John startete den Motor, der wie eine gut abgerichtete Raubkatze mit geschmeidigem Schnurren reagierte. Der Wagen kostete wahrscheinlich mehr als mein gesamtes Studium. Die verschwenderische Eleganz der Ausstattung streckte sofort ihre ledernen und verchromten Arme nach mir aus.
»Schnallen Sie sich besser an«, sagte John, als mich die Beschleunigung bereits in den unverschämt bequemen Sitz presste.
Wir bogen auf die Ausfahrtstraße und fuhren, immer ein wenig über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit, in den Teil der Stadt, der hauptsächlich den Wohlhabenderen vorbehalten war.
Er fuhr schnell, aber nicht riskant. Überhaupt wurde ich das Gefühl nicht los, dass er in jeder Sekunde alles unter Kontrolle hatte. Sein Blick war konzentriert, seine Energie ganz auf einen bestimmten Punkt gerichtet.
Ohne Frage, John war ein Alphatier.
Er sprach eine tief in mir verborgene Seite an, eine Seite, die unter unzähligen Schichten Erziehung und Gesellschaft geschlummert hatte und sich nur allmählich den Weg an die Oberfläche meines Willens erkämpfte. Etwas Urzeitliches lag darin, etwas Wildes. Dieser Mann konnte auch Mammuts jagen und Säbelzahntiger erlegen.
Mike mit seiner postmodernen Aufgeklärtheit würde über mich den Kopf schütteln. Dass ich angetan war von diesem archaischen Krieger und dem Gefühl der Macht, das er ausstrahlte ... Doch zum ersten Mal war mir Mike völlig egal. Es gelang mir, den Gedanken an ihn loszulassen, dem Lichtspiel der vorüberziehenden Laternen zu folgen und meine Hand wie selbstverständlich auf Johns Knie zu legen. Die Begeisterung für das Neue hatte gewonnen. Es war ein Sieg über den Alltag, über alles, was bisher gewesen war.
Ich wusste, dass ich mit John niemals eine Beziehung haben würde. Dass es nichts anderes gab als diese Nacht und unsere einzige Verbindung darin bestand, einander Vergnügen zu schenken – und genau das war es, was ich wollte. Einmal die Leichtigkeit genießen, von der mir Emma so unverblümt erzählte, einmal selbst die Ruchlosigkeit erleben, in einem fremden Bett zu erwachen.
Die Fahrt war zu kurz, um mich längeren Gedanken hinzugeben. Mit einer entspannten Drehung parkte John den Wagen direkt vor einem Haus, das einem Katalog für postmoderne Architektur entsprungen sein könnte. Glas und Stahl dominierten die Konstruktion, allerdings ohne kalt oder steril zu wirken.
»Hier wohnen Sie?«, fragte ich.
Woraufhin John erwiderte: »Ja, ich habe das Anwesen vor kurzem gekauft. Eigentlich ist es zu groß für mich allein, aber man gewöhnt sich daran.«
Ich trat über die breite Schwelle. Kurzzeitig verließ mich mein Mut, als sich die Tür hinter mir schloss. Ich fühlte mich ausgeliefert, spürte, dass es von hier an nur einen Weg gab und ich ihn gehen musste, ganz egal, wohin er mich führen würde.
John bemerkte den Wechsel meiner Stimmung.
»Ist alles in Ordnung?«
Ich nickte tapfer, aber wenig überzeugend. Er trat auf mich zu und schloss mich in seine Arme.
»Du bist bei mir, alles ist gut«, hörte ich seine Stimme ganz nah an meinem Ohr. Und so banal wie seine Worte sein mochten, waren sie in diesem Moment genau das, was ich brauchte. Ich sog den verführerischen Duft seines After-Shaves ein, rieb mich an seiner markanten Wange, bewegte mich langsam, aber unaufhaltsam auf seinen Mund zu. Als unsere Lippen einander fanden, war ich für ein paar Sekunden wie gelähmt. Erst Johns Zunge brachte das Leben in mir zurück.
Er brauchte nicht zu wissen, dass er erst der zweite Mann in meinem Leben sein würde. Er mochte sich über mich, die junge Kellnerin, die direkt nach dem Ende der Schicht in seinen schicken Wagen stieg, seinen Teil denken.
John führte mich an der Hand die Treppe hinauf in sein Schlafzimmer. Über dem Bett hing ein Gemälde von Richard Gerhardson, meinem Lieblingsmaler.
»Ist das ein Original?«
»Es würde von sehr schlechtem Geschmack zeugen, eine Kopie aufzuhängen. Besonders an diesem Ort, der doch der aufrichtigen Sinnesfreude vorbehalten ist.«
Er sagte es mit einem ironischen Unterton, der meine Vorstellungskraft befeuerte und in mir Bilder ausschweifender Lust provozierte. Wie viele Frauen hatte John hier schon geliebt? War ich eine Nummer von vielen? Ahnte er auch nur, welch erlesener Schatz ihm da direkt in die starken Hände gefallen war?
