»Toys?«, fragte ich unsicher und konnte mir keinen Reim darauf machen, was damit gemeint sein sollte.
»Friedrich Nietzsche hatte mal gesagt: Im echten Manne ist ein Kind versteckt, das will spielen!« Er lächelte geheimnisvoll. »Soll ich weitererklären?«
»Klar, nur zu!«, forderte ich ihn auf und war zu meiner Verwunderung entspannter, als ich dachte.
»Ich spreche von Spanking. Dazu benutze ich gerne einen Flogger, eine mehrschwänzige Katze, eine Peitsche, mit der man auch einen Gang zurückschalten und seinen Partner damit sanft streicheln kann.« Unwissend zog ich meine Augenbrauen hoch. Er lächelte. »Ich zeige dir gerne, wie ein Flogger aussieht und man ihn verwendet. Es ist eine Lederpeitsche, ich persönlich besitze nur welche, die sehr gut in der Hand liegen. Zumeist ist sie aus sehr weichem Material, aber dennoch hält sie, was sie verspricht.« Meine Augen weiteten sich immer mehr.
»Kannst du mir so einen Flogger mal zeigen? Ich meine, ich würde dieses Ding gern in die Hand nehmen, spüren, wie es sich anfühlt.« Mein Interesse gefiel ihm.
»Klar! Ich zeige ihn dir. Auch ein Paddle, es ist ein Holzstab mit einem breiten flachen Ende, meist aus Leder, mit dem man sanft bis hart zuschlagen kann, es hat seinen besonderen Reiz. Ich persönlich würde es bevorzugen, wenn du bei mir die härtere Gangart praktizierst, was aber nicht bedeuten soll, dass du mich zwischendurch nicht mit sanftem Streicheln oder elektrisierenden Impulsschlägen verwöhnen kannst. Jedenfalls sollte es gefolgt von einer Steigerung dessen sein, die uns beide bis zur Ekstase bringt. Einen Rohrstock habe ich schon lang nicht mehr verwendet, das heißt aber nicht, dass du ihn bei mir nicht benutzen darfst, wenn du mich bestrafen willst«, erklärte er weiter. Nun schwirrte mir wieder der Kopf. Bestrafung? Warum sollte ich das tun wollen? Und diese vielen Begriffe, die ich in meinem ganzen Leben noch nie gehört hatte. Er führte weiter aus, ohne auf meine Verwirrtheit einzugehen, doch ich vermutete, er wollte mir Klarheit verschaffen. »Unserer Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, Elena, und ich betone nochmals: Ich werde nur das tun, was du auch willst. Wenn du etwas abstoßend findest, dann sag es mir bitte und wir werden es nicht mehr wiederholen oder so abändern, dass du Gefallen daran findest. Ich mache Vorschläge, du schlägst ein oder lehnst ab.« Er grinste über seine eigene Ausdrucksweise. Das Wort schlagen, hatte wohl eine besonders tiefgründige Bedeutung in seinem Repertoire. Er sah mich an. »Ist das in Ordnung für dich?«
Augenblicklich fühlte ich mich wie hypnotisiert und aus dieser Emotion heraus nickte ich. Ich versuchte mich zu sammeln, schüttelte entschieden den Kopf. Was tat ich denn da? Ihn zu bestrafen, mit dieser Praktik wäre ich doch nicht einverstanden! Mein Gott, was verlangte er von mir? Ich sah zu ihm auf.
»Aber das alles fällt doch unter Körperverletzung«, stieß ich aufgeregt hervor. »Wir stehen beide im Dienst der Krone, auf der Seite des Rechts. Wie sollen wir diese Praktik mit unserem Gewissen vereinbaren?« Er fasste nach meiner Hand.
»Weil wir füreinander geschaffen sind. Weil ich dir vertraue, ehrlich zu dir sein und dir nichts vormachen möchte, deswegen erzähle ich dir das alles. Weil ich mich noch nie zu einer Frau so sehr hingezogen gefühlt habe wie zu dir, mir noch nie so sicher war, dass es richtig ist, meine Neigung zu erwähnen. Und es ist keine Körperverletzung im Sinne des Gesetzes, Elena. Ich unterziehe mich dem freiwillig.« Seine blauen Augen durchbohrten mich dabei geradezu.
Was sollte ich bloß tun? Welche Entscheidung sollte ich fällen? Ich hatte mich in ihn verliebt und er hatte sich mir gegenüber geoutet. Wir kannten uns verhältnismäßig kurz, trotzdem hatte er offensichtlich Vertrauen zu mir, sonst hätte er mir von seiner Präferenz niemals erzählt. Seine Ausführungen hatten mich neugierig gemacht. Ihn zu dominieren, könnte ich mir unter Umständen schon vorstellen, wenn er das alles brauchte. Nur auf eine andere Art und Weise als dieser Blackford es getan hatte.
Ich schüttelte den Kopf. »Warum verlangt es dir danach, geschlagen zu werden?«, wollte ich von ihm wissen. Er setzte eins seiner schiefen Lächeln auf und strich dabei sanft über meine Wange.
