„Erfreulich, Sie zu treffen“, sagte Parker gemessen, „mir scheint, daß Mister Hallway dringend Hilfe benötigt. Die feuchtwarme Luft in der Sauna scheint ihm nicht sonderlich bekommen zu sein!“
Jerry und Hale wischten wie zwei auf gescheuchte Hasen durch die Tür. Parker sah ihnen durchaus freundlich nach und schloß als ordnungsliebender Mensch die Tür hinter ihnen. Er wollte Hallway und die beiden Badehäschen nicht der Kaltluft aussetzen und so Erkältungen provozieren.
Mike Rander lächelte bereits wieder. Und sein Lächeln wurde breit und breiter, als Josuah Parker ein schwarzes, abgewetzt aussehendes Lederetui aus der Tasche holte und mit einem Spezialschlüssel das Türschloß zusperrte. Anschließend ließ er einen kleinen Bleistreifen in das Türschloß gleiten, den er mit dem Spezialschlüssel auswalzte. Ein Öffnen der Tür mußte nun auf gewisse Schwierigkeiten stoßen.
„Sehr schön“, meinte Rander, als Parker seine schnelle Arbeit beendet hatte, „das tut meiner Seele gut. Hoffentlich schwitzen sie sich alle Bösartigkeiten aus dem Leib!“
Die Assistentinnen im Hauptraum wurden auf Rander und Parker aufmerksam. Das war deutlich zu erkennen. Sie schielten leicht verzweifelt nach Hallway, Hale und Jerry, taten aber nichts, um die beiden Ehrengäste etwa aufzuhalten. Ihnen fehlten die klaren Anweisungen. Sie waren im Moment etwas richtungs- und führungslos.
„Möchten Sie die übrigen Kurräume noch besichtigen, Sir?“ Parker schritt höflich voraus und machte den Führer.
„Mein Bedarf an Kurmitteln ist reichlich gedeckt“, gab Rander zurück. Sie hatten inzwischen die Haupthalle erreicht, die nach wie vor menschenleer war, „wie soll es weitergehen, Parker? Ich denke, der Krieg ist nun offiziell erklärt worden.“
„Vielleicht darf ich zu einem Erfrischungsschluck raten“, sagte Parker und deutete auf eine Hinweistafel, „in dieser Richtung scheint die Bar zu liegen!“
„Gute Idee … Gehen wir!“
Sie verließen die Halle, durchmaßen einen kleinen Korridor und landeten in einem riesigen Wintergarten, in dem sich üppig wuchernde Tropenpflanzen aller Art breitmachten. Eingebettet in diese grüne Wildnis befand sich die Hausbar, die überraschend gut besucht war.
Hinter einer langen und hohen Bartheke bedienten zwei Servierhasen in den hier im Haus üblichen Kostümen. Auf Barhockern davor saßen fünf Männer, ebenfalls in der üblichen Haustracht. Sie trugen kniekurze, weiße Bademäntel und schienen sich äußerst wohl zu fühlen.
Sie grinsten Parker an, der höflich seine schwarze Melone lüftete.
Während Mike Rander auf einen Barhocker kletterte, blieb Josuah Parker gemessen hinter seinem jungen Herrn stehen.
„Neu hier, wie?“ Einer der Bargäste, ein relativ schlanker Mann von etwa vierzig Jahren, etwas über mittelgroß, wandte sich an den Anwalt.
„Ich kure seit heute“, erwiderte Rander.
„Tolle Sache, das, wie …?“
„Ich bin überrascht, was einem hier so geboten wird“, sagte Rander.
„Sie werden sich noch am laufenden Band wundern“, redete der Kurgast weiter und zündete sich eine Zigarette an, „wenn Sie nach vier Wochen wieder auf die Menschheit losgelassen werden, platzen Sie vor Energie aus allen Nähten!“
„Und das bei dieser Bedienung hier!“ Mike Randers Stimme klang etwas ironisch, zumal ihm eines der Barhäschen gerade einen Drink servierte.
„Das ist der einzige Nachteil“, meinte der Kurgast melancholisch, „die Hasen hier sind tabu …! Nichts zu machen! Kein Flirt, keine Mätzchen!“
„So streng sind hier die Bräuche?“ wunderte Rander sich.
