Von der großen mehrspurigen Straße bogen wir nun ab und erreichten kurze Zeit später den Palast unseres Herrn. Iljana und ich wurden hineingeführt, unsere Ketten klirrten bei jedem unserer Schritte, und wir durchquerten viele prächtige Räume und Hallen, bevor wir in einem Raum anhielten, der noch edler und prächtiger wirkte als alle bisher gesehenen Räume. Eine Frau, unverschleiert, schickte nun die beiden Männer, die uns bisher hierher begleitetet hatten, weg und sagte zu uns: »Ich bin Sarah, die Haushofmeisterin unseres Herrn, und wenn er jetzt gleich kommt, geht ihr vor ihm auf die Knie und erweist ihm den Respekt, der ihm zusteht. Geredet wird nur, wenn ihr ausdrücklich dazu aufgefordert werdet, und ich möchte kein Jammern oder Betteln hören, ihr seid Sklavinnen und habt euch damit abzufinden.«
Kaum dass sie diese Ermahnung an uns gerichtet hatte, betrat der Herrscher von der Seite den Raum, und Iljana fiel, wie vom Blitz getroffen, auf die Knie, viel schneller als ich, und auch die Haushofmeisterin ging auf die Knie und senkte ihr Haupt tief. Wir taten es ihr nach. Eine Geste bedeutete Sarah, dass sie sich erheben durfte, und unser Herr kam auf uns zu, forderte Sarah auf zu sprechen, und Sarah beeilte sich, ihm seine Neusklaven vorzustellen. Sie fing mit Iljana an, berichtete, dass diese im Nigerdelta zu Hause und noch von keinem Mann berührt worden war, zumindest hätte der Sklavenhändler dies versichert, und dass Iljana aus bäuerlichen Verhältnissen stammte, gut mit Tieren umgehen könnte und zu einem günstigen Kaufpreis von 5.000 Dollar regelrecht ein Schnäppchen gewesen war.
»Diese Sklavin ist sehr vielseitig verwendbar und hat sich zudem mit der weißen Sklavin«, und dabei deutete sie auf mich, »angefreundet. Die beiden haben schon die Tage im Sklavenhaus in Nachbarzellen gegen das Sprechverbot gehandelt und dachten wohl, dass das niemand mitbekommen hätte, und nachdem wir sie gekauft hatten, haben sie sich in der Gemeinschaftszelle verbotenerweise berührt und geküsst.« Als sie das sagte, grinste sie, da wir so naiv gewesen waren und uns unbeobachtet gefühlt hatten. »Nun aber zu der weißen Sklavin, alles andere als ein Schnäppchen, wir mussten dafür wirklich 750.000 Dollar bezahlen, für eine reinrassige Europäerin ist das aber noch ein fairer Preis. Ihr Mann hat die Sklavin an Yussuf verkauft, nachdem er ihrer überdrüssig gewesen war. Nach ihren Papieren hat sie noch keine Kinder, ist 23 Jahre alt und hieß in ihrem früheren Leben Sabine Hansen. Wenn man dem Abhörprotokoll glauben darf, war sie in Deutschland eine vermögende Frau, hat eine hohe Schulausbildung und spricht mehrere Sprachen fließend. An harte Arbeit müsste man sie noch gewöhnen, für die Landwirtschaft oder für das Viehhüten ist sie sicher auch nicht so ideal, aber für alle anderen Aufgaben wäre sie sehr gut geeignet. Wie alle Europäerinnen ist sie von sich überzeugt, ein wenig arrogant und wohl auch vorlaut, aber bei entsprechender Ausbildung könnte sie ein Edelstein in Ihrer Krone werden, erhabener Herr. Sie müssen nun entscheiden, was aus den beiden wird und in welcher Aufgabe sie am besten dienen können.«
Scheich Rasul, so hieß unser Herr, überlegte kurz und verkündete dann seine Entscheidung.
»Die wertvolle Sklavin soll zu einer Rennstute ausgebildet werden, ich möchte mit ihr endlich mal wieder Pokale gewinnen, und ich denke, dass die Stute herausragende Eigenschaften mitbringt, vor allem einen starken Willen und auch Durchhaltebereitschaft, sodass sie auch gegen die kenianischen Rennpferde und auch gegen die äthiopischen Rennstuten bei exzellenter Ausbildung bestehen kann. Meine Pferde, Kamele und vor allem meine menschlichen Stuten sind der ganze Stolz meines Hofs, und ich will in der guten Tradition meines Großvaters meinem Gestüt wieder zu Ruhm und Ehre verhelfen. Übrigens war meine Mutter auch eine ausgebildete Ponystute, bevor mein Vater sie zu seiner Lieblingsfrau machte, er hat sie sehr geliebt, und leider hatten wir in den vergangenen Jahren in der Ponydressur kein Glück, haben immer nur Plätze und keine Siege mehr errungen.«
Ich traute meinen Ohren nicht, als ich das hörte, ich sollte was werden?? Eine Ponystute, ein Pferd? Wie sollte das überhaupt gehen, ich dachte, dass dieser Raisul wohl ein Verrückter sein musste und sich sicher später alles als Witz herausstellte. Während ich das Gesagte für mich bedachte, sprach Scheich Raisul weiter und teilte mit, für welche Aufgaben er Iljana vorgesehen hatte. Sie sollte ebenso im Stall unterkommen, aber nicht als Stute, sondern als meine persönliche Betreuerin und Ausbilderin. Scheich Raisul begründete seine Entscheidung damit, dass wir uns ja bereits nähergekommen waren und uns auch mochten.
