Wyatt Earp Classic 44 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Classic
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740966652
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sich anderwärts ein Quartier.«

      Lambert hatte auf seinen weiten Fahrten alle Menschensorten kennengelernt. Diesen vergrämten Greis schätzte er sofort richtig ein. Und da er es in all den Jahren gelernt hatte, mit seinen ›Kunden‹ umzugehen, verstand er es auch jetzt richtig, den Mann hier anzupacken.

      »Hören Sie, Mister. Ich habe schon oben an der Grenze von Ihrem Haus gehört…«

      Der Greis wich erschrocken zurück und preßte seine knochendürre Hand auf den kragenlosen Halsausschnitt

      seines Hemdes. »Was – haben Sie ge-hört?«

      Lambert lachte. Er merkte nicht, daß der Mann offensichtlich kein allzu reines Gewissen zu haben schien.

      »Nur Gutes, Mister«, log der Händler, »und zwar von Ihrer Küche. Ihre Frau soll das beste Essen weit und breit herstellen. Wie sie das allerdings mit diesen Scherben da drinnen schafft, ist mir ein Rätsel.«

      Flammende Röte flog sogleich über das zerknitterte Greisengesicht. »So, das haben Sie gehört?« fragte er mißtrau-isch.

      »Yeah, Ihre Frau soll ein Juwel im Kochen sein. Ich möchte sie gern begrüßen, wenn Sie nichts dagegen haben.«

      In diesem Augenblick schob sich eine dicke Frau von der Hoftür her in den Gang. Mit watschelnden Schritten kam sie näher. Als sie vor der Küchentür war, sah Lambert in ihr Gesicht. Es war eine Kreolin von abstoßender Häßlichkeit. Dennoch zog der Trader seinen Hut und sagte galant: »Madam, ich freue mich, Sie…«

      »Elvira ist meine Köchin und Haushälterin«, unterbrach ihn der Salooner schnarrend.

      Lambert schluckte die Verblüffung schnell. »Na und? Was hat das zu sagen? Sie jedenfalls kocht im San Jose House das vorzügliche Essen, von dem die Leute sogar oben an der Grenze noch sprechen.«

      Die Kreolin schob sich mit ihrer verschwitzten Hand eine Haarsträhne aus der niedrigen Stirn und bleckte ihr gelbes, unregelmäßiges Gebiß.

      »Well, Mister, ich freue mich, daß Sie bei uns essen wollen. Ich werde auch sofort dafür sorgen, daß Ihr Zimmer in Ordnung gebracht wird. Sie bekommen Nummer drei…«

      »Nummer drei ist besetzt«, warf der Salooner krächzend ein, schob sich eine krumme, vorgedrehte Zigarette zwischen die dünnen Lippen und riß ein Zündholz an, das für einen Augenblick einen zuckenden Schein auf die Gesichter der drei Menschen warf.

      Die Kreolin sah den Patron an. »Wer hat das Zimmer?« fragte sie mit einem Ton, der dem Trader schnell verriet, wer hier im Hause die Stiefel anhatte.

      Picket sog nervös an seiner Zigarette. »Billy hat es gemietet.«

      Da rollte die feiste Kreolin gefährlich mit den Augen. »Billy Clanton? Was fällt dir ein, John?« rief sie, alle Vorsicht und angebrachte Zurückhaltung vergessend. »Du hast doch diesem Banditensproß kein Zimmer in unserem Haus gegeben?«

      »Was willst du denn, er hat im voraus für drei Tage bezahlt«, verteidigte sich der Mann.

      »So, für drei Tage hat er bezahlt? Und wo ist das Geld, he?«

      Picket wollte sich schnell abwenden. Da schoß die Rechte seiner ›Köchin und Haushälterin‹ vor, packte seinen knochendürren Arm und zerrte den kleinen Mann zu sich heran.

      »Wo sind die Bucks, Jonny?«

      Der Mann wollte sich losmachen. Da stieß die Linke der Kreolin vor, langte in die rechte Westentasche ihres ›Herrn‹ und zog einen Geldschein hervor, der gleich darauf im Halsausschnitt ihres Kleides verschwand.

      »Und jetzt möchte ich noch einmal wissen, wie du dazu kommst, ausgerechnet einem Angehörigen dieser Banditenfamilie ein Zimmer bei uns zu vermieten, he? Was hat der Bursche überhaupt hier in der Stadt mit einem Zimmer vor, he? Er soll draußen in seinem Kuhstall schlafen. Weiß Ike, daß er hier gemietet hat? Weiß es Phin? Weiß es der Alte? Todsicher nicht. Du sagst ihm heute abend, daß er hier nicht wohnen kann. Wenn draußen auf der Ranch wieder Streit ist, soll er gefälligst in den Oriental Saloon zu seinen Freunden Jim Vizina und Mike Joyce gehen, die besser zu seiner Familie passen als wir!«

      »Aber er hat doch schon bezahlt, Evy!«

      »Das ist mir wirklich egal. Ich will

      ihn jedenfalls hier nicht sehen. Wo die Burschen auftauchen, ist immer Mord und Totschlag in der Luft! – So, Mister…«

      »… Lambert«, ergänzte der Trader.

