Ich habe dieses man früher ebenso über Gebühr benutzt, bis ich es bei einem Kommunikationstraining einmal erklärt bekam. Auch ich habe es nicht beim ersten Mal verstanden und fand es eher kleinkariert, aber heute weiß ich, dass wir das man uns zuliebe sein lassen sollten, weil wir uns zu einem Niemanden reduzieren, und wer ist schon an einem Niemanden interessiert?
Heute adressiere ich alles und es fühlt sich gut an. Wenn ich etwas gemacht habe, sage ich: „Ich habe es gemacht“. Hat mein Kollege eine gute Idee, dann sage ich: „Mein Kollege hat eine gute Idee“, und nicht: „Wir haben eine gute Idee“, um zu vermeiden, irgendwie „unangenehm“ aufzufallen.
Ich wurde mal in einer Firma ermahnt, weil ich das Ich benutzte, um meine Arbeiten vorzustellen. „Es hieße wir, weil wir alle ein Team wären“, wurde mir dann später mitgeteilt. Mit der Abwertung meiner Person, wurde mir auch gleich die Motivation für das große Ganze zu arbeiten genommen. Das ist auch der Grund, dass in größeren Firmen nichts mehr vorangeht, weil vor lauter Wir, keiner mehr arbeiten will.
Wir werden mit der Sprache kleingehalten, aber auch wir selbst halten uns klein, wenn wir nicht sagen, wer wir sind. Bei mir sinkt sofort die Lebensenergie, wenn ich nicht mit meinem Namen angesprochen werde.
Wir sollten wirklich aufpassen, was wir sagen, denn Worte sind Programmieranweisungen für unseren Geist. Reden wir Blödsinn, werden wir blöd. So einfach und rasant schnell geht dieses Spiel. Worte sind mächtig. Ein falsches Wort und ich habe jemanden verletzt, vielleicht sogar lebensgefährlich, weil ich ihn für unwichtig erklärt habe. Alles was wir tun, hat seine Wirkung, deshalb auch die Medien, die uns regelrecht zuschütten mit irgendwelchen Halbwahrheiten, die wir dann ungeprüft zu den unsrigen machen. Deshalb auch das viele Leid in dieser Welt, weil wir nicht wir sind.
Ich benutze schon lange nicht mehr das man – es war eine Erlösung. Ich bin ich und Du bist du. Wenn ich es allgemein ausdrücken möchte, nehme ich bewusst das Wort „Wir“ als Gemeinschaft, als etwas Globaleres, aber wenn es drauf ankommt, läuft es nur von Angesicht zu Angesicht und immer in Augenkontakt. Kein Entrinnen mehr, kein bewusstseinsschwaches man bei dem mein Gegenüber seitlich an mir vorbeischauen darf.
Es ist sicherlich schwer am Anfang, sein Ich zu präsentieren, indem wir das man streichen, aber wenn wir nach und nach wieder die Verantwortung für uns selbst übernehmen wird es zu einer Freiheit, die wir nicht mehr missen wollen.
DER MIKROKOSMOS DER REALITÄT
In der Realität sehen wir das Große und Ganze nicht, sehen nicht, wie alles Hand in Hand geht. Hier versuchen wir nur ganz stur, uns den hier gültigen Gesetzen – die übrigens uns andere vorgeben – zu unterwerfen und das in der Hoffnung, dass ein Stückchen Kuchen für uns abfällt. Das nimmt in der Regel groteske Züge an, weil wir nur unsere kleine Ego-Welt sehen und hoffen, dass die über uns sitzenden Egos uns in den Tempel des Triumphes aufnehmen. Dabei sind wir fast bedingungslos bereit uns zu unterwerfen, unsere Umwelt zu zerstören, unser soziales Umfeld zu vernachlässigen, ja sogar in den Krieg zu ziehen.
Es kommt uns überhaupt nicht in den Sinn, dass die Regeln vielleicht menschenunwürdig sind, dass wir mit unserer Ignoranz den höheren Egos erlauben, unsere Natur, unser aller Lebensgrundlage, nachhaltig und bald unwiderruflich zu zerstören.
Wenn wir in der Realität leben, verstehen wir uns nicht als eine Einheit. Wir sind nicht ganz, wir sind nur ein kleines Teilchen - also dieses 10 Prozent Teilchen, das nicht über den Tellerrand rausschauen kann. Deswegen macht uns auch jede Kleinigkeit fast wahnsinnig und treibt uns zum Streiten, weil wir nichts anderes haben, mit dem wir uns identifizieren können, denn selbst die kleinsten Dinge wollen sich uns nicht unterwerfen. So klammern wir uns an Nichtigkeiten, die wir in der Spiritualität als völlig unbedeutend empfinden würden. Macht und Geld zum Beispiel wären solche Nichtigkeiten.
