„Dann lassen wir die beiden Schnüffler also weiter frei herumlaufen“, faßte Hallway ärgerlich zusammen, „dann dürfen sie uns also weiterhin auf dem Kopf herumtanzen und herumspionieren.“
„Natürlich nicht“, meinte Paulsen lächelnd.
„Und wie wollen wir das verhindern, Chef?“ Hallway blieb hartnäckig.
„Durch Geschicklichkeit … Wir lassen diese beiden Herren leerlaufen. Sie sollen sich ruhig frei bewegen und sich alles ansehen. Geheimnisse im engsten Sinn des Wortes werden sie nicht entdecken, weil wir keine haben. Ich bin sicher, daß sie nach vierzehn Tagen spätestens wieder verschwinden werden.“
„Die Frage ist doch wohl, warum Rander und sein Butler hier auf tauchten“, gab Miss Friday zu überlegen, „ein Zufall kann es ja wohl nicht gewesen sein. Zudem erschienen sie in dem Moment, als Hacklett beseitigt wurde …“
„Richtig, Jane“, pflichtete Doktor Clyde ihr bei. „Besteht hier ein Zusammenhang? Steckte Hacklett mit ihnen unter einer Decke?“
„Selbst wenn …!“ Les Paulsen ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, „Hacklett wurde von uns isoliert. Er kann nichts herausgefunden haben …“
„Wie aber isolieren wir Rander und diesen verdammten Butler?“ Hallway sah seinen Chef grimmig an, „wir sind uns doch wohl klar darüber, daß dieser Parker es faustdick hinter den Ohren hat, oder? Dieser Mann ist gefährlich!“
„Da gehe ich mit Ihnen einig, Hallway.“ Les Paulsen nickte. „Vor allem muß dieser Parker mattgesetzt werden …
„Aber wie denn, Chef?“
„Ich denke, daß ich da helfend einspringen kann“, sagte Doktor Clyde lächelnd, „wir werden ihn derart beschäftigen, daß er vorzeitig abreisen wird!“
„Wie wäre es denn damit, die beiden Schnüffler hier fertigzumachen und sie dann irgendwohin aufs Land zu schaffen? Weit weg von hier?“ Hallway ließ nach wie vor nicht locker.
„Ihr Verschwinden würde Schlagzeilen machen …“ Les Paulsen schüttelte kategorisch den Kopf, „es bleibt bei Doc Clydes Vorschlag. Parker und Mike Rander werden derart durcheinandergewirbelt, daß sie sich darum reißen, von hier verschwinden zu können. Ich denke, wir gehen jetzt in die Einzelheiten. Ich bitte um passende Vorschläge!“
*
„Es wird sich inzwischen herumgesprochen haben, Sir, daß Sie und meine bescheidene Wenigkeit nicht den Normen dieses Hauses entsprechen.“
Josuah Parker stand mit seinem jungen Herrn im Badezimmer des Gästehauses Nr. 6. Sie unterhielten sich über ihre Lage. Das Rauschen der vollaufgedrehten Dusche sollte verhindern, daß versteckt angebrachte Mikrofone das Gespräch weitertrugen.
„Und ob sich das herumgesprochen hat, Parker …!“ Rander lächelte schwach. „Wir müssen ab sofort mit massivem Druck rechnen. Denken Sie an Hacklett!“
„Gewiß, Sir, aber ich glaube nicht, daß die Hotelleitung es auf weitere Unglücksfälle ankommen lassen wird. Ein Haus wie dieses hier ist an Publicity nicht interessiert. Man wird versuchen, Sie und meine Wenigkeit zu vergraulen, wie der Volksmund es ausdrücken würde.“
„Vergraulen? Wie stellen Sie sich das vor?“
„Nun, die Möglichkeiten bieten sich dazu an, Sir … Man wird Ihnen und mir Kuren verordnen, die kaum zu schaffen sind …“
„Also, wenn ich an diese Schwitzkästen nur denke, wird mir wieder schwach in den Beinen“, erinnerte sich Rander und verzog sein Gesicht.