Zu Sarah gewandt sagte er: »Bereitet das Pony vor, wie es üblich ist, und wenn alles verheilt ist, bringt ihr sie in den Stall, damit ihre Ausbildung und Dressur beginnen kann. Diese Iljana kann in den Tagen, bis das Pony bereit ist, bei Hassan, dem Stallmeister, alles lernen, was sie im Umgang mit der ihr anvertrauten Stute können muss.«
Unser Herr schickte sich an, den Saal zu verlassen, und Sarah bedeutete uns, schnell unser Haupt wieder zu beugen, und kniete auch selbst, bis der Scheich den Saal verlassen hatte. Ich wandte mich sofort an Sarah und fragte, ohne um Erlaubnis zu bitten, sofort nach, ob denn das, was wir eben gehört hätten, auch wahr wäre – oder ob Scheich Rasul ein Witzbold sei. Iljana stupste mich an, ihre Blicke sagten mehr als tausend Worte, sie wollte damit beteuern, dass ich meinen Mund halten sollte, aber mir war das jetzt egal. Sollte mich doch wieder mal jemand ohrfeigen, das war allemal besser, als zum Gaul zu werden oder zu sonst etwas. Diese Sarah hatte wohl einen echt guten Tag, denn sie bestrafte mich nicht sofort, sondern ließ meine Frage gelten und antwortete dann mit scharfem Ton.
»Sklavin, ich drücke jetzt letztmalig beide Augen zu, ihr Europäerinnen seid ja als vorlaut bekannt, aber ich werde so was künftig keinesfalls mehr dulden. Wir haben hier alle Möglichkeiten, einer Sklavin die Sprache zu nehmen, sogar dauerhaft und für immer, wenn es sein muss. Du jedenfalls sprichst künftig nur, wenn du extra dazu aufgefordert wirst. Unseren Herrn als Witzbold zu bezeichnen, ist ungeheuer, und ich muss mir da auch eine Maßnahme überlegen, damit du lernst, dem Gebieter Respekt zu erweisen. Eigentlich müsstet ihr beide mir für ewig dankbar sein, denn ich habe unserem Herrn von eurem Techtelmechtel berichtet, und so könnt ihr viel Zeit miteinander verbringen, natürlich nicht so, wie ihr das gern möchtet, aber dennoch: Ihr seid euch nahe. Da du sehr neugierig bist, verrate ich euch die nächsten Schritte. Du, Sklavin Sabine, wirst nun mit Iljana in die klinische Abteilung geführt, und ihr dürft euch voneinander verabschieden.«
In der Klinik
»Im Gegensatz zu früheren Zeiten bereiten wir heutzutage Sklavinnen auf ihren Dienst als Ponystute besser vor, das bedeutet: weniger oder gar keine Schmerzen wegen der entsprechenden medizinischen Betreuung. Die Vorschriften für die Ponyausbildung sehen vor, dass alle Stuten auf elegant schlanken Hufen sichergehen müssen, dazu wird dir an jedem Fuß ein Huf angepasst. Das wäre sehr schmerzhaft für dich«, wandte Sarah sich an mich, »daher entfernen wir den Ponys einen Teil der Strecksehne, auch wenn manche Züchter das Problem einfach mit viel zu engen Lederhufschuhen lösen, das sind dann aber inhumane Methoden, die sogar den bei uns geltenden Tierschutzgesetzen nicht gerecht würden. Aber keine Angst, du wirst von vielem gar nichts mitbekommen, da das hier unter Vollnarkose geschehen wird und du auch eine ausreichende Ausheilzeit bekommst, bevor du deine Ausbildung beginnst.«
Von einer Dienerin begleitet gingen wir beide in einen Seitentrakt des Palastes, wo sich die hauseigene Klinik befand. Nach dem Akt der Anmeldung wurden ich und Iljana in einen angrenzenden Raum geführt, und eine in weiß gekleidete Sklavin nahm uns unsere Ketten sowie auch das Keuschheitsgeschirr ab und ließ uns mit der Bemerkung »eine halbe Stunde habt ihr« allein.
Wir fielen uns beide, nackt, wie Gott uns geschaffen hatte, in die Arme und begannen zu weinen, zu weinen vor Glück, uns wieder nahe sein zu dürfen, aber auch vor Angst und Abscheu. Wir waren beide noch ein wenig geschockt, was für uns beide die Zukunft bedeutete. Iljana tröstete mich mit heftigen Küssen und stammelte: »Meine Liebe, bei allem, was kommt, wir werden immer beisammen sein, und ich werde dich immer gut behandeln und dir niemals wirklich wehtun. Wenn wir beide gut harmonieren, werden wir alle unsere Ziele erreichen, und auch wenn ich dir vorgesetzt werde, so könnte es dir bei anderen viel, viel schlechter ergehen.«
»Ja, Iljana, ich weiß, was du meinst, und bin ja auch froh, dass du es bist, die meine Ausbildung macht, und ich werde mich auch echt bemühen, dass ich