Kommen wir aber geistig irgendwann in die Lage über den Tellerrand hinaus zu schauen, sollten wir uns weiterentwickeln und nicht im Mainstream stecken bleiben. So sollten wir bald in die Lage kommen, die Grenzen unserer künstlichen Scheinwelt zu überschreiten, und auch das wäre nur der Anfang, denn wir sind für die wirklichen Aufgaben dieser Welt geboren worden und haben bereits die ganze Weisheit in uns. Wir brauchen somit keinen mehr, der uns die Welt immer wieder aufs Neue erklärt. All die Hierarchien mit ihren vielen halbwissenden Experten sind doch überhaupt nicht erforderlich.
Bewegen wir uns in der Spiritualität, dann sehen wir all diesen Irrsinn, der sich hier in der nicht realen Welt ausbreitet. Gestern haben wir noch fleißig mitgemacht, heute wollen wir mit unserem Bewusstseinssprung nicht mehr in der Realität spielen gehen.
In der Spiritualität brauchen wir auch nicht mehr nachdenken und kombinieren, was denn das Problem sein könnte, denn wir sehen ganz einfach die Ziellosigkeit mit der einhergehenden Zerstörung, die von den Menschen mit maximaler Entschlossenheit verfolgt wird. Nicht nur, dass wir uns in der Realität völlig entkräften, wir erschaffen zudem auch nichts Nachhaltiges für uns und den Rest der Welt.
Wenn wir den Zugang zur Spiritualität haben, und das haben viel mehr Menschen als ihnen bewusst ist, sollten wir unsere geistigen Fähigkeiten auch kontinuierlich ausbauen. Es gibt beispielsweise genügend Angebote von Yogaschulen, die uns den Zugang erleichtern, die uns die ersten guten Erfahrungen ermöglichen. Nutzen wir doch diese Möglichkeiten.
Selbst wenn uns die Meditation fremdartig erscheint und vielleicht auch ein wenig seltsam, so sollte es doch in unseren Kopf kommen, dass wir unsere Gedanken beruhigen, besänftigen müssen, damit unser Atem und unser Puls auf physiologische Werte zurückkommen. Allein das würde uns doch schon vor dem eigenen Wahnsinn schützen.
JE MEHR DINGE WIR HABEN, DESTO MEHR HABEN DIE DINGE UNS
Über die Jahrzehnte sammelt sich der Konsum bei uns an. Weil auch die Idealvorstellung eines Menschen ein eigenes Haus ist, gibt es genügend Fläche, die es zu bewirtschaften gilt. Je mehr Dinge wir uns anschaffen, umso mehr Kapazität braucht auch unser Gehirn all diese Dinge zu verwalten. Zwar können wir uns an das meiste nicht konkret erinnern, aber dennoch ist es bei uns gespeichert und hält uns damit unnötig in der Realität fest.
Alle Dinge, die wir haben, halten uns in der Realität fest. Haben wir keine Dinge, sind wir realitätsfrei. Für was sollen wir uns noch Gedanken um die Realität machen, wenn wir eh nichts mehr dort haben? Stichwort Konsum. Wir können gehen wohin wir wollen. Neue Gefühle, neue Bekanntschaften lassen uns mühelos weiterziehen. Wir sind frei. Wir sind nicht mehr an ein irdisches Zuhause gebunden, bei dem wir ursprünglich dachten, dass es etwas Positives, etwas Beständiges bedeute, auf dem sich ein geregeltes Leben aufbauen lässt. Unser Leben ist nicht beständig und meistens auch nicht positiv. Es nimmt uns die Lebensenergie, weil wir uns in der Realität festgebissen haben und dadurch unfähig geworden sind, etwas loszulassen. Es ist nicht das ganz normale Leben, denn die Momente des Ausgebranntseins, das Ansteigen der gesundheitlichen Einschränkungen zeigen deutlich unsere Grenzen auf.
All die künstlichen Dinge in unserem Leben, aber auch all die Freunde und Partner in der Realität lebend, halten uns Jahr für Jahr, Jahrzehnt für Jahrzehnt in der Realität fest, sodass wir die Spiritualität komplett vergessen haben. Ja wir haben ganz vergessen, woher unsere frühere Lebensfreude einstmals herkam.
Sobald wir aber zum Beispiel Yoga betreiben oder unsere Mediation durchführen, bei dem wir wieder mittelfristig unsere Gedanken zu ordnen lernen, gelangen wir ganz unbemerkt zurück in die Spiritualität und damit sinkt auch das Interesse an unseren Ersatzbefriedigungen wie an der Macht, dem Geld, dem Konsum und den Genussgiften von Alkohol, Nikotin und Koffein. Es ist ein schleichender Prozess, der uns erst nach und nach auffällt, wenn wir uns über unsere Unordnung in den Dingen ärgern.
Mir ging es so als ich über eine Werbung für das Buch „Simplify your life“, in dem die zwölf größten Fehler aufgelistet wurden, stolperte. Für mich war damals sofort klar,