Western Ferien Sammelban 9018 - 9 Romane um Gunfighter und Helden. Pete Hackett. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Вестерны
Год издания: 0
isbn: 9783745212570
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du dich sogar, ein bisschen mit anzupacken.“

      „Wenn wir alle helfen“, sagte Maxwell Hook ruhig, „dürfte dieses Gitter kein Hindernis für uns sein. Beeilen wir uns, Männer! Die Mexikaner haben ihren Wagen fast beladen. Wenn sie erst mal fort sind, wird es hier wieder ruhiger, und unsere Chancen sinken gewaltig.“ Er klammerte sich an dem Eisengitter fest, und alle anderen drängten sich heran und zerrten aus Leibeskräften an den Stäben.

      Das nicht sehr stabile Gemäuer begann schon bald zu knirschen. Die Banditen unterdrückten einen Jubelschrei, denn noch saßen sie ja in diesem engen Viereck und mussten besorgt sein, dass sie ihren schmutzigen Auftrag nicht ausführen konnten und auf die ersehnten harten Dollars verzichten mussten. Doch diese Sorge war nur noch von kurzer Dauer. Als das Gitter mit einigen Ziegelresten aus der Mauer brach, stürzten die Männer übereinander. Sie hatten es geschafft.

      Maxwell Hook riskierte einen ersten Blick durch die Öffnung, in der noch der Lehmstaub wie ein Schleier hing. Seine tückischen, kleinen Augen überrissen die Lage, und sie waren zufrieden mit dem, was sie sahen. Er wandte sich an Al Burn und befahl: „Du kletterst hinaus und kümmerst dich um die Tür. Aber beeil dich! Sonst klauen dir die Kerle da draußen noch deine elegante Uniform.“

      Er lachte gutgelaunt, während Al Burn mit einem liebevollen Blick seinen Prince Albert Rock streifte. Er fürchtete nicht die Campesinos, sondern war über die Tatsache betrübt, dass er sich bei der Kletterpartie das gute Stück beschmutzen würde.

      John Millis hob ihn mit einer Leichtigkeit in die Höhe, als bestände er nur aus Haut und Knochen. In Wirklichkeit verbargen sich unter seiner teuren Kleidung ein paar Muskelpakete, die er sich im unermüdlichen Kampf gegen Gesetz und Ordnung erworben hatte. Wie eine Schlange zog er sich durch die Öffnung und sprang auf der anderen Seite auf den Boden. Mit flinken Augen suchte er nach einem geeigneten Werkzeug, mit dem er der verschlossenen Tür zu Leibe rücken wollte. Er fand ganz in der Nähe eine Hacke, wie sie die Minenarbeiter benutzten. Die war genau richtig. Geduckt huschte er zu dem Schuppen, aber es achtete ohnehin niemand auf ihn. Die mexikanischen Plünderer waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

      Mit wuchtigen Schlägen brach Al Burn die Tür des Gefängnisses auf. Die Banditen stürmten über die Trümmer ins Freie. Alles weitere war ein Kinderspiel. Die Berge lagen praktisch vor der Haustür. Dort gab es genügend Schlupfwinkel. Bevor jemand an ihre Verfolgung denken würde, waren sie längst untergetaucht und unauffindbar.

      Während Maxwell Hook mit seinen Männern wie ein lautloser Spuk aus Cabeza Prieta verschwand, verließen in der anderen Richtung auch die Campesinos um Carlo Janos die Stadt. Sie waren so zufrieden, wie es die Umstände zuließen. Immerhin hatten sie jetzt ein Maultiergespann mit einem Wagen, und für das Nötigste zum Überleben war ebenfalls gesorgt. Vielleicht war dies der letzte Raubzug, zu dem sie gezwungen waren.

      Die Sonne, die nur scheinbar in Mexiko jenseits der Grenze untergegangen war, obwohl sie selbstverständlich zu Arizona gehörte, war nicht mehr zu sehen. Nur zögernd verließen die Überfallenen ihre Häuser. Sie wehrten sich noch immer, ihr Unglück zu begreifen. Hilflos waren sie diesen entfesselten, brutalen Kerlen ausgeliefert gewesen. So mancher von den Männern hatte eine gehörige Tracht Prügel erhalten.

      Marshal Erdoes war zum Glück nicht tot, doch die Banditen hatten ihn übel zugerichtet. Er wurde in ein Haus getragen, während man auf der Plaza aufgeregt diskutierte und über die Frevler schimpfte. Dass sogar das Gefängnis leer war, bemerkten die Verzweifelten erst viel später.

      2

      Einen einzigen Insassen hatte das Gefängnis von Prescott. Slinger war zwar nur ein Halbwüchsiger, doch er hatte schon für mehr Ärger gesorgt als mancher abgefeimte Schurke. Nicht nur, dass er sich in Rains von einer Bande von Waffenhändlern zu Handlangerdiensten missbrauchen ließ, er hatte mich auch in eine ganz miese Falle gelockt und dazu meine Tasche gestohlen, an der mir sehr gelegen war, weil in ihr der Aktenordner steckte, den ich in St. Louis in der „Western Missouri Trailblazing Company“ aufgespürt hatte. Dieser Ordner enthielt Dokumente und Briefe. Und über einen Mann, der dort genannt wurde, hoffte ich, Licht in das Dunkel meiner Vergangenheit zu bringen.

