Feuerkuss und Flammenseele. Eileen Raven Scott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eileen Raven Scott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783959592727
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Berührung an ihrem Arm, erschrocken drehte sie sich halb um. Ilvio! Er war zu ihr hinüber gekommen, wohl um sie zu beschützen. Dabei war vermutlich er es, der ihren Schutz brauchte. Aruni spürte einen heißen Blick auf sich ruhen. Luzius! Der dunkle Fürst würde es bestimmt nicht schätzen, dass sie ihm ihre Aufmerksamkeit auch nur eine Sekunde entzog. Sie sah zu Boden.

      „Aruni, Tochter von Malenka der Dunklen!“, donnerte auch schon seine Stimme.

      Die Steinplatten unter Arunis Füßen waren auf einmal ungewöhnlich hart. Ein kalter Tropfen rann ihren Rücken hinab. Sie meinte fast das laute Platschen zu hören, als er auf den Boden fiel.

      „Mir ist zu Ohren gekommen, dass du zurückgekehrt bist.“ Er machte eine Pause. Niemand atmete.

      „Sieh mich an“, sagte er dann.

      Er schnalzte mit den Fingern. Die Flammen hinter ihm flackerten und wuchsen. Langsam hob sie ihren Blick. Seine Augen glühten. Hastig wandte Aruni ihren Blick wieder zu Boden, genau auf Fürst Luzius schwarze Füße, die jetzt erkennbar wurden. Er trug keine Schuhe. Seine Zehenkrallen waren blutrot, es sah fast so aus, als hätte er sie lackiert. Aruni schluckte. Was dachte sie da?

      Die Füße kamen näher. Dann berührte sie eine spitze Kralle am Kinn und hob ihr Gesicht an. Ilvio sog hinter ihr erschrocken die Luft ein. Luzius stand genau vor Aruni. Sein Atem brannte auf ihrer Nase, als er sie zwang, ihm in die Augen zu sehen. Ein Funkeln lag darin, das Aruni nicht deuten konnte.

      „Ein Mischling aus Mensch und der schönsten Dämonin des Erdenreichs“, murmelte er. „Hübsch, die Kleine, Malenka“, sagte er über seine Schulter. Aruni sah aus den Augenwinkeln, dass ihre Mutter an seine Seite trat.

      „Wir hatten, glaube ich, noch nicht das Vergnügen. Das letzte Mal, als ich dich sah, warst du noch ein winziger Halbling.“ Er schnaubte und sein Blick wanderte über Arunis Haut. Heißer Atem traf ihr Gesicht.

      „Luzius“, sagte Arunis Mutter nur.

      „Und er?“ Luzius ließ Arunis Kinn los und sah hinter sie. Oh Nein! Ilvio! Was konnte sie tun?

      Luzius bedachte Malenka mit einem ziemlich eindeutigen Tätscheln auf den Hintern. Er schob Aruni zur Seite und trat einen Schritt auf Ilvio zu. Arunis Atem stockte. Eine Stimme erklang und flehte zitternd: „Bitte tu ihm nichts! Nimm mich an seiner Stelle. Bestrafe mich!“

      Luzius fuhr herum und starrte genau in Arunis Augen.

      Oh, sie hatte das gesagt?

      „Mischling?“, fragte er. Seine Stimme klang streng.

      Aruni neigte ihren Kopf und ignorierte Ilvio, der immer wieder flüsterte, sie solle es nicht tun.

      Dann ging alles sehr schnell. Luzius sagte: „Dann komm.“ Er wartete auf keine Antwort, schnappte sich eins ihrer Handgelenke und zog sie hinter sich her aus dem Raum. Ihre Füße rutschten über die glatten Fliesen. Dann blieb Luzius plötzlich stehen.

      „Nehmt mich. Bitte, tut Aruni nicht weh.“

      Das konnte nicht wahr sein. Ilvio hatte sich an ihnen vorbeigeschlängelt und sich genau vor Luzius gestellt. Aruni schloss die Augen. Was nun?

      Luzius begann laut zu lachen. Es schallte von allen Seiten auf Aruni zurück. Eine Gänsehaut nach der anderen jagte über ihre Haut. „Was seid ihr nur für lustige Geschöpfe?“ Als sein Lachen verebbt war, drehte er sich zu Aruni um.

      „Erst soll ich dich nehmen. Dann soll ich ihn nehmen. Hast du vielleicht einen Vorschlag?“

      „Es ist alles meine Schuld“, würgte Aruni hervor.

      Da schlenderte Arunis Mutter an Fürst Luzius vorbei und berührte ihn wie zufällig mit ihrem Schweif.

      „Malenka“, knurrte Luzius.

      „Ja?“, raunte sie und wiegte kokett ihre Hüften.

