Linda betrat das Wohnzimmer und setzte ihre mitgebrachte große Tasche auf dem Boden ab.
»Ich habe alle Utensilien dabei, die ihr braucht.«
Marsh folgte ihr völlig überrumpelt und zischte ihr zu: »Was bitte soll das?«
Ihre Freundin lächelte. »Ich will dir nur Gutes tun, Schätzchen. Ich weiß, du fühlst dich jetzt überrumpelt und all das, aber nachdem du gesagt hast, du könntest es dir mit einem Mann eher vorstellen, habe ich Simon aufgegabelt, der in einem anderen Salon arbeitet. Er ist ein wirklich Lieber. Und natürlich gibt es ein Vorgespräch, und danach kannst du entscheiden, ob du es möchtest oder nicht. Okay?«
Linda kannte sie einfach zu gut. Sie wusste, dass Marsh neugierig sein und sich zumindest anhören würde, was Simon zu sagen hatte. Also setzten sie sich alle, Marsh bot ein Gläschen Wein an, und Simon erzählte kurz von sich, damit er Marsh beruhigen konnte.
»Ich wohne ein paar Straßenzüge weiter und arbeite im ›Salitas Massagesalon‹. Eigentlich bieten wir hauptsächlich die normalen physiotherapeutischen Massagen an, aber ein paar von uns haben sich auch auf erotische Massage spezialisiert.« Er sagte, dass hauptsächlich Männer diese Massagen in Anspruch nähmen, es aber auch bei Frauen im Kommen wäre. Die meisten Frauen bevorzugten Partner ihres eigenen Geschlechts bei diesen intimen Handlungen. Andere fühlten sich wohler und fänden es prickelnder, wenn ein Mann sie massierte. »Wichtig zu wissen ist, dass es zu keinem Geschlechtsverkehr kommt. Meine Kolleginnen bieten den Männern Handentspannung an, genauso wie sie den Kundinnen Entspannung durch die Yoni-Massage geben. Auch zwischen uns würde es zu keinem Verkehr kommen. Es gibt auch keine Erwartungen von meiner Seite, dass du in irgendeiner Weise reagieren müsstest oder solltest. Es ist wichtig, dass du das verstehst …«
Simon hatte sie von Anfang an wie selbstverständlich geduzt. Seine ruhige, sanfte Art wirkte fast hypnotisch auf Marsh. Sie sah ihm unverwandt in die Augen und er begegnete ihrem Blick gelassen. So wie Lana ihr erklärt hatte, so sagte auch er, dass er bei jeder neuen Berührung nachfrage, ob sie angenehm sei, ob es okay wäre. »Es zählt nur das, was du möchtest und brauchst.«
Marsh dachte nach. Im Prinzip klang das alles sehr unkompliziert. Sie könnte außerdem die Augen schließen und dabei vergessen, dass ein Mann an ihrem Körper herumfummelte.
»Erklär ihr, wie du massierst, Simon,« schaltete Linda sich ein.
»Von außen nach innen. Zuerst den ganzen Körper, dann bestimmte Körperteile, und dann dein Yoni.«
Inzwischen wusste Marsh, was ihr Yoni war. Sie errötete etwas. Und stellte fest, dass sie allein die Vorstellung erregend fand, dass ein Fremder sie gekonnt mit seinen Fingern befriedigte. Unwillkürlich nickte sie, als Simon sie sanft fragte: »Kannst du dir eine Massage mit mir vorstellen?«
Linda lächelte zufrieden und stand auf. »Fein, dann gehe ich mal.« Sie nahm ihre Handtasche und küsste Marsh an der Tür auf beide Wangen. »Lass es dir gut gehen, Süße,« flüsterte sie, dann war sie weg. Marsh sah ihr verloren hinterher, schloss die Tür und drehte sich um. Simon saß abwartend mit einem freundlichen Lächeln auf dem Sofa. Er versuchte, ihr die Befangenheit zu nehmen.
»Ich sehe, du bist nervös, Marsh. Linda will dir etwas Gutes tun, und das möchte ich auch. Ich wünsche dir sehr, dass du dich fallen lassen kannst. Vielleicht magst du etwas leise Musik auflegen?« Marsh nickte verlegen und suchte in ihrem CD-Regal nach leiser, stimmungsvoller Musik. Sie fand etwas Entspannendes und legte die CD in ihren Rekorder. Als sie sich wieder umdrehte, hatte Simon ihr Weinglas noch einmal gefüllt. Er lächelte wieder.
»Ich glaube, dass etwas guter Wein sehr zur Entspannung beiträgt.« Er hatte sicher recht, dachte Marsh und nahm einen großen Schluck. Die Musik ertönte mit leisen, schwebenden Tönen.
»Wie geht es weiter?«, fragte sie nervös.
»Nun, es gibt zwei Möglichkeiten. Die erste ist, wir stellen Kerzen auf, verdunkeln den Raum etwas – das Neonlicht von draußen können wir aussperren – und beginnen dann.«
»Und die zweite?« Marsh nippte wieder an ihrem Glas.