»Mein Vater hat mich schon von Kindesbeinen an gezüchtigt. Es war ein richtiggehendes Ritual. Ich weiß, dass ich zu dem ganz kleinen Prozentsatz zähle, der in seinem Leben mal ein Schlüsselerlebnis hatte, aber dennoch. Während meiner Jungendzeit musste ich feststellen, dass mich diese Art von Züchtigung sexuell erregte. Wenn mich mein Vater bei der Selbstbefriedigung erwischte, versohlte er mir mit dem Rohrstock recht ordentlich den Hintern.« Er lächelte. Ich konnte es nicht verstehen, wie man darüber erfreut sein konnte. »Irgendwann haben sich diese beiden Bereiche dann zu einer Einheit zusammengefügt, verstehst du?« Er seufzte. »Sexualität ging ohne das andere nicht mehr. Anfangs habe ich es unterdrückt, doch irgendwann habe ich es dann einfach nur zugelassen und heute fühle ich mich danach befreit. Mit dem Unterschied, dass ich nicht mehr verdroschen werde, sondern die Schläge mit Maß und Ziel verabreicht werden. Und nun lebe ich diese Schlagtechnik während meiner Sessions als sogenanntes Vorspiel aus.« Er fasste nach meiner Hand. Als wäre sie ein Rettungsanker für ihn. »Es ist längst ein Ritual für mich geworden. Ohne das ich nicht mehr richtig in Fahrt kommen kann. Es wirkt auf mich befreiend, erlösend«, versuchte er diese für mich abnorm klingenden Vorlieben zu erklären. Ich hatte mich also auf einen Mann eingelassen, der von mir regelmäßig und in vollen Zügen den Hintern versohlt bekommen wollte. Ich griff mir an die Stirn.
»Aber wir hatten doch erst vor ein paar Tagen ganz normalen Sex und es war sehr schön. Ich meine, ich hatte nicht das Gefühl, dass dir irgendwas fehlen würde.« Er schluckte, sein Blick wurde starr, dann fasste er sich wieder.
»Ella, jeder, der BDSM betreibt, hat auch mal ganz normalen Sex, nur eben in einer härteren Gangart. Aber das ist bei mir nicht die Norm. Verstehst du?« Ich nickte.
»Ja, ich denke schon.«
»So nebenbei bemerkt.« Er riss mich aus meinen Gedanken. »Ich liebe diese Armstulpen an dir.« Er lächelte und das lockerte die Atmosphäre wieder ein wenig auf. »Ich würde es begrüßen, wenn du fortwährend diese Art von Bekleidung sowie Spitzenunterwäsche und Schuhe mit hohen Absätzen trägst.« Er machte bewusst eine Pause. »Es lässt deinen Körper für mich einfach total erotisch wirken.« Er beobachtete mich. »Mir gefällt, wie du dich kleidest, ich finde es höchst anziehend.« Er drückte meine Hand, diesmal mit weniger Zurückhaltung. »Ich werde dich verwöhnen und lieben, wie es noch keiner zuvor getan hat, das verspreche ich dir, Elena.«
Diese Erkenntnis ließ mich buchstäblich erschaudern. Es war eine ganz andere Art und Weise zu lieben, als ich es bisher gewohnt war. Er blieb in seinen Ausführungen weiterhin beharrlich und legte seinen Kopf leicht schief.
»Schon mal etwas von Bondage gehört?«, fragte er mit einem sehnsüchtigen Blick. Ich schüttelte mechanisch den Kopf.
»Nein, bitte erkläre es mir.« Ich wusste zwar, was der Ausdruck bedeutete, aber was genau es war, daraus konnte ich mir keinen Reim machen.
»Es gehört dazu. Bondage bedeutet Fesselung und Hingabe«, betonte er. »Das erhöht den ultimativen Kick. Diese Form des Fesselns verschärft den Sex. Man gibt seinem gefesselten Partner das Gefühl, sich fallen lassen zu können, die Kontrolle abgeben zu können. Es ist eine zutiefst emotionale Begegnung. Es soll Geborgenheit vermitteln. Hierfür verwende ich sowohl Seile als auch Handschellen. Die Unnachgiebigkeit von Metall stellt einen ganz besonders großen Reiz für mich dar. Wenn du mich fesselst, dann spüre ich diese ganz individuelle Nähe zu dir, fühle mich unheimlich geborgen und geliebt. Ich bin nicht sicher, ob du das jetzt verstehen kannst, aber eines Tages kannst du es. Da bin ich sicher.« Ich schluckte. Er strich kaum merklich über meine Wange. »Du wirkst so erschrocken, Ella.« Seine Stirn legte sich in Falten. »Entspann dich. Ich fühle, dass du nicht abgeneigt bist, es auszuprobieren.«
»Es ist alles so neu und schwierig für mich.« Er sah mich einfühlsam an, drückte abermals meine Hand.
»Ich weiß. Aber ich denke, es wird dir gefallen.« Seine Worte schienen dennoch in Stein gemeißelt zu sein. Er holte wieder aus und versuchte weitere positive Argumente für seine Neigung zu finden. »Was