„Man wird wahrscheinlich noch einfallsreicher werden, Sir.“
„Dann danke ich bestens, Parker. Wir sollten doch lieber verschwinden und uns an die Polizei wenden.“
„Wegen des Mordes an Mister Hacklett, Sir, der wohl kaum bewiesen werden kann?“
„Die Polizei und das FBI werden erfreut sein zu hören, daß die Syndikate hier ein Erholungszentrum für kreislaufgeschädigte Gangster eingerichtet haben.“
„Eine völlig legale Maßnahme, Sir.“
„Natürlich, ich weiß!“ Rander winkte matt ab, „solange die Kurgäste polizeilich nicht gesucht werden, kann ihnen überhaupt nichts passieren.“
„Es sei denn, Sir, diese Kurgäste organisieren sich gegen Sie und meine Wenigkeit, weil sie sich in ihrer Ruhe gestört fühlen.“
„Was wollen Sie damit erreichen?“
„Mörderische Maßnahmen, Sir, wenn ich es so ausdrücken darf … Die Kurgäste samt der Hotelleitung müssen derart schockiert werden, daß sie einen zweiten Fall Hacklett riskieren. Dann könnte man anschließend zu diversen Verhaftungen schreiten.“
„Und dazu müssen wir uns natürlich anbieten, wie?“
„Ich sehe leider keine andere Möglichkeit, Sir.“
„Und wie stellen Sie sich das alles vor?“
„Wenn Sie erlauben, Sir, unterbreite ich Ihnen Anschließend einen Katalog der ersten Möglichkeiten. Ich hoffe, daß ich Sie damit zunächst einmal zufriedenstellen werde …!“
*
Es war dunkel geworden …!
Parker hatte die Haustür gesichert und die Fenster im Erdgeschoß des Gästehauses entsprechend präpariert. Er rechnete zwar nicht mit einem massiven Überfall, wollte aber jedes unnötige Risiko vermeiden.
„Woran basteln Sie denn herum?“ erkundigte sich Rander, als Parker sich mit seiner Schnellerfindung befaßte, er konnte offen reden, er und Parker hielten sich wieder im Badezimmer auf.
„Ich möchte die Kurgäste ein wenig in ihrem Schlaf stören, Sir!“
„Brauchen Sie dazu Ihre Hosenträger?“
„In der Tat, Sir … Daraus läßt sich im Handumdrehen eine Riesen-Gabel-Spezialschleuder herstellen, wie ich es in der Vergangenheit schon häufig ausprobieren konnte. Ich hoffe, Sie werden gleich mit mir zufrieden sein.“
„Wie weit soll das Ding denn reichen?“
„Eine Distanz von annähernd hundert Meter müßte sich leicht überbrücken lassen, Sir …“
„Und was wollen Sie als Munition verschießen?“
„Ich werde mir erlauben, Sir, Ihnen gleich passende Vorschläge zu unterbreiten. Darf ich Sie nun bitten, das Tonbandgerät im Wohnraum anzuschließen. Unsere Gastgeber sollten nicht einen Moment daran zweifeln, daß Sie und meine bescheidene Wenigkeit sich der Unterhaltung ergeben haben!“
Nachdem Mike Rander gegangen war, um das Tonband einzuschalten, auf dem eine präparierte Unterhaltung festgehalten war, baute der Butler die Riesengabelschleuder schnell und geschickt zusammen. Die soliden Beine eines rustikalen Stuhles ersetzten die Gabel, die Hosenträger übernahmen die Funktion der Gummistränge. Als Munition wählte Parker aus einer zerbeulten Blechdose, die er seinem Spezialkoffer entnommen hatte, eine Geschoßart, wie sie noch heute in gut geführten Schulen immer wieder anzutreffen ist.
*
Im Gästehaus Nr. 9 hatten sich Hallway, Jerry, Hale und einige Kurgäste zu einem leichten Umtrunk versammelt. Die Kurgäste waren Profis … Killer aus New York, Los Angeles und Milwaukee. Sie unterhielten sich selbstverständlich über die beiden Schnüffler im Gästehaus Nr. 6.
„Wer die beiden sind?“ fragte Hallway rhetorisch zurück, „der Chef hat Erkundigungen in Chikago eingeholt. Rander und Parker sind Gangsterjäger reinsten Wassers … Und jetzt kommt die große Sensation. Sie stehen auf unserer Liste auf der ersten Seite. Ihr wißt ja, was das zu bedeuten hat!“
„Die gefährlichsten Schnüffler“, sagte Hale