Grundlagen des Methodischen Handelns in der Sozialen Arbeit. Franz Stimmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Franz Stimmer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783170359307
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Professionen (Psychologie und Medizin) sind:

      3. Psychische Probleme und Verhaltensauffälligkeiten (Faktor III).

      4. Körperliche Erkrankungen (Faktor IV).

      Bei den Faktoren III und IV kann auf die bewährten und oben schon erwähnten Klassifikationssysteme DSM-IV und ICD-10 zurückgegriffen werden. Die Befunde aus diesen beiden Bereichen stehen häufig in Wechselwirkung zu den beiden anderen Systembereichen und sind deshalb unter der Prämisse einer ganzheitlichen Sichtweise in die Situationsanalyse und Interventionsplanung mit einzubeziehen. Unter Umständen ergibt sich aus dieser Analyse auch, dass es ein Fall primär für den Internisten und nicht für den Sozialpädagogen ist. Der vorrangige Fokus des PIE-Systems ist nicht auf die psychischen und körperlichen Probleme gerichtet, sozialpädagogische Interventionen schließen aber öfters medizinische und psychiatrische Behandlungsnotwendigkeiten mit ein. Dies ist besonders in einem Tätigkeitsbereich der Sozialen Arbeit der Fall, nämlich in der Klinischen Sozialen Arbeit (image Kap. 7.2.2), wenn SozialpädagogInnen gelernt haben, kompetent mit den Klassifikationssystemen DSM-IV und ICD-10 umzugehen. Ansonsten sind die Angaben der Klienten zu psychischen und körperlichen Befunden mit der nötigen Vorsicht und unter Angabe der Quellen aufzunehmen (»Asthma laut Diagnose von Dr. X« oder »Depressionszustände nach Angaben des Klienten«), oder aber es wird eine Kooperation mit den entsprechenden Fachleuten notwendig.

      In der beschriebenen Form ist das PIE-System begrenzt auf erwachsene Klienten über 18 Jahre. Für die Arbeit mit Kindern und wohl auch für die Arbeit mit bestimmten Klientengruppen (Menschen aus anderen Kulturkreisen oder Subkulturen, Menschen mit geistigen Behinderungen) ist das PIE-System angemessen zu modifizieren und in die »Sprache« der Klienten zu transformieren. Dies heißt auch, den Zugang zum Klienten und zu seinen Informationen anders als über Verbalisieren zu gestalten, also etwa mit Zeichnungen, Fingerpuppen oder Skulpturen zu arbeiten (vgl. Stimmer und Rethfeldt 2004). Auch in der Arbeit

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      Abb. 9: Fallorientierte Lebenslagenanalyse in professionellen Unterstützungsprozessen (aus: Hey, 2000, S. 278).

      mit Familien kann die Situationsanalyse mit dem PIE-System wichtige Hinweise über die Probleme einzelner Familienmitglieder innerhalb der Familie vermitteln und damit für die Analyse von Interaktionsproblemen im Rahmen der Familienstruktur. Ähnliches gilt für die Arbeit mit Organisationen. Bei der Erhebung der sozialen Rollen kann auch gut mit den verschiedenen Formen des »Kulturellen Atoms« (image Kap. 5.5.2) gearbeitet werden. Die Inhalte, die unter dem Faktor II erhoben werden, können eigenständig auch als Grundlage für die Gemeinwesenarbeit (image Kap. 8.5.2) dienen.

      Eine Differenzierung des PIE-Systems mit dem Fokus auf eine multiprofessionelle Kooperation hat Hey (2000, S. 264 ff.) in einem idealtypischen Modell einer »fallorientierten Lebenslagenanalyse« vorgelegt, deren einzelne Ebenen in Abbildung 9 benannt sind. Eine (notwendige) Erweiterung des PIE-Systems für die Diagnostik in der Sozialen Arbeit stellt Adler (2004) vor (vgl. auch Pantućek 2009, S. 250–265; dort auch eine deutsche Übersetzung der Fragebögen).

      Staub-Bernasconi (1994, S. 76 ff.) hat mit den »Entdeckungskarten« ein Instrument für die Situationsanalyse und darüber hinaus für die Theorie-Praxis-Diskussion entwickelt, das durch seine differenzierte theoretische Begründung (Systemtheorie; Staub-Bernasconi (c) 2000) und die axiologische Fundierung (Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession;Staub-Bernaconi (b) 2000) ausgezeichnet ist. Sie sieht in diesen Entdeckungskarten ein »Mittel der Erzeugung von Bildern und Hypothesen« auf der Grundlage einer theoretischen Bestimmung Sozialer Arbeit, »deren Begriffe als ›Scharniere‹« betrachtet werden können, »die Beschreibungswissen mit Erklärungs-, Wert- und Verfahrenswissen zu einer problembezogenen Arbeitsweise verknüpfen« (S. 76).

      Grundlage von Entdeckungskarten, wie auch für eine Theorie Sozialer Arbeit, sind soziale Probleme. Ein soziales Problem »ist ein unerwünschter gesellschaftlicher Zustand, der eine größere Anzahl von Gesellschaftsmitgliedern in ihrer Lebenssituation beeinträchtigt, öffentlich als veränderungsbedürftig definiert wird und zum Gegenstand von gegensteuernd-korrigierenden Maßnahmen und Programmen wird« (Herriger (c) 2000, S. 645). Für die Soziale Arbeit ergibt sich daraus die Forderung, sich mit der Genese, der öffentlichen Problematisierung und der Problemintervention auseinander zu setzen.

      Staub-Bernasconi hat mit den Entdeckungskarten ein Raster vorgestellt, das für diese Auseinandersetzung hilfreich ist, weil darüber die verwirrende Vielfalt durch die Verwendung allgemeiner Begriffe reduziert werden kann. Andererseits regt die Beschäftigung mit diesem Raster aber auch dazu an, durch die Einbeziehung relevanter Bezugstheorien, des Wissens der Klienten und der Professionellen umgekehrt wieder Komplexität zu fördern. Grundsätzlich kann dieses Instrument auf allen sozialen Ebenen vom Individuum bis zu den »Weltgesellschaften« angewendet werden (Staub-Bernasconi 1994, S. 80), im Zusammenhang mit der Situationsanalyse interessiert hier aber vorrangig seine Anwendung in der Arbeit mit Klienten im Rahmen der unterschiedlichen Arbeitsformen.

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