Lange dauerte es nicht, bis sie auf zwei Herren zeigte, die es sich in der hinteren Ecke gemütlich gemacht hatten.
»Was hältst du von denen?«
Der erste schien knapp unter fünfzig zu sein, war würdevoll ergraut, hatte einen Old Fashioned vor sich stehen und artikulierte mit großen Gesten. Sein Gegenüber wirkte eher still und in sich gekehrt, als wäre alles Wichtige längst gesagt worden. Mit seinem vollen dunklen Haar schätzte ich ihn auf knapp dreißig.
»Du nimmst den Jüngeren, ich den Älteren, ja?«, bestimmte Emma und war schon auf dem Weg zu den beiden, mich an der Hand mit sich ziehend, bevor ich auch nur an Widerstand denken konnte.
»Dürfen wir uns zu Ihnen setzen?«, fragte Emma die beiden. Die Verwunderung stand ihnen ins Gesicht geschrieben, doch schnell fasste sich Old Fashioned und erhob sich sogar, um meiner Freundin und mir die Stühle anzubieten. In gewisser Hinsicht konnte ich ihre Vorliebe für Gentleman der alten Schule verstehen, aber mich reizte sein stiller Sitznachbar wesentlich mehr. Dieser war inzwischen dazu übergegangen, mich etwas schüchtern von der Seite zu mustern, was mich darin bestätigte, dass mein Interesse nicht einseitig war.
»An der Bar gibt es leider nur langweilige Gesprächspartner, weshalb wir nun bei euch unser Glück versuchen.«
Emma verstand es wirklich, das Eis zu brechen.
»Wir führten gerade eine Unterhaltung über zeitgenössische Malerei. Mein junger Freund hier«, Old Fashioned zeigte auf sein Gegenüber, »er meinte, dass Bilder aktueller Künstler uns sehr viel mitzuteilen hätten. Ich halte diese unverständlichen Kritzeleien hingegen nur für eine gute Wertanlage ...«
»Sie sind im Kunsthandel tätig?«, schaltete ich mich dazwischen und versuchte, den Jüngeren der beiden durch einen intensiven Blickkontakt zu ermuntern, sich an dem Gespräch zu beteiligen, doch er blieb still. Wieder ergriff Old Fashioned die Initiative und übernahm die Vorstellung.
»Ich bin Henry, das ist Ethan.«
»Sehr schön. Emma und Olivia«, entgegnete meine Freundin und fuhr mit einem Augenzwinkern fort: »Uns gibt es nur im Doppelpack.«
Es entwickelte sich eine unerwartet abwechslungsreiche Diskussion. Emma und Henry philosophierten darüber, weshalb Männer und Frauen einander immer wieder missverstanden. Ich hingegen ließ mir die Chance nicht entgehen, Ethans Kunstgeschmack auszutesten. Angeregt erzählte ich von verschiedenen Ausstellungen, die ich besucht hatte und fragte ihn nach seiner Meinung zu bestimmten Malern.
Irgendwann gab Emma dann das allgemeine Zeichen zum Aufbruch.
»Wisst ihr beide eigentlich, dass ihr ganz große Glückspilze seid?«, warf Emma den Männern zu.
»Nein, warum?«, fragte Ethan so unschuldig, dass ich ihn einfach sexy finden musste.
»Weil wir beide eine Wohngemeinschaft haben, die kaum fünf Minuten Fußweg von hier entfernt ist.«
»Soll das heißen, ihr ladet uns zu euch ein?«, fuhr Henry dazwischen und fügte noch schnell hinzu: »Wir versprechen auch, artig zu sein.«
Emma lächelte zweideutig. »Mir wäre es lieber, wenn ihr unartig wärt.«
Die beiden Männer lachten. Emma war ganz in ihrem Metier.
Wir verließen das »Kollateral« und gingen, meine Freundin bei Henry im Arm, ich neben Ethan, in unsere Wohnung.
Die kühle Nachtluft tat mir gut. Mein Geist war wach und begierig darauf, mehr von meiner neuen Bekanntschaft zu erfahren. Für eine Zufallsbegegnung, die ich allein Emma zu verdanken hatte, war er ganz und gar wundervoll. Er berichtete mir von seinen vielen Auslandsreisen und fragte mit aufrichtigem Interesse nach meinem Studium, von dem ich ihm ein paar Eindrücke schilderte.
»... manchmal ist es natürlich stressig, klar. Aber was könnte es Schöneres geben, als sich mit großartiger Literatur zu befassen?«
»Ich hatte schon immer eine Schwäche für belesene Frauen«, entgegnete Ethan und errötete leicht, als wäre der letzte Satz ein unangemessenes Geständnis gewesen. Ich griff nach seiner Hand und ließ sie erst wieder los, als ich in meiner Tasche nach dem Schlüssel suchte.
