MEISTER STEINMETZ (eilt hin): Was gibt’s?
ERSTER GESELL (kommt vor, rufend):
Der Schieferdecker ist vom Dach gestürzt.
Bertha mit Gefolge.
BERTHA (stürzt herein):
Ist er zerschmettert? Rennet, rettet, helft –
Wenn Hülfe möglich, rettet, hier ist Gold –
(Wirft ihr Geschmeide unter das Volk.)
MEISTER: Mit eurem Golde – Alles ist euch feil
Um Gold, wenn ihr den Vater von den Kindern
Gerissen und den Mann von seinem Weibe,
Und Jammer habt gebracht über die Welt,
Denkt ihr’s mit Golde zu vergüten – Geht!
Wir waren frohe Menschen, eh ihr kamt,
Mit euch ist die Verzweiflung eingezogen.
BERTHA (zu dem Fronvogt, der zurückkommt): Lebt er?
(Fronvogt gibt ein Zeichen des Gegenteils.)
O unglücksel’ges Schloss, mit Flüchen
Erbaut, und Flüche werden dich bewohnen!
(Geht ab.)
Feste Festung
Fronvogt Arbeitsaufseher
bestehlen vernachlässigen
Twing Zwang, Gewalt
Eingeweide Sitz von Herz und Gefühl
ich tu, was meines Amtes ich erfülle (nur) meine Pflicht
Feste Festung
der geringste der kleinste
Hut auf der Stange Hoheitszeichen
wo man die Lehen gibt die (Land-)Güter gegen Steuern bzw. Abgaben verleihen
Abrede nehmen sich besprechen
unleidlich nicht zu ertragen
gemeine gemeinsame
feil käuflich
Vierte Szene
Walther Fürsts Wohnung.
Walther Fürst und Arnold vom Melchthal treten zugleich ein, von verschiedenen Seiten.
MELCHTHAL: Herr Walther Fürst –
WALTHER FÜRST: Wenn man uns überraschte!
Bleibt, wo Ihr seid. Wir sind umringt von Spähern.
MELCHTHAL:
Bringt Ihr mir nichts von Unterwalden? Nichts
Von meinem Vater? Nicht ertrag ich’s länger,
Als ein Gefangner müßig hier zu liegen.
Was hab ich denn so Sträfliches getan,
Um mich gleich einem Mörder zu verbergen?
Dem frechen Buben, der die Ochsen mir,
Das trefflichste Gespann, vor meinen Augen
Weg wollte treiben auf des Vogts Geheiß,
Hab ich den Finger mit dem Stab gebrochen.
WALTHER FÜRST:
Ihr seid zu rasch. Der Bube war des Vogts,
Von Eurer Obrigkeit war er gesendet,
Ihr wart in Straf’ gefallen, musstet Euch,
Wie schwer sie war, der Buße schweigend fügen.
MELCHTHAL: Ertragen sollt ich die leichtfert’ge Rede
Des Unverschämten: »Wenn der Bauer Brot
Wollt essen, mög er selbst am Pfluge ziehn!«
In die Seele schnitt mir’s, als der Bub die Ochsen,
Die schönen Tiere, von dem Pfluge spannte,
Dumpf brüllten sie, als hätten sie Gefühl
Der Ungebühr, und stießen mit den Hörnern,
Da übernahm mich der gerechte Zorn,
Und meiner selbst nicht Herr, schlug ich den Boten.
WALTHER FÜRST: O kaum bezwingen wir das eigne Herz,
Wie soll die rasche Jugend sich bezähmen!
MELCHTHAL: Mich jammert nur der Vater – Er bedarf
So sehr der Pflege, und sein Sohn ist fern.
Der Vogt ist ihm gehässig, weil er stets
Für Recht und Freiheit redlich hat gestritten.
Drum werden sie den alten Mann bedrängen,
Und niemand ist, der ihn vor Unglimpf schütze.
– Werde mit mir was will, ich muss hinüber.
WALTHER FÜRST: Erwartet nur und fasst Euch in Geduld,
Bis Nachricht uns herüber kommt vom Walde.
– Ich höre klopfen, geht – Vielleicht ein Bote
Vom Landvogt – Geht hinein – Ihr seid in Uri
Nicht sicher vor des Landenbergers Arm,
Denn die Tyrannen reichen sich die Hände.
MELCHTHAL: Sie lehren uns, was wir tun sollten.
WALTHER FÜRST: Geht!
Ich ruf Euch wieder, wenn’s hier sicher ist.
(Melchthal geht hinein.)
Der Unglückselige, ich darf ihm nicht
Gestehen, was mir Böses schwant – Wer klopft?
Sooft die Türe rauscht, erwart ich Unglück.
Verrat und Argwohn lauscht in allen Ecken,
Bis