Sari war jetzt doch ins Grübeln gekommen.
ZuHause
An einem der nächsten Abende saß Sari allein vor dem Fernseher und schaute sich eine Musiksendung über die in den Achtzigern boomende »Neue Deutsche Welle« an.
Von Nenas »99 Luftballons« über Markus »Ich will Spaß« bis zu Peter Schillings »Major Tom« waren alles Ohrwürmer, die ihr natürlich vertraut waren. Immer wieder summte sie mit.
Sven war oben in seinem Büro. Auch am gestrigen Abend hatten sie sich erst im Bett getroffen.
So konnte das nicht weitergehen.
Natürlich war er verantwortlich für seine Firma und seine Mitarbeiter. Der neue Anbau würde die Fläche um ein Drittel erweitern. Sari war bekannt, dass einer seiner führenden Köpfe ihm gerade fehlte. In seinem Kurzurlaub hatte es ihm bei einer Abfahrt die Ski weggerissen. Delegieren konnte er dessen sehr vertrauliche Arbeit nicht. Die nächsten zwei Wochen musste Sven ohne ihn auskommen.
Sven hatte Sari versprochen, dass in drei Wochen diese stressige Zeit vorüber wäre.
Jetzt kam Werbung. Sari nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Sie lehnte sich zurück. Was sollte sie tun? Wären es normale Zeiten, hätte sie ihrem Mann schon vor Tagen von dem unbekannten Spinner erzählt. Selbstverständlich hätte sie ihn eingeweiht. In diesen Tagen hatte Sari kein gutes Gewissen gegenüber Sven. Über ihr sonst so offenes, auf Vertrauen basierendem Verhältnis, hatte sich ein leichter Schatten gelegt. Es lag allein an ihr.
Heute hatte sie sich im Internet etwas schlaugemacht. Das, was sie da zu lesen bekommen hatte, gab ihr doch zu denken.
Solche Typen bezogen ihre Lust und Fantasien zielgenau auf eine Person. Nur diese eine Person kickten ihre Fantasie, ihre sexuelle Begierde. Es gab für sie keine Alternative. Ihr ganzes Denken und Handeln ging in diese eine Richtung. Nur darauf waren sie fixiert. Das Umfeld, die familiären Verhältnisse, all das interessierte nicht.
Wollte sie Sven mit diesem, ihrem Problem zusätzlich belasten? Natürlich war es nicht nur ihr Problem, dessen war sich Sari bewusst. Aber zunächst stand ihr Aufenthalt in Frankreich an. Nach ihrer Rückkehr würde sie sehen, wie die Geschichte mit dem Unbekannten sich weiterentwickelte. Sie atmete befreit auf. »So mache ich das«, murmelte sie vor sich hin.
Sie ging hoch zu Sven.
Er drehte sich sofort zu ihr um. »Ich mache in zehn Minuten Schluss. Es tut mir leid, aber die Situation ist nun mal so. Ich brauche morgen diese Unterlagen.« Er stand auf, umarmte Sari.
»Komm in einer halben Stunde in unser Studio und lass dich etwas verwöhnen. Verhalte dich vollkommen passiv. Lass es einfach zu«, sagte Sari.
***
Sven lag entspannt auf der Liege. Das Licht war gedimmt. Dezent erklang Musik von Enya.
Sari trug etwas Massageöl auf und massierte gekonnt seinen Rücken, seine Beine. Sie fuhr mit ihren Fingern seine Wirbelsäule entlang, fuhr durch seine Arschritze. Er atmete tief durch.
Als das Öl eingezogen war, drehte sich Sven auf den Rücken.
Sari legte ihre Hand auf seinen Sack, seine Eier und gab ihm einen tiefen Zungenkuss. Anschließend massierte sie ihn weiter. Sie fing an den Beinen an, fuhr zwischen seine Schenkel.
Langsam versteifte sich sein Schwanz. Liebevoll massierte sie seine Brust, kehrte zwischen seine Schenkel zurück. Erneut küsste sie ihn innig. Es war ihr Mann. Niemanden sonst würde er küssen. Niemand sonst durfte sie küssen. Kein Alexandre, niemand. Das war für sie in Marmor gemeißelt.
Ganz locker massierte sie seinen Schwanz. Sie ließ sich viel Zeit, spürte, wie ihm das gefiel, wie er sich immer mehr entspannte. Ein Teil von ihm reagierte allerdings anders, stand senkrecht von ihm ab.
Mit einem Finger fuhr sie über die jetzt prallen Adern seiner Männlichkeit. Sie schob seine Vorhaut zurück, kam mit ihren Lippen über ihn. Sie machte einige Fickbewegungen. Mit ihrer Hand umschloss sie seine Hoden, krallte leicht ihre Fingernägel in seinen Sack.