      »Well, Mister Lambert«, grinste sie und bleckte wieder ihr wenig ansehnliches Gebiß, »ich mache gleich das Zimmer fertig – und in einer Viertelstunde steht das Essen drüben in der Hall für Sie auf dem Tisch.«

      Das Zimmer war schrägwandig und reichlich unsauber. Aber der Alte war froh, einigermaßen untergekommen zu sein. Das Essen war angebrannt. Dennoch lobte es der Trader, aber er riet der Frau, gelegentlich einmal einen St.-Louis-Kessel auszuprobieren, der das Essen vor dem Anbrennen schütze und seine Güte noch steigere.

      Die Frau horchte auf. »Verkaufen Sie etwa St.-Louis-Kessel?«

      »Yeah, ich habe zwar nur noch einen kleinen Vorrat auf dem Wagen, aber Sie sollen etwas davon bekommen dürfen…«

      Das erste Geschäft war angebahnt. Trotz des grimmigen Gesichtes, das der in der Tür zum Korridor stehende John Picket schnitt.

      Am Nachmittag ging der Trader noch einmal zum OK-Corral hinüber, um nach seinen Gäulen und dem Wagen zu sehen. Die Gäule waren noch da. Der Wagen auch – aber er war fast leer. Nur noch ein paar ziemlich wertlose Tonkrüge und zwei Kessel, die während der Reise ein paar Beulen abbekommen hatten, lagen in den Strohballen. Weiß vor Zorn rannte der Trader auf die Straße.

      Mister Flys wandte sich schnell ab, unterbrach abrupt sein Dauergespräch mit seinem rundlichen Vis a vis, der Witwe Bourland, und verkroch sich in seinem Bau.

      Lambert rannte hinüber zu der Frau. »Madam! Ich habe da drüben meinen Planwagen stehen. Als ich vor ein paar Stunden kam, war er noch halbvoll mit Waren. Jetzt ist er fast leer. Ich bin bestohlen worden. Mein ganzes Hab und Gut steckte in den Waren…«

      Die Frau sah ihn mitleidig an.

      »Haben Sie die Diebe gesehen?« fragte der Trader bebend vor Ärger.

      »Nein, Mister. Ich könnte sie auch nicht sehen. Der Corral hat von der Rückseite her noch einen Zugang, den ich von hier aus nicht sehen kann. Wenn jemand unbemerkt den Corral betreten will, kann er das durch die kleine Pforte hinten ungestört tun.«

      »Ungestört…, aber… das ist doch…« Lambert wischte sich über die Stirn, knäulte sein riesiges blaues Taschentuch zwischen den Fäusten und senkte dann resigniert den Kopf. »Bestohlen bin ich«, murmelte er. »Und dabei hatte ich schon die erste Bestellung. Ich habe hier auf einen guten Absatz gehofft.«

      Die Frau sah sich nach allen Seiten um, dann streckte sie den Kopf weiter aus dem Fenster und flüsterte dem Trader zu: »Gehen Sie doch zu dem Marshal, er ist der einzige, der etwas für Sie tun wird.«

      »Yeah, aber er ist nicht da. Man sagte mir, daß er hinunter nach Bisbee geritten sei.«

      Bedauernd zog die Frau die Schultern hoch und schloß dann das Fenster.

      Lambert sah auf seine staubigen Stiefel.

      Heavens! Sie hatten ihn gewarnt vor diesem Nest. Allenthalben hatten sie ihn gewarnt. Aber er war ja klüger gewesen. Nun hatte er den Schaden. Mit gesenktem Kopf ging er die Straße hinunter, bog links ab und kam unten auf die Allen Street. Er hatte nicht mehr das Herz, zurück in sein Quartier zu gehen. – Die Kreolin wartete auf die Kessel, die er nicht mehr hatte… Mißmutig stakste der alte Mann durch die Stadt.

      *

      Es war gegen fünf Uhr am Nachmittag.

      Von Nordosten her kamen zwei Reiter in die Stadt. Frank und Tom McLowery. Die beiden Desperados sahen aus, als hätten sie einen schweren Sturz vom Pferd gemacht. Frank hatte ein blaues Auge und eine