Neben WeChat ist Tencent noch in zahlreichen anderen Bereichen aktiv, das Unternehmen baute mit WeGame das größte Videospiel-Unternehmen auf und ist an zahlreichen Spieleentwicklungen beteiligt. Tencent Music, das chinesische Spotify, hatte 2018 ungefähr 75 % Marktanteil im Musikstreaming in China. Auch im Bereich Venture Capital ist Tencent eine der weltweit erfolgreichsten Firmen mit 48 Unicorns (Stand Februar 2020).
Huawei vs. Apple
Huawei hat drei Kerngeschäftsbereiche: Telekommunikationsnetzwerke/Netzinfrastruktur (Carrier), Lösungen für Geschäftskunden (Enterprise) und Endgeräte (Consumer). Bei Endgeräten bietet das Unternehmen unter anderem Tablets, Smartwatches, LTE-Surfsticks und Smartphones an – mittlerweile liegt Huawei auf Platz 2 der größten Smartphone-Hersteller der Welt, knapp vor Apple. Huawei entwickelt außerdem ein eigenes Betriebssystem, Harmony OS (chinesisch: Hongmeng OS), um unabhängig von Android zu sein (auch in Reaktion auf den Handelskrieg mit den USA) und zugleich ein Betriebssystem zu haben, das besser über diverse Plattformen und Geräte einzusetzen ist.
Im Bereich Enterprise versorgt Huawei Unternehmen, Verwaltungseinrichtungen und andere Institutionen mit Produkten für die Netzinfrastruktur und Cloud Computing. Auch hier ist Huawei derzeit einer der Marktführer weltweit. Das Unternehmen hat den größten Weltmarktanteil unter den Ausrüstern von Telekommunikationsnetzen und führt auch in der Entwicklung neuer Mobilfunkstandards (5G). Schon jetzt hat Huawei laut CEO Zhengfei Ren mit der Forschung an 6G begonnen.
Huawei ist global eines der innovativsten Unternehmen, betrachtet man die Anzahl angemeldeter Patente. 2019 stand es auf Platz eins bei internationalen Patenten und auf Platz zwei bei Patentanmeldungen in Europa.
Auch im Bereich KI hat Huawei die Nase vorn. 2019 stellte es mit dem Ascend 910 den zurzeit leistungsstärksten KI-Prozessor für das Training von künstlicher Intelligenz in Machine-Learning-Projekten vor, zusammen mit dem AI-computing-framework »MindSpore«. Langfristig soll ein »full-stack all-scenario AI portfolio« entwickelt werden.
Plane in Dekaden. Denke in Jahren. Handle in Monaten. Lebe im Tag!
Nic Haralambous
Die Grundlagen hinter 10x
Mit dem Ende der Dekade 2019 gab es einen Trend in den sozialen Netzwerken: »Dekaden-Posts«, Bilder von alltäglichen Dingen, die es vor zehn Jahren noch nicht gegeben hatte. Tweets, in denen die persönliche Entwicklung über die vergangene Dekade aufgelistet wurde. LinkedIn-Posts zu beruflichen Erfolgen innerhalb der letzten zehn Jahre. Der Effekt dieser Posts: Es zeigte sich, wie enorm die Entwicklungen, sowohl unserer Gesellschaft als auch jedes einzelnen von uns, in den letzten zehn Jahren tatsächlich waren.
Und was bedeutet das für den Blick auf die nächsten zehn Jahre?
Zehn Jahre sind ein markantes Zeitfenster. Es bringt uns dazu, langfristig zu denken, ohne dass die Ziele in unerreichbare Ferne rücken. Zehn Jahre geben uns Zeit für die notwendigen Schritte hin zu einem größeren Ziel, angefangen mit dem ersten Schritt: sich die nötigen Fähigkeiten anzueignen. Zudem hält ein 10-Jahres-Plan dazu an, vorausschauender zu denken und zu handeln – eine Fähigkeit, die vielen Unternehmen zu großen Erfolgen verholfen hat.
Der exakte Zeitraum ist nicht verbindlich, dient uns aber als Orientierung. Wenn wir von zehn Jahren sprechen, geht es insbesondere darum, langfristig zu denken und zu handeln und dabei das große Ganze im Auge zu behalten.
Warum ist die 10xDenke so schwierig? Wieso überschätzen wir neue Themen kurzfristig, bilden regelrechte Hypes, aber schätzen die langfristigen Chancen von Innovationen zu gering ein?
Wir überschätzen immer die Veränderungen, die in den nächsten beiden Jahren passieren sollen. Aber wir unterschätzen den Wandel, der über die nächsten zehn Jahre passiert. Lass’ dich dadurch nicht zur Untätigkeit verleiten.
