Der Weg der inneren Transformation hingegen ist der Weg der Geduld und des (Selbst-) Vertrauens. Die Erfolge zeigen sich nicht sofort. Vielmehr brauchen die hergestellte innere Stabilität und Fülle ihre Zeit, bis sie im außen sichtbar werden. Doch dafür ist die Stabilität nachhaltig.
Dies ist meines Erachtens die größte Herausforderung für Gesellschaften, die so sehr gewohnt sind, dass sich der Erfolg mehr oder weniger sofort einstellt und sichtbar ist. Jetzt nicht mehr. Jedenfalls nie mehr so, wie es mal war. Inneres Wachstum beginnt auf der nicht-sichtbaren Ebene. Erst im Laufe des Transformationsprozesses zeigen sich die Erfolge Schritt für Schritt im außen.
Transformation ist Ganzheit
Das im Rahmen des Buches vorgestellte System aus Seele, Geist und Körper sowie die Beziehungen dieser Trinität zueinander, lässt sich als Basisinnovation auf jede Organisationsform respektive auf jedes System übertragen. Sowohl auf der Mikro- als auch auf der Makroebene. Wie eine Schablone. Die Berücksichtigung der Trinität schafft bei klarer Analyse Struktur und Ordnung.
Wenn die drei Komponenten konfliktfrei miteinander kooperieren, ist die eigene Transformation hin zu Ganzheit vollständig abgeschlossen. Der Mensch ist zu einer reifen und erfahrenen, zu einer ganzen Führungspersönlichkeit geworden.
Solange das nicht der Fall ist, zeigt sich das in immer wieder neuen Verwerfungen im System. Es kommt immer wieder zu Krankheiten, Konflikten, Krisen und Kriegen. Diese (Selbst-) Zerstörungsprozesse zeigen sich sowohl auf der individuellen als auch auf der kollektiven und auf der globalen Ebene von Mensch, Tier, Natur und Planet.
Einem ganzen Leader geht es nicht mehr nur um seine eigene Selbstverwirklichung. Er trifft seine Entscheidung verantwortungsbewusst. Seine Visionen haben auch einen Nutzen für das Ganze.
Wie volatil und angreifbar aktuelle Systeme sind, und zwar auch solche, die sich für machtvoll, reich und unangreifbar hielten, zeigen die mit einem COVID-19-Virus entstandenen Herausforderungen. Ein guter Moment, um sich bewusst zu machen, dass die Menschheit ein kleiner Teil des großen Ganzen, des universellen Bewusstseins ist. Je erwachter das eigene Bewusstsein, desto mehr fühlt mensch die Verbundenheit mit dem großen Ganzen. Und desto klarer agieren die Emotionen, das Denken, die Einstellungen und das Handeln im Einklang mit dem Universum. Aus dem Chaos heraus entstehen einfache und geordnete Systeme.
Alles Leben ist beseelt und fühlt sich verbunden mit dem großen Ganzen. Wie stark die Verbundenheit und das Ur-Vertrauen ausgeprägt sind, hängt von der Anzahl der erfahrenen Traumatisierungen ab. Ferner übernehmen Kinder häufig die Traumen anderer Menschen: z. B. von Eltern, von Großeltern, von Freunden. In der Sprache indigener Kulturen bedeutet dies, dass sie eigene Anteile ihrer Seele abgeben, damit sich die eigentlich Traumatisierten glücklicher und stabiler fühlen. Auch Tiere tun dies oftmals.
Alles Leben hat eine Seele, doch der Mensch hat noch einen Geist. Mit diesem erschafft er die aktuelle Realität. In Abhängigkeit von der Qualität seines Bewusstseinsniveaus. Also abhängig davon, wie viele Anteile seiner Seele zu Hause sind. Je weniger Seele, desto mehr gespeicherte Blockaden, Ängste und Zweifel auf der Geistebene, und desto weniger inneres Leadership, also innere Meisterschaft. Solange die Seele nicht ganz zu Hause ist, kann es immer wieder zu einem Management der Krisen und zu damit einhergehenden Re-Traumatisierungen in Systemen kommen. Also zu Dysbalancen in Teilbereichen des Lebens.
Der Geist ist nicht der innere Führer. Doch durch seine Emotionen, seinen Verstand und seine Erfahrungen erschafft er Realität. Unbewusst oder bewusst. Und zwar solange, bis die Seele ganz zu Hause ist. Denn dann wurde alles Unbewusste in das Bewusstsein geholt. Diese Tatsache ist dem Menschen nur bisher kaum bewusst und das wird ihm auch in keiner Schule vermittelt.
