4Nervi spinales, Fila radicularia posteriora
5Axis, Arcus, Anschnitt
6Vertebrum C3, Arcus, Anschnitt
7Sinus transversus, eröffnet
8Dura mater encephali, Falx cerebelli
9Arachnoidea mater encephali über der Cisterna cerebello-medullaris
10rechte Arteria vertebralis
11Vena spinalis posterior in der Pia mater spinalis auf dem Rückenmark
12Medulla spinalis, Anschnitt
Das Rückenmark verläuft als etwa fingerdicker Strang vom Hals bis zur Lende und setzt sich histologisch aus Faserbündeln, Nervenzellen und Gliazellen zusammen. Kranial geht es etwa auf Höhe des großen Hinterhauptlochs (Foramen magnum) ohne scharfe Grenze in das verlängerte Mark des Hirnstamms, Medulla oblongata, über. Willkürlich kann eine Grenze am Abgang des ersten zervikalen Spinalnervenpaares gezogen werden. Bezogen auf die das Rückenmark knöchern umgebenden entsprechenden Wirbel kann ein zervikaler, thorakaler, lumbaler und sakraler Anteil unterschieden werden (siehe Abb. 3.5).
Ventral-mittig scheint das Rückenmark durch die Fissura mediana anterior in eine rechte und eine linke Hälfte geteilt zu sein. An der Dorsalfläche ist diese Zweiteilung weniger stark ausgeprägt, wir sprechen hier lediglich vom Sulcus medianus posterior. Dieser Unterschied hilft bei der ventro-dorsalen Orientierung am histologischen Rückenmarkspräparat.
Abb. 3.3
Arterielle Versorgung des Rückenmarks
Querschnitt auf Höhe der BWS; Ansicht von kranio-ventral
Dorsal verläuft beidseits des Sulcus medianus posterior eine A. spinalis posterior. Ventral verläuft innerhalb der Fissura mediana anterior die unpaare A. spinalis anterior.
Beidseits des Sulcus medianus posterior verläuft je eine Arteria spinalis posterior. Ihr Hauptzufluss erfolgt im Halsbereich über die Arteria vertebralis, darüber hinaus erhält sie segmentale Zuflüsse von umgebenden Arterien.
Ventrale Gebiete des Rückenmarks werden von der unpaaren Arteria spinalis anterior mit Blut versorgt. Als vordere Rückenmarksarterie bildet sie sich aus den beiden Arteriae vertebrales in Höhe der Pyramidenbahnkreuzung (Decussatio pyramidum) und verläuft entlang der Fissura mediana anterior an der Vorderseite des Rückenmarks nach kaudal. Auch sie erhält zahlreiche segmentale Zuflüsse. Die Arteria spinalis anterior anastomosiert über wiederum zahlreiche, um das Rückenmark verlaufende Äste mit den beiden Arteriae spinales posteriores.
In seinem zervikalen und lumbalen Bereich ist das Rückenmark makroskopisch verdickt, man spricht von der Intumescentia cervicalis und der Intumescentia lumbosacralis. Auf Ebenen der Intumeszenzen (lat. tumor – „Schwellung“) liegen besonders viele Nervenzellen zur motorischen und sensiblen Versorgung der Extremitäten. Entsprechend treten hier auch viele motorische Fasern aus dem Rückenmark aus bzw. ziehen viele sensible Fasern in das Rückenmark hinein. Die beiden Intumeszenzen sind also Ausdruck der intensiven nervalen Versorgung der Extremitäten. Am kaudalen Ende verjüngt sich das Rückenmark kegelförmig zum Conus medullaris (Markkegel), dessen Spitze fadenförmig in einem Filum terminale (Endfaden) endet.
