Feuerkuss und Flammenseele. Eileen Raven Scott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eileen Raven Scott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783959592727
Скачать книгу
schnaubte und Aruni nahm eben noch wahr, dass seine Haut erneut zu leuchten begann. Bei Erregung jedweder Art, dachte sie und griff nach seiner Hand. Ilvio zog sie weg. Aruni sah ihn erschrocken an.

      „Ilvio, darf ich vorstellen? Das ist mein Bruder.“

      „Halbbruder“, knurrte Lierd und ging drohend einige Schritte auf Arunis Bett zu.

      „Woher hast du eigentlich einen Schlüssel?“, fragte Aruni, als sie wieder klar denken konnte.

      „Den habe ich nachmachen lassen, und wie du siehst, war es eine gute Entscheidung.“

      „Auch wenn du ihr Bruder bist, geht es dich überhaupt nichts an, wer bei ihr ist“, sagte Ilvio. Er nahm Arunis Hand und gab ihr einen Kuss auf die Finger. Dabei sah er Lierd unverwandt an.

      Lierds Hörner begannen zu glühen. Seine Blicke brannten kleine Löcher in die Bettdecke.

      „Es geht mich sehr wohl etwas an.“ Lierd stutzte. Das Leuchten. Mittlerweile hätte nur ein Blinder es noch übersehen können. „Ach, was haben wir denn da?“ Er ging bis an das Fußende und zog die Bettdecke ein Stück herunter. „Einen Elf? Einen Meereself? Das hätte ich nicht von dir gedacht. Aruni, wenn es schon kein Dämon ist, dann wenigstens jemand mit etwas mehr Feuer in den Adern.“ Er lachte bitter über seinen seltsamen Witz.

      Ash sprang auf das Bett und rollte sich zwischen Ilvio und Aruni zusammen. Mit roten Wangen klaubte Aruni das Laken vom Boden, welches sie offenbar aus dem Bett gestrampelt hatte, und schlang es um ihren Körper. Sie drückte Ilvios Hand und kletterte aus dem Bett.

      „Du gehst jetzt besser“, fauchte sie ihren Halbbruder an.

      „Oh ja, ich gehe. Aber du“, er deutete mit einer gefährlich spitzen Kralle auf Ilvio, „du bist weg, wenn ich wiederkomme. Morgen Abend. Und nun zu dir.“ Er legte seine Kralle an Arunis Brust. „Du wirst dem Clan Rechenschaft ablegen. Das kann ich nicht für mich behalten.“ Er drehte sich um.

      „Lierd. Das kannst du nicht machen. Verdammt, ich bestimme, wer in mein Bett darf! Nicht du.“ Sie biss sich auf die Lippe, als sie Lierds funkelnden Blick sah.

      „Meine kleine Schwester“, säuselte er. Dann wurde sein Ton wieder hart. „Wir können die Arten nicht vermischen. Wie sollen deine Kinder aussehen? Du müsstest doch wissen, wie es ist, nur halb in jede Welt zu gehören.“

      Aruni zuckte zusammen. Ilvio trat neben sie. Seine nackte Haut glühte wie eine Neonreklame, als er seinen Arm um Arunis Schulter legte. „Wie kannst du es wagen?“, knurrte er leise. „Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter. Jeder hat das Recht zu lieben, wen er will. Deinem Clan“, Ilvio spuckte das Wort in Lierds Gesicht, „kannst du höchstens mitteilen, dass Aruni glücklich ist. Alles Weitere spielt sich nur zwischen ihr und mir ab.“

      Lierd ließ seinen Blick in aller Ruhe über Ilvios leuchtenden Körper gleiten. Als er auf Höhe der Gürtellinie angekommen war, kniff er die Lippen zusammen. Dann sah er Ilvio wieder ins Gesicht. „Ich berichte, was ich will. Wir sehen uns. Hoffentlich. Nicht. Mehr.“

      Lierd knallte die Tür hinter sich ins Schloss. Aruni ließ die Schultern hängen. „Das war der netteste Teil meiner Familie“, sagte sie kleinlaut. „Die anderen reden nie so lange.“

      „Komm“, sagte Ilvio leise. Nach einem kurzen prüfenden Blick führte er Aruni wieder zum Bett. „Setz' dich. Kann ich dir irgendwas bringen?“ Er ging in Richtung Küche.

      „Whiskey“, murmelte Aruni.

      Kapitel 7

      „Wo wohnst du eigentlich?“, fragte Aruni und biss ein Stück von ihrer Pizza ab.

      „In Dorset. Es gibt dort eine Höhlenstadt im Meer.“ Ilvio nahm sich noch ein Stück.

      „Oh. Das hört sich schön an. Meine Familie wohnt auch in Höhlen. Allerdings sehr modern und unterirdisch. Meist unterhalb der U-Bahnnetze von Großstädten. Oder in stillgelegten Vulkanen. Dann weniger modern.“ Aruni kaute und schüttelte sich bei dem Gedanken an die dunklen Höhlen, in die nie Tageslicht drang.

