Friedrich Schiller
Wilhelm Tell
Schauspiel
Zum Neujahrsgeschenk auf 1805
Personen:
HERRMANN GESSLER, Reichsvogt in Schwyz und Uri
WERNER, FREIHERR VON ATTINGHAUSEN, Bannerherr
ULRICH VON RUDENZ, sein Neffe
Landleute aus Schwyz:
WERNER STAUFFACHER
KONRAD HUNN
ITEL REDING
HANS AUF DER MAUER
JÖRG IM HOFE
ULRICH DER SCHMIED
JOST VON WEILER
Landleute aus Uri:
WALTHER FÜRST
WILHELM TELL
RÖSSELMANN, der Pfarrer
PETERMANN, der Sigrist
KUONI, der Hirte
WERNI, der Jäger
RUODI, der Fischer
Landleute aus Unterwalden:
ARNOLD VOM MELCHTHAL
KONRAD BAUMGARTEN
MEIER VON SARNEN
STRUTH VON WINKELRIED
KLAUS VON DER FLÜE
BURKHARDT AM BÜHEL
ARNOLD VON SEWA
PFEIFFER von Luzern
KUNZ VON GERSAU
JENNI, Fischerknabe
SEPPI, Hirtenknabe
GERTRUD, Stauffachers Gattin
HEDWIG, Tells Gattin, Fürsts Tochter
BERTHA VON BRUNECK, eine reiche Erbin
Bäuerinnen:
ARMGARD
MECHTHILD
ELSBETH
HILDEGARD
Tells Knaben:
WALTHER
WILHELM
Söldner:
FRIESSHARDT
LEUTHOLD
RUDOLF DER HARRAS, Gesslers Stallmeister
JOHANNES PARRICIDA, Herzog von Schwaben
STÜSSI, der Flurschütz
DER STIER VON URI
EIN REICHSBOTE
MEISTER STEINMETZ, GESELLEN UND HANDLANGER
ÖFFENTLICHE AUSRUFER
BARMHERZIGE BRÜDER
GESSLERISCHE UND LANDENBERGISCHE REITER
VIELE LANDLEUTE, MÄNNER UND WEIBER AUS DEN WALDSTÄTTEN
Reichsvogt Ranghöchster Verwalter im Auftrag des Königs; hat Richterfunktion
Schwyz, Uri Schweizer Kantone
Bannerherr Adeliger, der das Recht hat, die Kriegsfahne (das Banner) zu führen
Sigrist Küster; Kirchenangestellter
Unterwalden Schweizer Kanton
Flurschütz ein Knecht, der die Felder bewachen muss
Fronvogt Beamter, der die Fron (die abzuleistenden Dienste) überwacht
Waldstätte (sg: die Waldstatt) Kantone (hier: Schwyz, Uri, Unterwalden)
Erste Szene
Hohes Felsenufer des Vierwaldstättensees, Schwyz gegenüber. Der See macht eine Bucht ins Land, eine Hütte ist unweit dem Ufer, Fischerknabe fährt sich in einem Kahn. Über den See hinweg sieht man die grünen Matten, Dörfer und Höfe von Schwyz im hellen Sonnenschein liegen. Zur Linken des Zuschauers zeigen sich die Spitzen des Haken, mit Wolken umgeben; zur Rechten im fernen Hintergrund sieht man die Eisgebirge. Noch ehe der Vorhang aufgeht, hört man den Kuhreihen und das harmonische Geläut der Herdenglocken, welches sich auch bei eröffneter Szene noch eine Zeitlang fortsetzt.
FISCHERKNABE (singt im Kahn. Melodie des Kuhreihens):
Es lächelt der See, er ladet zum Bade,
Der Knabe schlief ein am grünen Gestade,
Da hört er ein Klingen,
Wie Flöten so süß,
Wie Stimmen der Engel
Im Paradies.
Und wie er erwachet in seliger Lust,
Da spülen die Wasser ihm um die Brust,
Und es ruft aus den Tiefen:
Lieb Knabe, bist mein!
Ich locke den Schläfer,
Ich