Sven hatte seine Augen geschlossen und ließ es einfach mit sich geschehen. Sie wusste, wie er das liebte und wie er das gerade jetzt brauchte. Er war im Traumland. Bald würde sie ihn in den Himmel schicken.
»Timeless« war so ein Wort, das er beim Sex mit ihr gern gebrauchte. Heute durfte er sich zeitlos fallen lassen.
Ohne Druck wichste sie ihn. Langsam nahm sie ihn tief in ihren Rachen auf. Ihre Lippen berührten seine Schwanzwurzel. Lange hielt sie ihn so in sich. Einige Male wiederholte sie dieses zärtliche Verwöhnen.
Er hatte seine Augen geschlossen, presste seine Lippen zusammen, drückte seinen Kopf in das Kissen. »Jaaaaa …«
Sari machte ernst.
Freundinnen
»So, dann will ich mich von dir verabschieden, Ina«, sprach Sari in ihr Handy. »Ich bin jetzt für einige Tage in Südfrankreich. Drei Tage Skifahren mit den Mädels aus dem Camp, inklusive Après-Ski. Danach der Retro-Gala-Abend im Schloss bei Montpellier. Aber das ist dir ja alles schon bekannt. Ich freue mich riesig auf das Wiedersehen mit den vielen Freunden und Bekannten. Da wird einiges im Rückblick wieder aufgefrischt werden. Wir hatten zu keiner Zeit eine Ahnung, was als Nächstes mit uns passiert. Die Damen und Herren hatten sich einiges für uns ausgedacht. In diesem Jahr sind wir die Beobachter, die geladenen Gäste. Ich bin richtig neugierig, schon jetzt angespannt und ganz schön hibbelig.« Nochmals kam sie auf ihr aktuelles Problem zurück. »Dass ich jetzt für einige Tage weg bin, kommt mir gerade recht. Danach geht das Spiel weiter, dessen bin ich mir sicher. Mir tut diese kleine Pause von dem Affenzirkus hier bestimmt gut. Also, mach’s gut, meine Liebe, und bis bald.«
Ina wünschte ihr viele schöne Tage und beim Skifahren Hals und Beinbruch.
***
Die Musik dröhnte, die Bässe waberten und drangen Sari tief unter die Haut. Sie versuchte, im Getümmel der überfüllten weiträumigen Disco sich zu ihren drei Freundinnen durchzukämpfen. Das war einfacher gesagt als getan.
Schon wieder zog einer der jungen sportlichen Kerle sie näher zu sich, tanzte sie wild und gestenreich an. Eine Minute machte sie die lasziven Körperverrenkungen mit, um sich dann lachend von ihm wegzudrücken und sich weiter durch die Menge zu kämpfen.
Es war schon eine berauschende Atmosphäre. Man duzte sich, tat so, als kenne man sich ein Leben lang. Das Alter spielte keine Rolle, auch wenn es die Fünfundvierzigjährige nicht wahrhaben wollte. Alle waren hier, um sich zu amüsieren. Der Alltag hatte keinen Zutritt.
Die letzten drei Tage hatten Sari riesigen Spaß gemacht. Sie konnte hier ihre Seele baumeln lassen. Sie hatte es nötig.
Mit ihrem Erfolg als Art-Künstlerin waren auch der Druck und die Erwartungshaltung auf sie gewachsen. Ihre Ausstellungen, ihre Vernissagen forderten sie. Andererseits genoss sie die Anerkennung, die ihr überall entgegenschlug. Mit ihrer Städteserie, den künstlerisch verfremdeten Fotos deutscher Stadtansichten, war ihr der große Durchbruch gelungen. Einige ihrer großformatigen Bilder hingen in Entrèes bekannter deutscher Konzerne.
Jetzt aber war sie hier, inmitten des Trubels.
Es war eine Superidee von Svenja gewesen, hier noch einige Tage vor der Gala zu verbringen. Noch toller war, dass alle vier es möglich machen konnten, dabei zu sein.
Zusammen mit ihren Freundinnen Svenja, Carla und Susan, die sie in dem SM-Abrichtungs-Camp in Südfrankreich kennengelernt hatte, waren die Stunden und Minuten wie im Flug vergangen.
Die täglichen Skiabfahrten hatten alle vier an ihre körperlichen und konditionellen Grenzen gebracht. Nicht alles lief immer glatt. Außer ein paar blauen Flecken waren mit Glück alle Stürze glimpflich verlaufen.
Susan,