      Ash kam an und schnurrte um Ilvios Beine. Er streichelte sie und gab ihr einen Shrimp von seiner Pizza. Das Schnurren wurde noch lauter. Ilvio und Aruni mussten lachen. Ash streckte sich und legte ihre Vorderpfoten auf Ilvios Bein, während sie überdeutlich Interesse an dem Pizzateller bekundete.

      „Ash, gleich hat Ilvio nur noch eine Margherita. Aber du darfst noch einen von mir haben“, sagte Aruni und warf ihrer Katze den letzten Shrimp zu.

      Sie spürte bereits in jeder Faser ihres Körpers, wie die Sonne unterging. Nervös sah sie zur Uhr und zupfte ihren Kimono zurecht.

      Genau in dem Moment platzte schon wieder Lierd durch ihre Wohnungstür. Einen Moment hielt er inne und starrte durch die offene Tür in die Küche, dann war er mit wenigen Schritten bei Aruni. „Ihr hättet mir besser gehorcht“, rief er, packte sie unsanft am Arm und riss sie von ihrem Stuhl.

      Ilvio sprang auf und warf sich auf Lierd. Der schob ihn mit einer fast achtlosen Handbewegung zur Seite. Etwas fauchte heiß auf, und dann loderten Flammen um Ilvios Kopf. Ilvio prallte rückwärts gegen die Küchenzeile. Lierd warf ihm einen von seinen wütenden Blicken zu. Aruni kreischte auf und wollte zu Ilvio hinrennen. Ash sprang auf den Küchentisch und fauchte.

      „Lierd! Lass mich los, er brennt!“, schrie Aruni ihrem Halbbruder ins Gesicht. „Was fällt dir ein, deine Feuerkraft gegen ihn einzusetzen?“

      Lierd lachte nur. „Soll er brennen. Er muss doch erfahren, wie heiß es in deiner Gegenwart sein kann!“

      Aruni schluchzte. Ilvio rannte zur Spüle und hielt seinen Kopf unter den Wasserhahn. Es zischte und die Flammen erloschen.

      „Ciao, Herr des Meeres. Ich muss deine Freundin mal eben entführen!“, rief Lierd und zog Aruni mit sich aus der Wohnung. „Sorry, ich meinte deine Ex. Ab jetzt.“ Die Tür knallte ins Schloss. Lierd drehte den Schlüssel um und brach ihn ab. „Soll er doch die Fische rufen...“, spottete er und zog Aruni mit sich.

      Kapitel 8

      „Lass mich los, verdammt. Lierd, du bist doch mein Bruder! Das kannst du nicht machen!“, zeterte Aruni und schlug nach ihm.

      Aber als sie ihren Halbbruder genauer ansah, wurde sie blass. Er war gefährlich nah daran, auszuflippen. Oder, besser gesagt, zu explodieren. Mit einer letzten halbherzigen Abwehrbewegung gab Aruni nach. Da blieb Lierd stehen. Er zog sie vor sich und starrte ihr in die Augen.

      „Du hast die Regeln verletzt. Du hast mir nicht gehorcht. Du kannst nicht erwarten, dass ich dir das durchgehen lasse.“ Die rote Farbe in seinen Augen war erloschen, Enttäuschung überwog jetzt die Wut. Sie waren schwarz wie Ruß. Aruni schluckte.

      Dann räusperte sie sich. „Hör mal, Lierd. Diese ganze Gehorchen-Sache ist doch so was von antiquiert! Kein Mensch würde so etwas erwarten.“

      „Wir sind keine Menschen. Wir sind Dämonen. Für dich gelten unsere Gesetze.“ Mit diesen Worten schien Lierd das Gespräch für beendet zu halten. Er zog sie wieder hinter sich her. Aruni stolperte und fluchte. Als sie in den stillgelegten U-Bahn-Schacht und schließlich ins Abwassersystem kamen, ergab sie sich endgültig in ihr Schicksal und trottete brav neben Lierd her. Es machte einfach keinen Sinn, ihm mit Argumenten zu kommen. Nicht in diesem Zustand, und nicht zu diesem Zeitpunkt. Sie würde mit ihrer Mutter reden.

      Aber zunächst einmal hatte sie ausreichend damit zu tun, den Ratten und dem Unrat auszuweichen, der sich in den alten Rohren verfangen hatte.

      „Du hättest mir wenigstens Zeit geben können, mich anzuziehen. Schuhe und so“, fauchte sie ihn an. Aber er hörte nicht hin.

      Barfuß tappte Aruni durch das trübe Wasser in dem mannshohen Abwasserkanal. Dann kam die Abzweigung. Aruni knotete den Gürtel ihres Kimonos enger zusammen. Sobald sie fertig war, griff Lierd wieder