Verbindungen des Rückenmarks zum peripheren Nervensystem
Betrachten wir den Aufbau des Rückenmarks im Querschnitt, so fällt zuallererst die innen liegende graue Substanz, umgeben von weißer Substanz auf (Abb. 3.4). Noch einmal soll darauf hingewiesen werden, dass in der grauen Substanz die neuronalen Zellkörper, in der weißen Substanz deren Fortsätze (vor allem Axone) zu finden sind. Das Rückenmark verlassen vorne und hinten mehrere Nervenfaserbündel, die Wurzeln genannt werden (Radix anterior et posterior; auch Fila radicularia). Aufgrund ihrer Funktion spricht man auch von einer motorischen Vorderwurzel und einer sensorischen Hinterwurzel. Funktionell betrachtet verlassen demnach nur die Vorderwurzeln das Rückenmark, denn sie transportieren motorische Impulse vom Rückenmark in die Peripherie. Im Gegensatz dazu leiten die Hinterwurzeln dem Rückenmark sensible Impulse zur weiteren Verarbeitung zu, sie treten also in das Rückenmark von hinten ein. In Abb. 3.4 ist die „Flussrichtung“ der Aktionspotenziale mit zwei Pfeilen hervorgehoben.
In dieser Abbildung sind die Rückenmarkshäute entfernt, man sieht nun deutlich das Spinalganglion als Verdickung der sensiblen Hinterwurzel.
Die jeweilige Verlaufsrichtung der Aktionspotenziale ist mit einem Pfeil hervorgehoben.
Die motorischen Vorderwurzeln treten am Sulcus lateralis anterior aus dem Rückenmark aus, die sensiblen Hinterwurzeln treten am Sulcus lateralis posterior in das Rückenmark ein.
Letzterer beherbergt auch die beiden hinteren Rückenmarksarterien.
Das Rückenmark lässt eine zentral gelegene graue Substanz erkennen (Schmetterlingsfigur), allseits umgeben von weißer Substanz. Man unterscheidet in der grauen Substanz ein motorisches Vorderhorn von einem sensiblen Hinterhorn. Die größten Zellen des motorischen Vorderhorns nennt man α-Motoneurone. Die Gesamtheit ihrer Axone innervieren die quergestreifte Skelettmuskulatur. Nicht dargestellt ist das vegetative Seitenhorn.
Die weiße Substanz kann in drei Faszikel untergliedert werden. In ihnen verlaufen aufsteigende und absteigende Bahnsysteme. Dazu und zu den hier bereits dargestellten Rückenmarkshäuten später mehr.
Vorderwurzeln = motorische Efferenzen des Rückenmarks
Hinterwurzeln = sensible Afferenzen des Rückenmarks
Mehrere Vorder- und Hinterwurzeln vereinigen sich im Bereich eines jeden Foramen intervertebrale zu einem Spinalnerven (Nervus spinalis). Die knöcherne Begrenzung der Foramina intervertebralia wird durch die Wirbelbogenfüßchen (Pediculi arcus vertebrae) gebildet, die nach oben und unten etwas eingezogen sind, so dass sich die Incisurae vertebrales inferior et superior ausbilden. Je zwei Inzisuren bilden dann die Öffnung zum Durchtritt der Spinalnerven (siehe Lehrbücher der Osteologie). Die Spinalnerven werden relativ zur Höhe ihrer Durchtrittsstelle benannt. Um aber die Nomenklatur der Spinalnerven verstehen zu können, werfen wir zuerst einen Blick auf die Nomenklatur und die Anzahl der knöchernen Wirbelkörper.
Die knöcherne Wirbelsäule setzt sich aus sieben Halswirbeln, zwölf Brustwirbeln, fünf Lendenwirbeln, fünf Sakralwirbeln und drei bis fünf Steißwirbeln zusammen.
Über den obersten Halswirbel, dem Atlas, steht die knöcherne Wirbelsäule in Form des oberen Kopfgelenkes mit dem Os occipitale in Verbindung. Zwischen Atlas und dem zweiten Halswirbel, dem Axis, besteht eine weitere gelenkige Verbindung, das untere Kopfgelenk. Die fünf Sakralwirbel sind in der Regel miteinander verschmolzen, die Steißwirbel sind meist nur rudimentär angelegt. Das Paar der beiden obersten Spinalnerven tritt direkt unter dem Os occipitale aus, also oberhalb des ersten Halswirbels (Atlas). Da auch noch das unterhalb des siebenten Halswirbels austretende Spinalnervenpaar (C8) dem Halsbereich zugeordnet wird, gibt es acht zervikale Spinalnervenpaare bei nur sieben Halswirbeln (siehe Abb. 3.5,