Emma erzählte von ihren Teenagerjahren, als sie sich oft genug in das Haus ihrer Eltern schleichen musste, weil sie nicht schon wieder bei der gnadenlosen Überschreitung der vereinbarten Zeit erwischt werden wollte. Wir griffen die Anekdote auf und schlichen das komplette Treppenhaus im Dunkeln hinauf, als könnte jeden Moment eine zornige Mutter auf dem Absatz stehen ...
Ein paar Minuten machten wir es uns noch im Wohnzimmer bequem, um die Situation nicht zu eindeutig aussehen zu lassen. Emma brachte Nachschub an Getränken und legte entspannte Musik auf. Ihre angeregte Konversation mit Henry ging dann ziemlich schnell in wildes Küssen über. Ich verkniff mir die ironische Bemerkung, dass sich die beiden doch bitte ein Zimmer nehmen sollten, und tatsächlich zogen sie sich – Emma vorneweg – sehr bald zurück.
Mir war nicht klar, wie ich Ethan aus der Reserve locken sollte, in der neuen Zweisamkeit brachte ich weit weniger Mut auf als zuvor. Die ganze Situation drohte sehr schnell in etwas Verkrampftes abzugleiten, also suchte ich fieberhaft nach einer Lösung und fand sie darin, mich mit ihm ebenfalls zurückzuziehen.
Da mein Zimmer nicht wesentlich mehr Sitzmöglichkeiten als einen Drehstuhl bot, machten wir es uns gleich auf dem Bett bequem. Ich dachte, dass nun alles wie von selbst laufen müsste, doch Ethan war eine echte Herausforderung. Nachdem ich mit dem Verweis darauf, dass der Heizkörper sich nicht richtig einstellen ließ und es ziemlich warm sei, meinen Cardigan abgelegt hatte, begann er wieder, nach meinem Studium zu fragen ... Männer waren wesentlich komplexer, als das Klischee behauptete. Ich konnte mir wohl schlecht ein Post-it mit den Worten »Küss mich!« auf die Stirn kleben.
Schließlich kam mir Emma zu Hilfe, die mit Henry scheinbar keine Probleme hatte. Die beiden stöhnten so laut um die Wette, dass selbst eine massive Steinwand die Ausrufe ihrer Leidenschaft nicht dämpfen konnte.
»Die beiden amüsieren sich ja ganz gut«, sagte ich zu Ethan, während das Quietschen des Bettes in einen schnelleren Rhythmus wechselte. Auch ihn schien die eindeutige Geräuschkulisse nicht kalt zu lassen. Als ich meine Hand auf sein Knie legte, schlug er die Beine mit einiger Verlegenheit übereinander. Dabei hatte ich längst bemerkt, was sich unter dem Stoff seiner Hose abzeichnete.
»Vielleicht sollten wir ihnen zeigen, dass wir ebenfalls Spaß haben, was meinst du?«
Endlich setzte bei Ethan die längst überfällige Erkenntnis ein. Er rutschte näher, legte den Arm um mich und setzte zu einem Kuss an. Als unsere Lippen sich trafen, war ich fast schon wieder versöhnt – für so viel Kunstfertigkeit hatte sich das Warten gelohnt. Seine Zunge war ganz und gar nicht schüchtern, neugierig drängte sie sich an meine, verlangte nach mehr und bekam es.
Ich half ihm aus seinem Sakko und dem Hemd, er revanchierte sich, indem er mich von meinem Shirt befreite. Als wir schließlich nur noch in Unterwäsche auf dem Bett lagen, hatte Ethan endgültig jede falsche Schüchternheit verloren. Sein Mund erkundete mehrfach meinen ganzen Körper. Er fuhr an meinem Hals hinunter, liebkoste meine sich aufrichtenden Brustwarzen, glitt über meinen Bauch hinweg in meinen Schoß, wo er kurz verweilte, um dann an meinen Beinen entlang bis zu den Zehen vorzudringen und jeden einzelnen von ihnen zwischen die Lippen zu nehmen. Als sich sein Kopf langsam wieder meinem erregten Zentrum näherte, raubte mir die Sorgfalt seiner Zärtlichkeiten fast den Verstand. Langsam zog er mit den Zähnen meinen Slip herunter, unter dem bereits meine vor Erregung glänzende Spalte wartete.
»Komm ... komm in mich«, stöhnte ich wollüstig hervor, doch Ethan dachte nicht daran. Stattdessen erkundete er mit seiner Zunge jeden verborgenen Winkel, fand offenkundig