Die Regierungen in Demokratien wollen gewählt werden und geben deshalb vor jeder Wahl diverse Versprechungen der Abhilfe ab, denen selbstredend schon längst nicht mehr getraut werden darf. Wahrscheinlich sind die Politiker sogar selber davon überzeugt, dass sie in Ausübung ihres gewählten Amtes die Dinge in einem Sinn verändern könnten, wie die Wählenden es ja auch nur allzu gerne hören möchten. Die Bürger wollen jedoch alles:
Sie wollen Auto fahren und in einer intakten Umwelt leben. Sie wollen unendliches Wirtschaftswachstum, das ohne Automatisierungen nicht mehr gesteigert werden kann, und Arbeitsplätze. Sie wollen soziale Leistungen, die auf Grund der wachstumsbedingten Massenentlassungen nicht mehr bezahlbar bleiben, und keine Steuererhöhungen. Sie wollen alle Vorteile, ohne dabei die Nachteile zu berücksichtigen, die diese nach sich ziehen. Daran wird die Demokratie zerbrechen. Die Gesellschaft ist nicht reif für ein dermaßen fortschrittliches Staatssystem.
3.
Aus all dem wäre nun zu folgern, dass eine Regierungsform, die ein langfristiges Überleben dieses Planeten noch glaubhafter gewährleisten wollte, öfters auch gegen den Willen der Bevölkerung agieren müsste. Und die Konsequenzen hieraus wiederum würden eine moralisch konsequente Diktatur bedeuten. Es stellt sich dabei die Frage, woran eine zu verantwortende Diktatur denn ihr Verhalten orientieren sollte, um nicht das geschehen zu lassen, was bei bisherigen Versuchen dieser Art immer herausgekommen ist, nämlich der Gefahr des Machtmissbrauches zu erliegen?
So käme man bald auf den Kategorischen Imperativ.
Zur Erklärung sei hier angefügt, dass der Kategorische Imperativ eine Richtlinie zum idealen Handeln des Menschen darstellt und von dem großen Aufklärungsphilosophen Immanuel Kant ersonnen wurde. Er lautet wörtlich:
„Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“
Anders ausgedrückt ist eine ausgeführte Handlung also nur dann empfehlenswert, wenn sie von jedem unternommen keine gegenseitigen Behinderungen nach sich ziehen würde. Diese Umschreibung ist natürlich ziemlich frei interpretiert, aber es bestehen gravierendste Gründe den originalen Wortlaut dieser These nicht streng wissenschaftlich zu verstehen, denn einige Handlungen sollten sich eigentlich auch individuell nach diesem Grundsatz formen lassen, woraufhin die Maxime des Handelns nicht mehr jederzeit zu gelten bräuchte.
Einfacher ausgedrückt sollte sich der Kategorische Imperativ also nicht nur auf die Handlung selbst beschränken, sondern vor allen Dingen auch auf das Unterlassen derselben, womit zum Beispiel die Thesen Mahatma Gandhis mit den Idealen des Kategorischen Imperativs vollkommen identisch wären. Wenn der Mahatma seine gewaltlosen Kämpfe unterlassen hätte, hätten sich auch diskriminierende Gesetzgebungen ungehindert umsetzen lassen und das hätte eben zu gegenseitigen Behinderungen geführt.
Außerdem ging Immanuel Kant davon aus, dass sich das menschliche Verhalten nach seinem Kategorischen Imperativ an der Vernunft orientieren sollte, aber das geht eigentlich nicht weit genug. Der gewaltfreie Widerstand wäre in unserem Beispiel in den seltensten Fällen vernünftig. Nichts desto trotz wäre er nach dieser Theorie aber zwingend notwendig.
Nach der hiesigen Interpretation wird der Kategorische Imperativ also flexibel. Nach ihr wären zum Beispiel jegliche Gewaltanwendungen zu vermeiden, da sie immer nur gegenseitige Behinderungen darstellen. Im Falle eines Adolf Hitler zum Beispiel war die Gewaltanwendung zu seiner Bekämpfung jedoch erforderlich. Wenn sich jeder dogmatisch auf die kategorisch imperativen Grundsätze berufen hätte, dass man einem anders denkenden Erdenbürger keine Gewalt antun dürfe, hätte Hitler widerstandslos die Welt erobern können. Jede andere Richtlinie als die Gegengewalt hätte also kontraproduktiv gewirkt und damit war in diesem Fall sogar der Krieg kategorisch imperative Pflicht.