„Noch strenger“, lautete die Antwort, „die Häschen sind hier erstklassig geschult, ein falsches Wort, ein falscher Griff, und schon hat man sich irgendeinen Knochen gebrochen. Ich möchte nur wissen, woher Paulsen diese Girls hat. Sagenhafte Klasse! Voll ausgebildet in allen Sparten der Selbstverteidigung!“
„Darf man fragen, woher Sie kommen?“
„Wie, wissen Sie noch nicht, daß wir darüber grundsätzlich nicht sprechen dürfen?“
„Muß ich überhört haben.“
„Name und Herkunft sind ebenfalls tabu“, klärte ihn der Kurgast auf, „hier herrscht strengste Diskretion … Ist auch vollkommen richtig, wenn Sie mich fragen …“
„Wahrscheinlich“, gab Rander sparsam zurück. „Aber in welcher Branche Sie arbeiten, das können Sie mir doch sagen, oder?“
„Erst sind Sie mal an der Reihe …“
„Im Wirtschaftsfach“, erklärte Mike Rander, „ich habe mich auf juristische Beratungen spezialisiert …“
„Ich bin Gunner“, sagte der Kurgast leichthin, als sei das ein ganz normaler Beruf, „ich muß ehrlich sagen, ich war mit den Nerven restlos fertig. Worauf muß man heutzutage alles achten? Keinen Lärm! Unauffällige Arbeit! War das früher schön, als man einfach draufhalten durfte. So mit Maschinenpistole und Schießeisen …“
„Wo sind die guten alten Zeiten geblieben!?“ Mike Rander seufzte gekonnt auf.
„Sagen Sie mal, was für ’ne komische Type haben Sie sich da mitgebracht?“ wollte der Kurgast wissen. Er deutete diskret auf den Butler, der regungslos wie ein Standbild hinter seinem jungen Herrn stand.
„Mein Butler“, erläuterte Rander.
„Ihr was?“
„Mein Butler“, wiederholte Mike Rander.
„Mensch, müssen Sie ’ne tolle Nummer sein“, wunderte sich der Kurgast. „Sie müssen ja sagenhaft verdienen.“
„Es reicht gerade für die täglichen Brötchen“, gab Mike Rander ernst zurück. Er rutschte von seinem Barhocker herunter und nickte dem Gesprächspartner freundlich zu, „wir sehen uns ja noch … Auf bald!“
Er ging zusammen mit Josuah Parker aus dem Wintergarten und blieb im Korridor stehen.
„Was sagen Sie jetzt?“ wandte er sich an Parker. „Haben Sie alles mitbekommen?“
„Ich bin außerordentlich überrascht“, sagte Parker, „wenn mich nicht alles täuscht, Sir, scheint es sich bei diesem Recreation Center um ein Sanatorium für kreislaufgeschädigte Gangster und Killer zu handeln …
*
Les Paulsen, der Chefmanager des Recreation Center, sah mißbilligend auf Hallway, der noch einen angeschlagenen und kurzatmigen Eindruck machte.
„Unsinn“, sagte Paulsen, „einen Doppelmord können wir uns einfach nicht leisten, das würde zuviel Wirbel verursachen …“
„Aber es steht doch inzwischen fest, daß Rander und sein Butler gefährliche Schnüffler sind“, widersprach Hallway, „wenn Sie mich fragen, Paulsen, dann sollten wir Rander und Parker in die Luft jagen. Wie Hacklett!“
Hale und Jerry, Hallways Assistenten, nickten zustimmend und begeistert. Sie waren für eine schnelle Lösung. Einmal, weil es ihrer gewalttätigen Natur entsprach, zum anderen, weil sie auf Rander und Josuah Parker ausgesprochen sauer waren. Sie konnten ihnen nicht vergessen, daß man sie in den überhitzten Saunaraum gelockt und darin auch noch eingeschlossen hatte.
„Ich bin gegen jede Form von Gewalt“, sagte Doktor Clyde leise, aber sehr nachdrücklich. „Gewalt bringt nichts ein, mit feinen Methoden geht es wesentlich besser und schneller.“
Clyde war in Les Paulsens Büro gekommen, wo eine Konferenz der Hotelleitung stattfand. Miss Jane Friday, unterkühlt