Nur wenige Wochen zuvor hätte ich ihn kaum eines Blickes gewürdigt, so sehr in dem Glauben, dass Herz und Körper stets die gleiche Sprache sprechen. Doch als Johns Arme mich von hinten umschlangen, seine Finger erst meinen Hals, dann mein Dekolleté streichelten, da begriff ich endgültig, dass manchmal einfach die blindwütige Lust regierte.
Mein Blick verweilte auf dem Gemälde; ich betrachtete die kraftvollen Pinselstriche, konzentrierte mich solange auf die starken Farben, bis alles vor meinen Augen verschwamm. Johns heißer Atem, sein entschlossener Biss in meinen Nacken ... die Beine wollten unter mir nachgeben. Ich zwang mich, aufrecht stehen zu bleiben. Es war mir unmöglich, mich umzudrehen, doch ich begriff, dass John das auch gar nicht beabsichtigte. Vorerst genügte ihm meine Rückseite. Er zog mir nach und nach jedes Kleidungsstück vom Leib, hakte meinen BH auf und ließ meinen Slip nach unten gleiten. Das alles geschah so selbstverständlich, so autoritär, dass mich meine Erregung fast schon heimtückisch überfiel.
Kurz ging John auf Distanz, um sich ein Kondom überzustreifen, dann kam er wieder nahe, näher als jemals zuvor. Er brachte mich in die gewünschte Position, breitete meine Beine mit seinen Knien etwas weiter auseinander und drang dann, ohne auf mein Einverständnis zu warten, in mich ein.
Von John genommen zu werden, war anders, anders als alles, was ich kannte. Sein kraftvolles Liebesspiel hatte wenig mit dem verkopften Beischlaf gemein, den ich bisher gewohnt war. John kümmerte sich nicht groß darum, ob ich auf meine Kosten kommen würde, seine Bewegungen besaßen eine wohltemperierte Arroganz, eine Direktheit, die mir mehrfach eine ohnmächtige Schwärze vor die Augen treten ließ. Gerade diese Gleichgültigkeit gegenüber dem, was ich dabei empfand, erregte mich zutiefst. Es war egal, ob ich kommen würde, John würde das nicht als Beweis für seine Männlichkeit brauchen – und genau dies ließ meine Sinne auf eine Reise gehen, an deren Ende ein gewaltiger Gipfel aufragte.
Ich erreichte ohne jede Anstrengung den Höhepunkt. Einen Moment verharrte ich noch auf der vorletzten Stufe, genoss das sanfte Vorbeben und warf mich dann mit größter Lust hinein in den bodenlosen Abgrund, der sich vor mir auftat.
John war mein Orgasmus nicht entgangen. Er zog sich mit einer beachtlichen Selbstbeherrschung aus mir zurück. Ich drehte mich zu ihm herum, unschlüssig, ob er nur die Stellung wechseln oder von mir auf eine andere Art verwöhnt werden wollte. Auch wenn ich vielleicht nicht den Erfahrungsreichtum meiner Freundin besaß, wusste ich doch, was die meisten Männer sich wünschten. Ich beschloss, mich bei John für die genossene Lust angemessen zu revanchieren.
Schnell sah ich mich in dem Zimmer um. Nicht weit von mir entfernt fand ich ein dunkles Tuch – eine passende Requisite für den nächsten Akt. Ich band den Stoff um Johns Kopf, auch wenn er zunächst widerwillig darauf reagierte. Mit intensiven Küssen stellte ich seine Zweifel ruhig.
»Jetzt bist du an der Reihe, John.«
»An der Reihe? Das klingt, als wäre es ein Spiel.«
»Ist es auch. Ein Spiel um Vertrauen und sich ausliefern. Solltest du die Augenbinde abnehmen, verlierst du.«
»Und das bedeutet?«
»Dass ich sofort aufhören werde.«
»Womit willst du denn auf ...«
John brachte den Satz nicht zu Ende. Ich hatte mich vor ihn gekniet und seine glühende Spitze zwischen meine Lippen gleiten lassen. Ein Stöhnen entrang sich seiner Kehle. Langsam arbeitete ich mich vorwärts, bis sein Schwanz meinen Mund ganz ausfüllte. Nur widerwillig ließ ich ihn hinaus. Ich genoss die ansteigende Hitze, das Pulsieren an meiner Zunge, die jeden Winkel erforschte. Mit den Fingern streichelte ich seine Oberschenkel, stimulierte seinen Hoden und verirrte