So ließe sich der Kategorische Imperativ also auf das empfehlenswerte Verhalten in jeder Situation anwenden und man dürfte daraus vielleicht durchaus folgern, dass auf der Theorie des Kategorischen Imperativs die gesamten Ableitungen der Moralphilosophie beruhen. Mit ihr führen die Wege aus dem Labyrinth, welches das gesellschaftliche Leben stellt. Die Thesen sind dabei nicht kompliziert und für jedes Kleinkind nachvollziehbar. Nur die Umsetzungen, das also, worauf es im Wesentlichen anzukommen hätte, müssten dabei auf diverse Widerstände stoßen. In den nächsten Kapiteln werden wir mehr davon erfahren:
4.
Was bedeutet der Kategorische Imperativ also in seiner politischen Anwendung?
Es ist natürlich anzunehmen, dass es sich bei gesellschaftlichen Reformversuchen solcher Art um besonders tief greifende handeln würde. Es gibt zum Beispiel Anwendungen wie das Autofahren, eine der alltäglichsten Begebenheiten dieser Welt, die nicht mehr wegzudenken ist, weil wir und Generationen vor uns von klein auf damit aufgewachsen sind. Nicht jedoch nach dem Kategorischen Imperativ, denn sofern ein jeder Auto fahren wollte, brächte das durchaus gegenseitige Behinderungen mit ins Spiel, wie zum Beispiel die Klimaerwärmung, die Luftverschmutzung und das Waldsterben, um hier nur drei der wichtigsten Faktoren zu nennen. Diese Betrachtungsart mag eher unbequem erscheinen, doch die Umwelt berücksichtigt leider nicht, wie flexibel man als Mensch durch ein motorisiertes Fahrzeug wird und sie möchte auch nicht anerkennen, dass die ausgeführten Handlungsweisen keiner bösartigen Absicht entsprachen. Sie kapituliert einfach.
Ich denke, es würde für einen westlich orientierten Denker zu belastend werden, an dieser Stelle näher ins Detail zu gehen. Das Problem soll bis hier hin nur soweit behandelt werden, dass unter dem Kriterium ökologischer Verantwortbarkeit die Herstellung unzähliger Produkte eingestellt werden müsste, womit eine Vielzahl an Firmen Insolvenz zu beantragen hätte, sodass man auf das Problem der Massenarbeitslosigkeit stößt.
Des Weiteren sollte nicht unberücksichtigt bleiben, dass lediglich ein einzelnes Moral orientiertes Land nur einem Tropfen auf den heißen Stein gleichkäme, da die letztmögliche Chance eines langfristigen Überlebens des Planeten von der gesamten Weltbevölkerung abhängen würde, die sich dem Kategorischen Imperativ gemäß verhält. Es wäre also weiterhin kategorisch imperative Pflicht, die restliche Welt solchen Vorstellungen anzupassen.
Dieses hätte nur den Hauch einer Chance, solange man bei dieser neuen Form von Eroberungszügen mit zwingender Notwendigkeit gewaltfrei bleibt. Das Einzige, was sich aus der Vergangenheitsgeschichte eventuell noch lernen ließe, könnte sein, dass es seit Menschengedenken keinem Herrscher dieser Welt gelungen ist, sein mit Gewalt erobertes Territorium auch längerfristig zu erhalten. Im Anstreben des Gigantismus erscheint der umfangreichste Machtauswuchs von Einzelnen erinnerungswürdiger dazustehen, als die Anzahl der gefallenen Soldaten für den befriedigten Eroberungstrieb derselben. Wenn eine kategorisch imperative Reform demnach auch langfristig noch ihre Chance wahren wollte, ginge das nur mit Hilfe des bedingungslosen Aggressionsverzichts.
Um einen derartigen Prozess also in Gang zu setzen, benötigte es zunächst einmal einer quantitativ äußerst schlagkräftigen Armee, bestehend aus gewaltfrei kämpfenden Soldaten bzw. Soldatinnen und genau damit ließe sich wiederum die Arbeitslosigkeit bekämpfen.
Die Vernichtung tropischer Regenwälder wäre zum Beispiel nur noch aufzuhalten, sofern sich unvorstellbare Menschenmassen gewaltfrei zwischen die Sägen und die Bäume stellen würden. Oder man könnte mit einer entsprechenden Anzahl von Demonstranten vielleicht auch sämtliche Hauptverkehrsstraßen eines spezifischen Landes mit Menschenketten blockieren, womit sich die gesamte Wirtschaft dieses Landes lahm legen ließe.
Der größte Teil der Bevölkerung könnte mit dem Auto ihren Arbeitsplatz nicht mehr erreichen sowie sich beispielsweise auch Transporte oder Lieferungen nicht mehr abfertigen ließen. Die Müllabfuhr wäre blockiert. Die ganze Infrastruktur