er befand sich direkt am Äquator an der Abschussbasis für Raketen. Die Anlage war der einzige Ort auf der Erde, den sie neben Svalbard von Antarktika aus erschlossen hatten. Bisher hatte aber kein Hypersonic je eine Notlandung machen müssen.

      Nach wenigen Minuten überflogen sie die Küstenlinie des mitteleuropäischen Festlands. Während die Landschaft unter ihr vorbeiglitt, ließ Jia ihre Gedanken treiben. Sie klickte auf die historischen Informationen zur Reisestrecke. Rechts am Horizont wurde die Lage der früheren Weltstädte Paris und London angezeigt. Sie waren wie viele andere tief gelegene Städte schon lange vor dem Krieg überflutet worden. Als sich dieser ereignete, war der Meeresspiegel schon um fünfundachtzig Meter angestiegen.

       Was musste sich dabei abgespielt haben ?

      Jia stellte sich das in die Städte eindringende Meer vor und die Millionen Menschen, die auf der Flucht davor waren.

      Diese Ereignisse waren letztlich die Folge der grenzenlosen Gier einiger Weniger sowie der Unwissenheit fast aller Menschen über wichtige Zusammenhänge in der Natur.

      Für Jia war es kaum vorstellbar, dass diese graubraune, in großen Teilen schwarze Fläche unter ihr einmal eine der am dichtesten besiedelten Regionen der Erde gewesen war. Von hier oben gab es keine sichtbaren Hinweise mehr darauf.

       Wieso war diese leicht vorhersehbare Entwicklung nicht zu verhindern gewesen? Zuerst zerstörten sie das Klima und dann töteten sie sich selbst wegen der wenigen verbliebenen Ressourcen!

      Natürlich kannte sie die Antwort. Der Krieg war eine direkte Folge der Klimakatastrophe gewesen. Es ging um die letzten bewohnbaren Regionen der Erde und das Überleben des westlichen oder östlichen Gesellschaftssystems. Auch in Europa waren daher Megabomben gezündet worden.

      Jia ließ sich die Stellen anzeigen, an denen sich diese unvorstellbaren Explosionen ereignet hatten. Es waren vierzehn, verteilt über den gesamten Kontinent.

      Die Animation erschien so echt, dass ihr der Atem stockte. Der Hypersonic raste direkt auf eine der Glutwolken zu, die sich vor dem pechschwarzen Weltraum bis einhundertfünfzig Kilometer Höhe aufblähte und damit noch weit über die Flugbahn des Hypersonics hinausreichte. Im nächsten Moment war Jia auf allen Seiten von dem glutroten Feuersturm umgeben.

      Sie schaltete schnell um zwei Realitätsgrade zurück, sodass das Ereignis nur noch als schematische Darstellung zu sehen war. Der Hypersonic befand sich jetzt gerade schon nahe an der Stelle, die das Zentrum dieser Explosion gewesen war. Das von der Hitze und Druckwelle zerstörte Gebiet auf dem Kontinent erschien als riesige rote Fläche, deren Rand gar nicht mehr zu sehen war, denn dieser lag in jeder Richtung mindestens fünfhundert Kilometer entfernt, also jenseits des Horizonts.

      Nach diesem Krieg gab es auf den alten Kontinenten fast kein Leben mehr. Weltweit war alles verbrannt, die letzten Reste der Zivilisation waren vernichtet. Nur ganz wenige Menschen hatten dies dort überlebt.

      Die Vorgänge dauerten noch einige Minuten. Danach standen am Himmel über Europa rundum riesige rote Kugeln als Symbole der echten Megabomben.

      Von den Dimensionen erneut geschockt, schaltete Jia die Simulation ganz ab.

      Wenige Sekunden später überflog der Hypersonic eine Bergkette vor der italienischen Halbinsel. Einige aktuelle Flugdaten und die Lage der ehemals wichtigsten Städte erschienen.