      „Du wirst bestraft!“, entschied er mit einem Grinsen.

      „Oh ja“, säuselte Malenka. Sie legte ihren Arm um Fürst Luzius und machte Aruni hinter seinem Rücken ein Zeichen. Dann zog sie den Fürst der Dämonen den Gang entlang.

      Doch bevor Aruni aufatmen konnte, drehte er sich noch einmal um. „Mit euch bin ich noch nicht fertig“, knurrte er. Er zeigte mit einem Finger auf Aruni. Ein Feuerstrahl schoss auf sie zu und traf sie mit einem Zischen an ihrem Schweif. Aruni fauchte vor Schmerz. Ein schwarzer Ring lag unmittelbar unter der gezackten Spitze und glühte noch einige Momente, bevor er verlosch und ihr fast mit seiner Kälte die Haut versengte. „Damit ich weiß, wo du bist, wenn deine Strafe kommt“, sagte er, bevor er mit Malenka den Raum verließ.

      Lierd trat neben Aruni und starrte böse auf Ilvio.

      „Toll“, sagte er. „Da hast du Aruni ja schön reingeritten!“

      Kapitel 18

      Ilvio baute sich drohend vor Lierd auf. Die Worte brachen nur so aus ihm heraus: „Ich wüsste nicht, wieso das meine Schuld sein sollte. Du warst doch derjenige, der seine Schwester unbedingt verraten musste!“

      „Ich? Sie verraten? Niemals! Sie hat die Regeln verletzt, aber sie gehört zu uns und sie ist hier unten sicher. Sicher vor solchem Gesindel wie dir!“, schnauzte Lierd ihn an.

      Ilvios Faust traf Lierd mitten in die Magengrube. Lierd klappte mit einem Keuchen zusammen. Als er wieder aufsah, glühten seine Augen blutrot und dünne Rauchschwaden umgaben seine Hörner.

      „Du willst Krieg?“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

      „Nein. Ich will Gerechtigkeit. Ich will, dass Aruni entscheiden darf, wo sie sein will und mit wem sie zusammen sein will.“

      Im nächsten Augenblick flog Ilvio gegen die Wand. Der Fels war warm. Hitze explodierte in seinem Inneren. Erst dann kam der Schmerz. Es wuchs aus seiner Mitte heraus. Verständnislos betastete er seinen Bauch. Hellblaues Blut floss durch seine Finger.

      Aruni kreischte auf: „Lierd! Verdammt noch mal! Was machst du denn, du Idiot? Du weißt doch, dass du hier unten sehr viel stärker bist!“ Sie kniete sich vor Ilvio. „Bist du verletzt? Oh Nein!“ Arunis Finger berührten zaghaft die blaue Flüssigkeit.

      Ilvio sah auf ihre Hände. Aus der Wunde ragte ein spitzer Steinsplitter. Er schien aus der Wand hinter ihm zu kommen.

      „Scheiße“, murmelte Lierd.

      Ilvio spürte, wie die Welt um ihn herum an den Rändern ausfranste und sich um ihn zusammenzog. Er versuchte zu nicken, aber er wusste nicht, ob es funktionierte. Es fühlte sich nicht so an, als ob er sprechen konnte. Die Pfütze, die sein Blut auf dem Boden füllte, schien das einzige zu sein, was er noch wahrnahm. Dann wurde die Welt um ihn herum flüssig und er sank zur Seite.

      In der Schwärze drang eine Stimme zu ihm. „Ilvio! Du darfst mich nicht verlassen. Ilvio, bitte, bleib bei mir. Ich liebe dich doch!“

      Aruni, dachte er. Ja, für sie lohnte es sich, zu sterben. Die Stimmen der anderen drangen wie durch Nebel zu ihm. Interessiert lauschte er den Worten, ohne sie auf sich zu beziehen.

      „Oh, beim Höllenfeuer, wie kann ich ihm helfen?“

      „Du wirst jemanden von seinem Blut finden müssen. Nur jemand seiner Blutlinie kann ihn retten. So habe ich das jedenfalls gelesen“, antwortete eine samtige Stimme, die sicherlich Ash gehörte.

      „Dorset“, murmelte Aruni. Ihre Stimme wurde laut. „Lierd! Du bist dafür verantwortlich. Du wirst mir verdammt noch mal jetzt auch helfen. Hier, hilf mir Ilvio zu tragen.“

      Ein Druck auf seinem Bauch ließ ihn aufstöhnen. „Ich verbinde die Wunden“, flüsterte Aruni ihm ins Ohr. Ilvio konnte Tränen in ihrer Stimme hören. Er hätte gerne etwas Aufmunterndes gesagt, aber er konnte noch immer nicht sprechen.

      „Lierd! Steh nicht so rum, verdammt. Hilf mir!“

      „Ich