Bill Gates
Der amerikanische Futurist Ray Kurzweil schreibt, dass die meisten Menschen bei ihren Vorhersagen über die technologische Entwicklung in der Zukunft die Fähigkeiten neuer Technologien dramatisch unterschätzen. Die Vorhersagen basieren eher auf einer »intuitiven« Fortschreibung des Fortschritts als auf der historisch erlebten exponentiellen Sicht. Menschen sehen die Welt, wie sie heute ist, und denken sie linear weiter. Autos werden etwas schneller, verbrauchen relativ gesehen etwas weniger Benzin. Aber es bleiben Autos mit vier Rädern, die auf einer Straße fahren. Die Wirklichkeit sieht anders aus. In Wirklichkeit werden wir sowohl als Mensch als auch als Wirtschaftsland immer stärker von neuen Technologien abhängig.
Wir tendieren dazu, den Fortschritt auf lineare Weise zu betrachten, aber die Technologie skaliert exponentiell und bleibt in den ersten Jahren hinter den linearen Erwartungen zurück. Dann beschleunigt sich das Tempo des technologischen Wandels, und innerhalb weniger Jahre sind alte Industrien verschwunden und die Abhängigkeit von der Technologie ist überwältigend geworden.
Technologische Fortschritte verlaufen exponentiell, oft kommen grundlegend neue Lösungen für ein Problem aus Richtungen, die man gar nicht für möglich gehalten hätte. So wurde Cloud Computing, ein fundamental neuer Weg, um Serverkapazitäten zu nutzen und zu skalieren, nicht von Microsoft oder SAP erfunden. Es war der Online-Händler Amazon, der seine brach liegenden Serverkapazitäten für andere öffnete und so ein vollkommen neues Geschäftsmodell erfand.
Wir Menschen können diese komplexen und oft überraschenden Zusammenhänge selten begreifen. Daher schätzen wir kurzfristige Effekte von Innovationen und ihre langfristigen Auswirkungen falsch ein.
Die visionärsten Erfinder und Gründer haben die 10xDNA verinnerlicht. Doch auch oder gerade sie haben es nicht immer einfach. Denn oftmals können zunächst nur sie selbst ihre Visionen sehen. Es erfordert Mut, an einer Vision zu arbeiten, während einen die Mehrheit für verrückt hält. Und es erfordert die Geduld, auch dann noch an der Idee festzuhalten, wenn alle anderen sich bereits enttäuscht abgewandt haben.
Zudem benötigt exponentielles Denken das inhärente Vertrauen in den technologischen Fortschritt. Auch wenn es historisch gesehen keinen Zweifel daran gibt, lässt sich dieser Fortschritt oft nur schwer greifen.
Ein Beispiel: Als das Human Genome Projekt im Jahr 1990 mit dem Ziel gestartet wurde, bis 2005 das komplette menschliche Genom zu entschlüsseln, waren viele skeptisch, darunter auch Wissenschaftler. Mit den besten damals zur Verfügung stehenden Computern hätte es rund 1.000 Jahre gedauert, das gesamte Genom zu scannen. Die methodischen Fortschritte innerhalb des Projekts und die ständige Verbesserung der Computerleistung sorgten schlussendlich dafür, dass das Projekt nach 13 Jahren, zwei Jahre vor dem gesetzten Ziel, erfolgreich beendet werden konnte.
Die 10xDNA ist kein blindes Hoffen auf den technologischen Fortschritt oder ein angeborenes Bauchgefühl. Vielmehr ist sie die Kombination aus fundamentalem Wissen in Bereichen wie Physik, Chemie und Informatik, gepaart mit sehr vorausschauendem Denken. Drei wissenschaftliche Theoreme verdeutlichen dies anschaulich.
Theoreme sind Lehrsätze, die durch logische Schlussfolgerungen bewiesen werden können bzw. Tatsachen, die sich aus bereits etablierten Tatsachen ableiten lassen.
Moore’s Law
Das bekannteste dieser drei Theoreme wurde 1965 vom Intel-Mitgründer Gordon Moore formuliert. Ursprünglich sagte es den Fortschritt bei der Entwicklung von Computerchips voraus. Alle 18 Monate, so Gordon, werde sich die Anzahl der Transistoren auf einem Prozessor verdoppeln. Die Leistungsfähigkeit der Prozessoren nehme also über die Zeit exponentiell zu.
Moore’s Law hatte die letzten 50 Jahre Bestand. Die Anzahl der Transistoren pro Chip wuchs exponentiell und sorgte dafür, dass die Computer