      Florenz, die Hauptstadt der historischen Renaissance in der westlichen Welt, war weit links gerade noch zu sehen, zusammen mit ihren wichtigsten Daten. Im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert war sie eine der bedeutendsten Städte gewesen. Hier lebten Menschen, die das dunkle Mittelalter bekämpften und schließlich überwanden. Falsche Autoritäten wurden von ihnen hinterfragt und in Vergessenheit geratenes Wissen der Antike wieder aufgriffen. Darauf basierend wurden neue bahnbrechende Entwicklungen in Kunst und den technischen und medizinischen Wissenschaften gemacht.

      Viel näher als Florenz, schräg unterhalb der Flugroute des Hypersonics, war auch Pisa dargestellt, wie Florenz eine der wichtigsten Städte dieser Epoche. Sie lag heute siebzig Meter unter Wasser zwischen den vor der Küste gelegenen Inseln. Beide Städte waren berühmt durch Galilei Galileo, einem der Begründer der modernen Naturwissenschaften und damit Wegbereiter der modernen Welt. Jia war von ihm fasziniert.

      Noch ein Stück weiter vorne auf ihrer Flugroute war ähnlich gelegen schon Rom zu sehen, im Altertum vor über zweitausend Jahren die erste europäische Supermacht, die damals fast den gesamten Kontinent, Nordafrika und Teile Asiens beherrschte.

      Auch diese Großmacht hatte nicht überlebt. Die politische Macht besaßen auch damals nicht die besten Köpfe, sondern sie war in den Händen der Gierigsten und von unfähigen Strategen.

      Nach ihrem Zusammenbruch machte sich eine über eintausend Jahre andauernde Epoche der Engstirnigkeit breit, das sogenannte europäische Mittelalter. Die herrschende Elite dieser Epoche versuchte mit allen Mitteln, jeglichen Fortschritt zu verhindern. Selbst Galilei wäre diesem System beinahe zum Opfer gefallen. Er war der erste, der die Zusammenhänge der Natur wieder systematisch wissenschaftlich untersuchte. Die gewonnenen Erkenntnisse bedrohten auch damals die herrschende Klasse.

      Jia bewunderte seine revolutionäre Vorgehensweise. Etwas ähnlich Bahnbrechendes würden sie jetzt auch benötigen.

      Jia geriet beim Anblick der schwarzbraunen Wüstenlandschaft in Rage. Nicht nur, weil sich dort einst eine fruchtbare Kulturlandschaft befunden hatte, sondern auch weil über eintausend Jahre wertvolle Zeit verloren gegangen war, in der sie Abwehrmaßnahmen gegen 2197LJ hätten entwickeln können. Auch wäre es bei richtig getroffenen Entscheidungen nicht zur Klimakatastrophe und der jetzt für alle lebensbedrohenden Situation gekommen.

       So sieht die Erde aus, wenn Leute ohne Gespür für die

       Natur und ohne naturwissenschaftliches Wissen über die

       Welt herrschen.

       Die Vernunft und Aufklärung ablehnend und feindselig

       gegenüber stehen….

       Genau wie im Mittelalter!

       Damals schon über eintausend Jahre verloren!

       Und weitere zweihundert Jahre in der Industriezeit!

       Ganz andere gesellschaftliche und technische Entwicklungen

       wären bis heute möglich gewesen!

       Wie weit könnten wir heute schon sein!

       Stattdessen müssen wir ihre Fehler ausbaden!

       Und vielleicht mit dem Leben bezahlen!

       Das Aerosol-Problem … es wäre nie dazu gekommen…

       und 2197 LJ…könnten wir leicht abwehren.

       Unfassbar!…. immer wieder…. unfassbar!

       Aus einem grünen Planeten mit vielfältigster, perfekt

       ausbalancierter Flora und Fauna einen Wüstenplaneten

       machen… völlig überhitzt….

       und sich selbst dabei fast ausgerottet….

       Genauso wie Galilei in seiner Zeit die Dinge hinterfragte,