ERSTER (zum Hirten und Fischer):
Ihr habt ihm fortgeholfen,
Ihr sollt uns büßen – Fallt in ihre Herde!
Die Hütte reißet ein, brennt und schlagt nieder!
(Eilen fort.)
SEPPI (stürzt nach): O meine Lämmer!
KUONI (folgt): Weh mir! Meine Herde!
WERNI: Die Wüt’riche!
RUODI (ringt die Hände): Gerechtigkeit des Himmels,
Wann wird der Retter kommen diesem Lande?
(Folgt ihnen.)
Vierwaldstättensee verbindet die vier Waldstätte (Kantone) in der Zentralschweiz: Uri, Schwyz, Unterwalden sowie Luzern
Matten Wiesen, Weiden
Haken Name eines Berges
der Kuhreihen Singsang und/oder melodisches Rufen, um die Kühe zusammenzutreiben
der Senne der Alphirte
der Nauen Kahn; pl. Naue
der graue Talvogt Wolkenformation: Anzeichen für Regenwetter
lugen (nach)schauen
von Alzellen aus dem Ort Alzellen (Altzellen) in Unterwalden
der Landvogt oberster Verwalter eines Landkreises; hier: des Kantons Unterwalden
die Reisigen berittene Soldaten
der Burgvogt niederer Verwalter (hier heißt er Wolfenschießen), eingesetzt vom Landvogt des Kantons (hier heißt er Landenberg). Seine Residenz ist die Burg Roßberg
Biedermann ehrenwerter Mann
Bürglen Ort in Uri
Alzellen Altzellen in Unterwalden
eitel vergeblich, sinnlos
Weidgeselle Jäger
der Nachen kleines, offenes Wasserfahrzeug ohne Mast
Zweite Szene
Zu Steinen in Schwyz. Eine Linde vor des Stauffachers Hause an der Landstraße, nächst der Brücke.
Werner Stauffacher, Pfeiffer von Luzern kommen im Gespräch.
PFEIFFER: Ja, ja, Herr Stauffacher, wie ich Euch sagte.
Schwört nicht zu Östreich, wenn Ihr’s könnt vermeiden.
Haltet fest am Reich und wacker wie bisher,
Gott schirme Euch bei Eurer alten Freiheit!
(Drückt ihm herzlich die Hand und will gehen.)
STAUFFACHER:
Bleibt doch, bis meine Wirtin kommt – Ihr seid
Mein Gast zu Schwyz, ich in Luzern der Eure.
PFEIFFER: Viel Dank! Muss heute Gersau noch erreichen.
– Was ihr auch Schweres mögt zu leiden haben
Von eurer Vögte Geiz und Übermut,
Tragt’s in Geduld! Es kann sich ändern, schnell,
Ein andrer Kaiser kann ans Reich gelangen.
Seid ihr erst Österreichs, seid ihr’s auf immer.
Er geht ab. Stauffacher setzt sich kummervoll auf eine Bank unter der Linde. So findet ihn Gertrud, seine Frau, die sich neben ihn stellt und ihn eine Zeitlang schweigend betrachtet.
GERTRUD:
So ernst, mein Freund? Ich kenne dich nicht mehr.
Schon viele Tage seh ich’s schweigend an,
Wie finstrer Trübsinn deine Stirne furcht.
Auf deinem Herzen drückt ein still Gebresten,
Vertrau es mir, ich bin dein treues Weib,
Und meine Hälfte fodr’ ich deines Grams.
(Stauffacher reicht ihr die Hand und schweigt.)
Was kann dein Herz beklemmen, sag es mir.
Gesegnet ist dein Fleiß, dein Glücksstand blüht,
Voll sind die Scheunen, und der Rinder Scharen,
Der glatten Pferde wohlgenährte Zucht
Ist von den Bergen glücklich heimgebracht
Zur Winterung in den bequemen Ställen.
– Da steht dein Haus, reich, wie ein Edelsitz,
Von schönem Stammholz ist es neu gezimmert
Und nach dem Richtmaß ordentlich gefügt,
Von vielen Fenstern glänzt es wohnlich, hell,
Mit bunten Wappenschildern ist’s bemalt,
Und weisen Sprüchen, die der Wandersmann
Verweilend liest und ihren Sinn bewundert.
STAUFFACHER:
Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt,
Doch ach – es wankt der Grund, auf den wir bauten.
GERTRUD: Mein Werner, sage, wie verstehst du das?
STAUFFACHER: Vor dieser Linde saß ich jüngst wie heut,
Das schön Vollbrachte freudig überdenkend,
Da kam daher von Küßnacht, seiner Burg,