„Sie treiben sich hier im Haus herum. Also, ich fasse noch einmal zusammen, Rander und Parker werden überwältigt und außer Gefecht gesetzt. Später werden wir sie dann weitab von hier irgendwo im Gelände umbringen. Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden!“
Die Kurgäste, froh über eine nette Abwechslung, gingen zum Lift, um hinauf ins eigentliche Kellergeschoß und von dort aus ins Erdgeschoß zu fahren.
Dummerweise rührte der Lift sich aber nicht.
„Das kann doch nicht sein“, schimpfte Paulsen und bahnte sich einen Weg durch die erregten Männer, etwa dreißig an der Zahl, die sich vor dem Lift versammelt hatten, „eben hat das Ding doch noch funktioniert!“
Paulsen drückte sämtliche Knöpfe, doch der Lift blieb regungslos in seinen Führungsschienen stecken.
„Die Treppe!“ kommandierte Paulsen gereizt, „ich möchte wetten, daß Parker wieder dahintersteckt. Dieser verdammte Kerl steckt voller fauler Tricks!“
Die Kurgäste mit Paulsen an der Spitze begaben sich hinüber zur sehr schmalen, dafür aber auch steilen Treppe, die hinauf in das eigentliche Kellergeschoß führte.
Paulsen blieb stehen. Seine Augen nahmen einen starren Ausdruck an.
„Parker!“ flüsterte er dann fast andächtig. Oben, am Ende der Treppe, stand der Butler und lüftete grüßend seine schwarze Melone.
„Da ist er!“ brüllte irgendein unternehmungslustiger Kurgast und raste an Paulsen vorbei auf die Treppe, die etwa zwanzig bis fünfundzwanzig Stufen, aufwies.
Er preschte hinauf, schaffte etwa drei Stufen, warf dann zuerst die Beine und anschließend die Hände hoch in die Luft. Bruchteile von Sekunden später landete er krachend auf dem Zementboden des Schießstandes.
Paulsen war und blieb noch ahnungslos.
Er setzte sich an die Spitze seiner Leute und fiel wie eine Bombe zwischen die auseinanderspritzenden Männern, dabei einige von ihnen umreißend.
Bevor er eine Warnung anbringen konnte, stürmte ein Trupp aufgebrachter Kurgäste über die Stufen nach oben und … landete wenig später wieder unten.
„Die Stufen!“ brüllte einer von ihnen warnend, doch es war bereits zu spät. Ein anderer Trupp hatte die Treppenbesteigung riskiert und rutschte Hals über Kopf wieder nach unten.
„Schmierseife!“ brüllte ein aufmerksamer Kurgast. „Die Stufen sind glitschig. Aufpassen!“
Parker sah zu, wie die Kurgäste nun vorsichtig auf Händen und Füßen nach oben rutschten. Um ein wenig Leben in dieses verbissene Treiben zu bringen, opferte er ein paar Schweizer Kracher, jene kleinen, niedlichen Feuerwerkskörper, die man in einschlägigen Geschäften ohne Waffenschein erstehen kann.
Der Erfolg war frappierend.
Die Knallkörper zischten, huschten, rasten und pfiffen um die Ohren der Treppenbesteiger, brachten sie total in Verwirrung und schafften es, daß nach knapp viereinviertel Sekunden alle Kurgäste samt Paulsen wieder unten auf dem Zementboden landeten.
Die Stimmung der als Kurgäste getarnten Killer und Gangster konnte danach nicht mehr als besonders gut bezeichnet werden.
Die auf Häschen getrimmten Assistentinnen hielten sich in ihrem Aufenthaltsraum auf und warteten auf ihren Einsatz. Auch ihre Laune befand sich tief unter dem Nullpunkt. Sie brauchten eigentlich nur an die zertrümmerten Schränke in ihren Zweibettzimmern zu denken. Dank der Klebepaste, die Parker an den Schranktüren verwendet hatte, waren die Schränke nicht mehr zu öffnen gewiesen. Man hatte mit Äxten leicht nachhelfen müssen. Dementsprechend sah es in den Zimmern jetzt aus.
Die jungen langbeinigen Damen trugen ihre Zweitausstattung und entsprachen rein äußerlich wieder dem Normalbild. Sie wären große, langohrige Hasen, attraktiv, sexy und dennoch irgendwie steril-kühl.
