Wir erreichten eine Metalltür.
Milo riss sie auf. Ich stürmte hinein, in der Rechten die Dienstwaffe, in der Linken die Taschenlampe.
Der Raum, der sich uns offenbarte, war kaum zwanzig Quadratmeter groß. Es gab nur einen einzigen Zugang, was allen, die sich im Moment hier befanden eine Flucht völlig unmöglich machte. Anselmo lag auf dem Boden. Er war gefesselt und seine Augen vor Entsetzen geweitet. Die Männer, die um ihn herum standen hatten ihn offenbar mit einem Elektro-Schocker zugesetzt. Wie sich später herausstellte handelte es sich dabei um Anselmos eigenes Gerät.
„Die Hände hoch und keine Bewegung“, sagte ich.
Niemand sagte ein Wort.
Die Blicke gingen zu dem übergewichtigen Mann hin, dessen Identität sich wenige Augenblicke später herausstellen sollte, als wir seine Sachen durchsuchten und Papiere sicherstellten.
„Brad Norinsky!“, sagte ich, als die Handschellen bereits klickten. „Wer hätte das gedacht…“
„Kennen wir uns vielleicht?“, knurrte Norinsky.
„Nicht unmittelbar“, erwiderte ich kühl. „Aber das macht nichts.“
34
Die Verhafteten wurden abgeführt. Roy Anselmo alias Jean Marquanteur wurde zunächst einmal in eine Klinik gebracht. Eine Gefängnisklinik allerdings. Wie sein Fall zu bewerten war und wie weit er als schuldfähig gelten konnte, das mussten die Gerichte entscheiden.
Jedenfalls war seine grausige Mordserie gestoppt.
In den nächsten Tagen folgten Durchsuchungen von Norinskys Anwesen sowie einer Reihe von gewerblichen Immobilien, die er unter dem Namen von Strohmännern erworben hatte, um dort Giftmüll zu lagern.
Und nachdem nach und nach seine Untergebenen ihr Schweigen brachen, wurde mehr und mehr das ganze Ausmaß seiner Geschäfte offenbar. Die JAMAICA BAY sollte nicht das einzige Schiff bleiben, das mit hochgefährlichem Giftmüll auf eine ungewisse Reise geschickt werden sollte.
Norinsky fühlte sich zunächst ziemlich sicher, weil es nur wenige Zeugen gab, die in der Lage waren, ihn direkt zu belasten. Die Rolle des Mannes im Hintergrund, einer grauen Eminenz der Müll-Mafia, hatte er perfekt gespielt. Und dazu auf eine Weise, die sein eigenes Risiko nahezu minimiert hatte. Aber einen Zeugen gab es, der sehr genau über Norinsky Bescheid wusste.
Roy Anselmo alias Jean Marquanteur.
Die traurigen Einzelheiten seiner Lebensgeschichte kamen schließlich ebenso ans Licht wie die beispiellose Grausamkeit, mit der er vorgegangen war, um seine Opfer ins Jenseits zu befördern.
Wir verließen Buffalo schon nach ein paar Tagen, sodass wir das juristische Gezerre nur noch am Rande und aus den Medien mitbekamen.
ENDE
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