      Die Tasche hatte ich glücklicherweise inzwischen wieder zurückerhalten, aber nur, weil der dürre, sommersprossige Halunke die Unverschämtheit gehabt hatte, sie bei Manuela abzuliefern, der er eine haarsträubende Story von einem Toten erzählte, neben dem er sie angeblich gefunden hatte. Statt der erhofften Belohnung hatte Chaco ihn jedoch durchschaut und kurzerhand ins Jail geworfen, während Manuela sich nur schwer von dem Schock erholt hatte und erst glaubte, dass ich noch am Leben war, als ich wieder leibhaftig vor ihr stand. Dieser Gauner verdiente, dass man ihm Beachtung schenkte. Deshalb war auch Chaco, der sich einige Zeit in unserem Haus aufgehalten hatte, wieder auf dem Weg zu seinem Office.

      Ich dagegen wollte das Wells Fargo Office aufsuchen. Vielleicht war schon die Antwort auf meinen telegraphischen Bericht an die Zentrale in San Francisco eingegangen.

      Slinger hatte eine unruhige Nacht verbracht. Aber er war nicht untätig gewesen. Diesem verfluchten Bastard, der ihn hier eingelocht hatte, wollte er es zeigen. Wenn er sich auch einen schweren Fehler geleistet hatte, als er ausgerechnet hier in Prescott auftauchte und die schnellen Verbindungen der Wells Fargo Leute unterschätzte, so gab er sich doch noch lange nicht geschlagen. Schließlich hatte er sich in seinem kurzen Leben als Tramp so manchen Trick angeeignet, und jetzt stand er wieder mal vor einer Situation, in der er das Gelernte nutzbringend anwenden konnte.

      Der große Mann, den sie Carringo nannten, hatte ihn gestern ganz schön in die Mangel genommen. Aber obwohl er alles ausgespuckt hatte, was er über die Männer um Ben Hillary und den geplanten Waffenschmuggel nach Mexiko wusste, hatte der Kerl sich nicht einwickeln lassen. Seine eisigen Augen hatten ihn erbarmungslos gemustert, und er, Slinger, hatte begreifen müssen, dass Carringo seinen groben Spaß in die falsche Kehle gekriegt hatte.

      Egal! Wenn er hier erst mal raus war, sollte der blonde Schnüffler vor Wut ersticken. Und das würde nicht mehr lange dauern. Dafür hatte er gesorgt. Wenn ihm der Bastard von einem Marshal auch alles weggenommen hatte, was er irgendwie als Waffe hätte einsetzen können, so hatte er doch übersehen, dass ein in die Enge getriebener Tramp mit allem etwas anfangen konnte. Sogar mit einem Strohsack, auf dem er eigentlich hatte schlafen sollen. Doch zum Schlafen war die Nacht zu kostbar gewesen. In aller Ruhe und ungestört war es ihm gelungen, einzelne Hanffäden aus dem Sack zu ziehen und daraus geschickt eine Schlinge zu fertigen. Es war eine Mordsarbeit, und zum Schluss bluteten seine Finger, aber Slinger hatte sich sagen lassen, dass eine Schlinge aus Hanf an einem anderen Körperteil noch viel unangenehmere Spuren hinterlassen konnte.

      Er hatte nicht vor, mit seinem kleinen Lasso jemanden aufzuhängen. Das wäre nicht möglich gewesen. Aber seit dem Moment, an dem er am Anfang des Zellenganges den Haken mit den Schlüsseln entdeckt hatte, war er entschlossen gewesen, sie sich zu holen. Er hatte unzählige Versuche unternommen. Er war schon nahe dran gewesen, sein Vorhaben aufzugeben. Doch dann sah er im Geiste Carringo und das Halbblut Chaco, die beide anscheinend eine dicke Freundschaft verband, vor sich, und seine Energie gehörte ganz dem Hass.

      Das leise Klappern des Schlüsselbunds auf dem Fußboden hatte wie Musik in seinen Ohren geklungen. Vorsichtig zog er die kostbare Beute zu sich heran, immer besorgt, sie nicht unterwegs noch zu verlieren. Als er das kühle Metall zwischen seinen Fingern fühlte, atmete er erleichtert auf. Der Schlüssel passte, und in Sekundenschnelle war Slinger frei.

      Jetzt musste er sich aber beeilen. Der Morgen war angebrochen, und jeden Augenblick konnte sich einer von seinen Gegnern wieder für ihn interessieren. Jedenfalls wollte er nicht ohne Waffe sein, und zu Fuß war der Weg, den er vor sich hatte, auch ziemlich weit. Er pries die Weitsicht des Marshals, der offenbar an alles gedacht hatte, was er für seine Flucht brauchte. Im Office fand er ein Gewehr und die dazugehörige Munition. Jetzt fühlte der Junge sich schon wieder fast unbesiegbar.

      Er schlich zum Stall des Jailgebäudes. Wie er von früheren Beobachtungen her wusste, stand dort stets ein Ersatzpferd für alle Fälle. Na, und so ein Fall war das ja jetzt zweifellos.

      Slinger