Liz, die zusammen mit der inzwischen ermordeten Helen Rander und Parker beim Einzug in das Center begrüßt hatte, sprang plötzlich zum Telefonapparat, der sich gemeldet hatte. Sie hörte einen kurzen Moment zu, warf den Hörer rücksichtslos in die Gabel und wandte sich an ihre Mithäsinnen.
„Es ist soweit!“ sagte sie, „Rander und dieser komische Parker sollen außer Gefecht gesetzt werden. Paulsen hat gerade angerufen. Er und seine Gäste haben sich bis zur Halle durchgekämpft. Die beiden Schnüffler sind so dumm gewesen, ins Obergeschoß zu flüchten!“
Die jungen langbeinigen Hasen griffen nach Golfschlägern und anderen handelsüblichen Sportinstrumenten, die jetzt und hier als Schlaginstrumente verwendet werden sollten. Sie liefen geschmeidig und durchtrainiert und auf dem schnellsten Weg hinüber in die Halle, um es den Kurgästen, die bisher so gründlich versagt hatten, einmal gründlich zu zeigen.
*
„Lange werden wir uns wer oben nicht halten können“, sagte Mike Rander skeptisch. Er stand zusammen mit seinem Butler auf der Galerie der Halle und sah nach unten, wo die Kurgäste unter Paulsens Führung sich formierten.
Die Männer Wirkten sehr mitgenommen. Verschmiert, gestoßen, geschunden, wagten sie es im Moment nicht, über die Freitreppe nach oben zu laufen. Gegen Treppenstufen waren sie inzwischen leicht allergisch geworden.
„Rander … Parker …!“ rief Paulsen nach oben und wischte sich eine Portion Schmierseife aus dem Gesicht, „das ist eure letzte Chance! Steckt freiwillig auf!“
„Und was, wenn ich höflichst fragen darf, soll danach folgen?“ Parker bekundete Interesse.
„Mein Wort darauf, daß Sie abziehen können!“
„Sie werden verstehen, daß ich den Wahrheitsgehalt Ihrer Worte anzweifle“, sagte Parker in seiner höflichen Art, „ich fürchte, Sie werden in kürzester Frist dieses Kurzentrum schließen müssen. Mord als Therapie werden die einschlägigen Behörden kaum schätzen!“
Paulsen riß wieder einmal die Geduld.
„Mir nach!“ rief er emphatisch, trat zur Seite und ließ seine Mannen an sich vorbeilaufen. Sein Bedarf an Überraschungen war hinreichend gedeckt.
Die Angreifer glaubten leichtes Spiel zu haben. Die Treppe war breit, ließ eine gewisse Schlachtordnung zu und schien nicht präpariert zu sein.
Was durchaus stimmte. Parker hingegen, Parker war präpariert. Er hatte mit diesem Sturmangriff gerechnet und seinem jungen Herrn entsprechende Vorschläge unterbreitet.
Die ersten Angreifer hatten die ersten Treppenstufen völlig normal hinter sich gebracht, als das Desaster über sie hereinbrach!
Rander, der sich etwas im Hintergrund gehalten hatte, schritt zur Tat.
Er zweckentfremdete jene Blumenkübel aus Holz, die man aus Ziergründen über Tontöpfe zu stülpen pflegt. Er verfügte über eine handliche Anzahl dieser recht ansehnlichen Kübel, die jetzt, jeder für Sich, wie eine kleine Lawine, in die Angreifer donnerten.
Die Kurgäste wirbelten durcheinander und landeten ohne Ausnahme wieder unten in der Halle. In Paulsen stieg so etwas wie Schadenfreude auf. Er beglückwünschte sich insgeheim dazu, daß er sich an diesem Sturmlauf nicht beteiligt hatte.
Die zweite Angreiferwelle brandete nach oben. Man wollte es jetzt wissen, gefährlicher Ehrgeiz war geweckt worden.
Parker stoppte diese Welle mit dem voll aufgedrehten Feuerschlauch. Aus Gründen der Brandbekämpfung befand sich jeder Etage solch ein Brandhahn. Umtost von Wassermassen, die an einen Wildbach erinnerten, wurden die Angreifer zurück in die Halle gespült.
„Verstärkung!“ rief Rander seinem Butler zu. Er deutete nach unten, wo die langbeinigen Hasen erschienen, um das Blatt zu wenden. In ihren Netzstrümpfen, den freigiebigen Dekolletés, den mehr als nackten Schultern und Armen boten sie einen erfreulichen Anblick.
Parker tat es leid, daß er es tun mußte. Doch es gab und gibt im Leben eines jeden Mannes Momente, wo