Solange der spirituelle Körper unvollständig ist, kreiert der Mensch sein Leben zumindest partiell unbewusst aufgrund mangelnder innerer Führung. Dieser Mangel will ständig bedient werden, und zeigt sich an einem individuellen und kollektiven Immer-Mehr-Haben-Wollen. In einer ständigen Gier nach mehr. Mehr Forderungen, mehr Erwartungen, mehr Zuneigung, mehr Liebe, mehr Zärtlichkeit, mehr Sex, mehr Geld, mehr Besitz etc. Immer wird es etwas geben, das fehlt. Bei den meisten Menschen bis zu ihrem Tod. Auch deshalb, weil sich der Mensch mit anderen Menschen vergleicht. Ein seelisch erfüllter Mensch tut das nicht. Er folgt seinem ganz individuellen Weg und lebt seine speziellen Potenziale. Diese sind einmalig, daher vergleicht er sich auch nicht.
Je mehr also der Geist führt, desto mehr handelt es sich um ein Fass ohne Boden. Dieses Fass muss immer wieder aufgefüllt werden und bringt doch keine nachhaltige Erfüllung.
Auf den Bewusstseinsstufen des Mangels verhält sich der Mensch entweder non-konform oder konform. Je nach kultureller Konditionierung und oktroyierten Regelwerken. Entweder entspricht er den Bedürfnissen anderer Menschen und opfert seine Seele, weil er nicht in der Lage ist, Grenzen zu setzen. Oder er erwartet ganz selbstverständlich, dass andere Menschen sich für seine Bedürfnisse verantwortlich fühlen und diese erfüllen (vgl. Kap. 5).
In diesem Chaos der Dysbalancen entsteht Chaos in immer kürzeren Abständen, weil die innere Führung und damit die innere Fülle fehlen. So fährt der Mensch in Teilbereichen sein Auto immer wieder mal an die Wand. Weil er halbwach steuert. Wird im Anschluss nicht reflektiert und die Zeit der Regeneration und Stille nicht für sich selbst genutzt, sondern lieber in das Unbewusste verdrängt, steigt der Frust. Dieser wird kompensiert mit Hyperaktivität, Süchten etc. Da dies sehr viele Menschen tun, scheint der Mensch zu glauben, dass das der Sinn des Lebens wäre.
Der Sinn des Lebens in diesen Zeiten des evolutionären Bewusstseinswandels ist es, wieder ganz zu Hause anzukommen. Wenn die Seele, das Bewusstsein ganz im Körper ist, dann ist der innere Leader aktiv und der Geist erschafft eine gesunde (Um-) Welt. Doch bis die Menschheit diesen Zustand erreicht hat, benötigt es in allen Bereichen ganze Leader. Diese sind in der Lage, in Transformationsprozessen zu führen und ganze Systeme zu gestalten. Diese Herausforderungen stellen erweiterte Ansprüche an die Qualitäten von Leadern in allen Bereichen. Alternativ kommt es nicht zu einer (Weiter-) Entwicklung jetziger Leader, sondern zu Neubesetzungen mit Menschen, die aufgrund ihrer ganzen Qualitäten besser geeignet sind, durch die Transformation zu führen.
Von einem evolutionären Zeitalter spreche ich deshalb, weil dieses neue (Wissens-) Zeitalter von Spiritualität und Materialität geprägt sein wird. Beide Komponenten werden in Balance gelebt. Es ergänzen sich also inneres Seelenwissen und äußeres Fach- und Erfahrungswissen. Die verlorengegangene Seele, das Bewusstsein kehrt nun zurück. Das bedeutet, dass der Mensch wieder fühlen wird, wer er wirklich ist: ein spirituelles Wesen, welches eine menschliche Erfahrung macht. Der Geist und der Körper sind menschliche Instrumente, damit die Seele, also das bewusste Sein diese menschliche Erfahrung machen kann bzw. konnte.
Das ist die Systemrevolution, die bereits seit einigen Jahren kaum bemerkt auf nicht-sichtbarer Ebene eingeleitet worden ist. Eine Revolution, die jeder Mensch erst einmal innerhalb seines eigenen Systems zu lösen hat. Denn dort beginnt jede Veränderung, die mensch im außen sehen möchte. Bei jedem Menschen selbst.
Wer sich also Balance wünscht, der wird diese Balance zuallererst eigenverantwortlich in sich selbst herstellen müssen. Dazu ist es notwendig, den inneren Leader ganz nach Hause zu holen und wieder zu lernen, diesem Gefühl zu vertrauen. Unabhängig davon, was der Geist dazu sagt. Je bewusster der Mensch wird, desto mehr wird der Geist von seiner Führungsposition verdrängt.
Ist der Mensch den Weg der ganzen Transformation gegangen, dann übernimmt der Geist vielmehr die Rolle eines erfahrenen Beraters und Machers. Der Geist ist nun für die pragmatische Umsetzung der Bestimmung der eigenen Seele zuständig. Dazu ist er deshalb in der Lage, weil er auf dem Transformationsweg notwendiges Wissen und die dazugehörige Erfahrung abgespeichert, Altlasten aufgeräumt und überflüssiges Gepäck losgelassen hat.
Wer