Grundlagen des Methodischen Handelns in der Sozialen Arbeit. Franz Stimmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Franz Stimmer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783170359307
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aus der Subjektorientierung für das methodische Handeln in der Sozialen Arbeit wesentliche Überlegungen ableiten:

      Subjektorientierung

      • führt zur Sicht der Mehrperspektivität von Problemen: Gesellschaft-Lebenswelten-Lebenstile-Lebensführung in ihrer Wechselwirkung (image Abb. 2),

      • ist die Grundlage für eine sozialökologische Orientierung in der Sozialen Arbeit (image Kap. 8.5),

      • setzt die Reflexion anthropologischer und gesellschaftlicher Fragestellungen sowie Kenntnisse über mikro-, meso- und makrosoziologische Phänomene (image Kap. 8.3.2) voraus,

      • entscheidet mit über Fragen der Ethik und Moral methodischen Handelns (image Kap. 4.4),

      • beansprucht einen zirkulären Problemlösungsprozess (image Kap. 3.5),

      • initiiert probabilistische bzw. interdependente Thesenformulierungen bezüglich Annahmen über Entstehen und Veränderung von Problemen (image Kap. 6.2),

      • gibt die Richtung für die Zieleformulierungen vor (image Kap. 6.1),

      • bildet die Basis für Handlungsleitende Konzepte (image Kap. 8), wenn auch, je nach Problem sowie Phase im Prozess mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen,

      • ist die Grundlage für die Interaktionsmedien (image Kap. 7), die Situationsanalysen bzw. -diagnosen (image Kap. 5), Situationsinterventionen (image Kap. 9) sowie deren Axiologie, Praxeologie und Theorie,

      • setzt spezifische Kompetenzen bei Fachkräften voraus (image Kap. 10 und image Kap. 11) und

      • ist die Basis für eine verständigungsorientierte Intersubjektivität im Handeln zwischen Klienten und Fachkräften (image Kap. 4.6).

      Aus den Überlegungen zur Berufs- und Praxisethik und den Versuchen, einen Verhaltenskodex zu entwickeln, lässt sich eine allgemeine Grundhaltung ableiten, die als notwendige Basis allen Handelns in der Sozialen Arbeit gelten muss: die Verständigungsorientierung (image Abb. 6). Diese Haltung ist zugleich Grundlage und Ziel methodischen Handelns. Es geht dabei nicht um den Erwerb eines statischen Faktors, den jemand besitzt oder nicht, sondern um ein dynamisches Bemühen, diese Haltung immer wieder neu anzustreben, Abweichungen wahrzunehmen und immer wieder flexibel in Richtung Verständigung umzugestalten. Diese Haltung ist ein so grundsätzliches Arbeitsprinzip, dass sie für alle Arbeitsfelder, Arbeitsformen, Interaktionsmedien, spezifischen Methoden und Verfahren Geltung beanspruchen darf. Ohne sie hat Soziale Arbeit und methodisches Handeln in ihr keine Daseinsberechtigung. Ihre Realisierung, in welcher äußeren Form auch immer, ist vermutlich auch der zentrale Wirkfaktor für das Gelingen sozialpädagogischer Interventionen. Diese sozialpädagogische Haltung darf aber nicht als überzogene und unrealistisch-idealisierende Schwärmerei formuliert oder gefordert werden. Es handelt sich lediglich um »Idealtypen« (Max Weber) oder »Konstruierte Typen« (Howard Becker), die über wenige Fakten einen Sachverhalt überdeutlich sichtbar machen, während reale Menschen in konkreten Situationen sich diesen Idealtypen immer nur mehr oder weniger annähern, ohne mit ihnen identisch zu werden.

      Es geht in der Sozialen Arbeit zuvorderst und zunächst um soziales Handeln mit ganz konkreten Menschen in ihrer jeweiligen Lebenswelt, wie viele Facetten ein Problem in den jeweiligen Arbeitsbereichen auch haben mag. »Soziales Handeln« ist nach Max Weber ein Handeln, »welches seinem von dem oder den Handelnden gemeinten Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in seinem Ablauf orientiert ist« (1976, S. 1). Er erweitert diese Definition um die Wechselseitigkeit des Handelns zwischen Akteuren: »Soziale Beziehung soll ein seinem Sinngehalt nach aufeinander gegenseitig eingestelltes und dadurch orientiertes Sichverhalten mehrerer heißen« (S. 13). Eine völlige Übereinstimmung konkreter Beziehungen mit diesen Formulierungen sieht Weber als Grenzfälle, allerdings verliert das Handeln den Charakter einer sozialen Beziehung, wenn »ein Aufeinanderbezogensein des beiderseitigen Handelns tatsächlich fehlt« (S. 14), wobei, und dies ist besonders bedeutsam, im realen Handeln Übergänge nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind. Das Bemühen um Verständigung ist also ständig bedroht durch Entfremdung, Gegenseitigkeit durch Schein-Gegenseitigkeit (Wynne), Bestätigung durch Pseudobestätigung (Laing), Solidarität durch Täuschungsmanöver (Goffman), kommunikatives Handeln durch strategisches Handeln (Habermas) oder wie dieser Tatbestand im Einzelnen auch bezeichnet werden mag. Es gilt also nicht ein strenges »Entweder-oder«, sondern ein »Sowohl-als-auch«, was sich bildhaft in Form eines Kontinuums darstellen lässt (image Abb. 6), das auf der einen Seite durch »Verständigungsorientierung« und auf der anderen durch »Erfolgsorientierung«, genauer um eine »« oder gar eine »Erfolgsfixierung« begrenzt wird. Handeln in der Sozialen Arbeit ist, erst einmal unter Verkürzung des professionellen Handelns auf den Beziehungsaspekt, auf diesem Kontinuum zugeordnet und in der Reflexion erkennbar, kritisierbar und veränderbar.

      Professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit hat neben und in Wechselwirkung zu dem Beziehungsaspekt natürlich auch einen Inhaltsaspekt, es geht ja nicht nur um »Beziehungsarbeit« allein, quasi um ihrer selbst willen, sondern immer auch um die Erledigung, die Bewältigung, die Veränderung einer »Sache«. Eine noch so gute Beziehung zwischen einer Sozialpädagogin und einem Elternpaar, das ein Kind in Pflege nehmen will, nützt wenig, wenn nicht auch Inhalte, eingebettet in den Beziehungsprozess, transportiert werden, die manchmal den guten Kontakt vielleicht sogar etwas stören können (Verpflichtungen der Pflegeeltern, Pflegegeld, Besuchsregelungen, Kontrolle durch das Jugendamt, Erziehungsziele usw.). Die Fokussierung auf den Beziehungsaspekt darf die Pflicht zur Sachlichkeit, einschließlich der Forderung nach Verständlichkeit (Schulz von Thun 1998, S. 129 ff.) nicht auslöschen. Darüber hinaus zeigt sich aber auch noch ein weiterer Aspekt, den Watzlawick u. a. in ihren schon