»Die zweite ist, wir verdunkeln den Raum zwar, verzichten jedoch auf die Kerzen. Dafür würdest du ein Tuch um die Augen gebunden haben, um dich ganz auf die Berührungen konzentrieren zu können.«
Wenn Marsh es sich recht überlegte, war ihr die zweite Möglichkeit am liebsten. Sie würde nicht ständig Simon beobachten, nicht völlig gespannt sein. Andererseits würde sie ihm dafür völlig vertrauen müssen … was ihr inzwischen nicht mehr schwerfiel, stellte sie fest. Wenn sie ihn so betrachtete, machte er einen guten, anständigen Eindruck. Seine Finger waren manikürt, was bei einem Mann selten der Fall war.
»Okay. Die zweite«, sagte sie knapp und stellte ihr Glas auf den Tisch. Simon lächelte wieder und erhob sich.
»Dann erlaube mir bitte, dir ein Tuch umzubinden.« Er griff in die große Tasche auf dem Boden und zog ein schwarzes, blickdichtes Tuch hervor. Marsh ließ es sich umbinden, dann wartete sie auf weitere Anweisungen.
»Bitte vergiss nicht: Nichts geschieht, was du nicht möchtest. Bitte teile mir deine Gedanken und Gefühle mit, damit ich mich darauf einstellen kann. Okay?«
Marsh nickte. Simon bat sie, sich zu entkleiden. Sie hörte Rascheln, während sie ihre Hose und das T-Shirt abstreifte und letztlich nur in ihrem Unterhöschen da stand. Als sie sich zu Boden sinken ließ, spürte sie ein dickes, flauschiges Tuch unter sich. Simon musste es auf den dünnen Teppich gelegt haben. Sie lag da und wartete, lauschte auf die Geräusche, die Simon machte – leises Klappern, Rascheln, Hände reiben. Dann Stoff, der auf Haut rieb. Die leise Musik erfüllte sie und sie merkte, dass der Alkohol sie entspannte. Simon sprach leise, fast flüsternd.
»Marsh, ich werde dir jetzt Öl auf deinen Körper träufeln und mit der Massage beginnen.«
Sie quiekte trotz seiner Vorwarnung kurz auf, als die Flüssigkeit auf ihre Haut traf. Dann spürte sie sanfte Hände, die sich auf ihren Bauch legten, leicht darüberstrichen, ihn sanft kneteten und sich in Richtung ihres Busens bewegten. Marsh war froh, dass sie Simon nicht ansehen musste. Ohne das Tuch wäre sie ständig versucht zu blinzeln, um seinen Gesichtsausdruck zu deuten. Sie fand ihre Brüste viel zu klein und ertappte sich bei den Gedanken, was wohl Simon von ihr denken mochte. Seine Hände waren angenehm warm und weich. Sie tasteten über ihre Brüste, umrundeten sie, verteilten das Öl, und wenn er weiteres Öl nahm, waren sie kurz von ihrer Haut verschwunden. Marsh merkte, dass sie sich sehr schnell an diese Hände gewöhnte, die sie mit Respekt behandelten. Sie verweilten auf ihrem Busen, kneteten ihn sanft, reizten leise ihre Nippel, die sich lustvoll in die Höhe reckten und hart wurden. Marsh schnappte nach Luft. Sie hörte Simons lächelnde Stimme, die leise sagte: »Lass dich fallen, Marsh. Lass dich fallen.«
***
Es war so ganz anders als mit Steve, ihrem letzten Freund. Der hatte ein bisschen an ihr herumgefummelt, manchmal grob, war in sie eingedrungen und war nach kurzer Zeit, in der er schnaufte wie ein Walross, fertig gewesen.
Simon dagegen behandelte sie sanft, mit Respekt. Ab und zu fragte er: »Ist das okay für dich?«, und sie nickte jedes Mal. Wie sollte es auch nicht okay sein? Seine Hände waren einfühlsam, streichelten und kneteten sie. Er fuhr mit den Handflächen über ihre Brüste, die sich nach seiner Berührung zu sehnen schienen, bis zu ihren Schlüsselbeinen. Dort knetete er sie vorsichtig, wodurch sie ihre letzte Anspannung verlor. Dann fuhr er mit kräftigen Strichen über ihre Oberarme, jeden einzeln, bis er bei ihren Fingerspitzen angekommen war und jeden Finger kräftig zwischen seinen Händen nach außen ausstrich. Für Marsh waren diese Berührungen einzigartig – noch nie hatte sie fühlbar erlebt, dass sie so viel Haut zum Streicheln hatte. Nachdem Simon auch den anderen Arm auf diese Weise behandelt hatte, kehrte er zu ihren Schultern zurück und strich von dort aus nach unten, über ihre Brüste, die unter seinem Streicheln und Kneten zu vibrieren schienen, bis auf ihren Bauch. Dort ließ er wieder Öl auf ihre Haut tropfen, das er gekonnt