Bei flackerndem, warmem Kerzenlicht hatte sie ihm ihre Votze, ihre Titten, ihren Arsch deutlich zu präsentieren. Er hatte auf diese Wortwahl bestanden. Sie erinnerte sich, wie irritierend das zunächst für sie war. Aber schon nach wenigen Minuten verstand und fühlte sie, wie Dirty Talk ihr tief unter die Haut ging. Spätestens nach seiner Ansage: »Zeig mir, wie du dich wichst.«, hatte es ihr für Sekunden den Atem abgestellt. Indem sie ihre Augen schloss und sich lustvoll diesen Erinnerungen hingab, überfiel sie eine tiefe Ruhe, aber auch eine aufwallende Erregung. In diesen Sekunden vergaß sie die Realität, spürte ihren Puls pochen, spürte, dass sie lebte, wertvoll war.
Fast unbewusst ging sie mit ihren Fingern zwischen ihre Beine, spürte die Nässe, freute sich, ein geiles Mädel zu sein, wie sie Alexandre damals lobend nannte. In ihrem Kopfkino war sie in dieser Sekunde sein geiles, versautes Mädel.
Umso nüchterner war ihr Erwachen wieder in der Realität.
Eines stand für Ina fest: Ihre Ehe war nach sechzehn Jahren zu einem langweiligen Nebeneinander, einer Art Wohngemeinschaft verkommen.
Begonnen hatte das alles, nachdem es ihre einzige Tochter beruflich nach England verschlagen hatte. Natürlich war das der Lauf der Dinge, und Ina freute sich für ihre Tochter. Auf der anderen Seite fehlten ihr der tägliche Austausch mit ihr, ihre jugendliche Lebendigkeit und ihr herzhaftes Lachen. Es war ruhig geworden im Haus. Vielleicht zu ruhig.
Jetzt, da man es sich zu zweit gemütlich machen könnte, spürte sie eine immer größer werdende Kälte.
In einem war sie sich sicher. Sie musste die Initiative ergreifen, irgendetwas musste sich ändern, sonst würde sie langfristig regelrecht versauern. Alle Versuche, ihr Sexualleben mit Lorenz in eine heftigere, aufregendere Richtung zu bringen, waren an seinem Desinteresse gescheitert.
»Bin ich dir nicht mehr gut genug?«, kam dann von ihm.
Wenn er wüsste, wie recht er damit hatte.
Auf der Toilette schaute Ina in den großen Spiegel, sah darin eine fast vierzigjährige Frau mit kurzen, hellblonden Haaren. Dieser pfiffige Kurzhaarschnitt unterstützte ihr jugendliches sportliches Aussehen.
Die drei Kilo, die sie sich in den letzten Wochen abgerungen hatte, hatten ihr Selbstwertgefühl ansteigen lassen. Auch Sari hatte es positiv bemerkt, ihr Komplimente gemacht. Ihr Mann hatte nicht die kleinste Bemerkung dazu abgegeben. Er wirkte immer mehr abwesend. Hatte er eine andere? Natürlich hatte sie sich darüber schon Gedanken gemacht. Ina hatte auch mit ihrer Tochter und Sari darüber gesprochen. Gefühlsmäßig wollten beide nicht daran glauben, aber stille Wasser sind bekanntlich tief. Es war und blieb eine offene Frage.
Ina fühlte sich durchaus attraktiv, hatte auch allen Grund dazu. Mit ernstem Gesicht zupfte sie ihre Frisur zurecht, fuhr sich mit ihrem Ringfinger über die Augenbrauen, stützte sich mit beiden Händen auf das Waschbecken. So verharrte sie mit geschlossenen Augen für einige Sekunden. Sie vernahm das Pochen ihres Herzens. Dann sah sie im Spiegelbild in ihre matten Augen.
Sie wollte und musste raus! Raus und unter Menschen. Jetzt!
Noch hatte sie einige Tage Urlaub.
***
Als sie in ihrem schwarzen BMW aus der Garageneinfahrt fuhr, musste sie links abbiegen, um in die Einkaufsmeile der Fußgängerzone zu gelangen.
Shoppen war zu ihrer Ersatzbefriedigung geworden. Ihr war das bewusst, umso mehr ärgerte sie sich darüber.
Sie drückte den Blinker nach unten. Links ab. Trotzig, fast zwanghaft, änderte sie die Richtung, um sich nach rechts in den Verkehr einzuordnen.
»Rechts ab! Es ist besser, zu genießen«, murmelte sie vor sich hin und war sich in dieser Sekunde absolut sicher, das Richtige zu tun.
Ina atmete kräftig durch, tippte das Radio um einiges lauter. Sie amüsierte sich über sich selbst, schlug mit einer Hand im Rhythmus der Musik auf das Lenkrad.
Dieses Ausbrechen aus der Normalität, damals mit Alexandre, damals im SM-Club mit Sari und Sven … Es hatte ihr eine andere Seite ihres Lebens aufgezeigt, eine körperliche, sinnliche und berauschende Seite.
Jetzt würde sie es also tun, etwas vollkommen Verrücktes, zumindest für sie Verrücktes.
Bald schon verließ sie die Hauptstraße. Über die Rheinbrücke ging es ins nahe Nachbarland Frankreich. Nur wenige Kilometer hinter der offenen Grenze, nach etwas mehr als zwanzig Kilometern, hatte sie ihr Ziel erreicht.
***
Im alten Roxy-Kino der kleinen Gemeinde liefen fast nur noch Pornofilme. Was war dem Besitzer auch übrig geblieben. Nur moderne, umsatzstarke Kinos wurden mit aktuellen Filmen beliefert, konnten den erwarteten Kundenservice bieten.
Das aber, war nicht ihr Ziel. Ina lief zielstrebig um das Gebäude herum, um an den auf der Rückseite gelegenen Eingang zu gelangen. Sie war positiv überrascht. Der Besitzer hatte einiges an Geld in die Hand genommen. Der Bereich war hochmodern gestaltet und wirkte einladend. Die gedämpfte indirekte Beleuchtung tat ein Übriges.
Ein Security-Mitarbeiter nahm jeden Besucher in Augenschein. Alkoholisierten oder sichtbar Ungepflegten wurde der Eintritt verwehrt. Es war zumindest der Versuch, dem sexuellen Treiben, etwas Seriosität zu verleihen.
Ina wusste natürlich um die gesundheitlichen Risiken und hatte sich hinterfragt, ob es ihr das wert war. Es war fern jeglicher Vernunft, aber … Vernunft konnte auch langweilig sein! Sie wollte ausbrechen, endlich wieder etwas Unvernünftiges tun. Ihr Kopfkino hatte Überhand gewonnen.
Der Security nickte ihr dezent zu, verzog dabei keine Miene.
Sie betrat den stark abgedunkelten Bereich. Auf einer Tafel las sie eine kurze Einweisung. Ina sah sich um, hatte richtig vermutet. Zu dieser Tageszeit musste sie nicht lange warten. Eine grüne LED-Anzeige über Kabinennummer drei signalisierte einen Besucher. Sie schob den Geldschein in den Schlitz des Automaten, trat in die dezent beleuchtete, kompakte Kabine ein. Obwohl sie anonym für ihr Gegenüber in dieser Kabine war, spürte sie schon eine leichte aufkommende Nervosität.
Langsam zog sie ihre Bluse aus und legte beides ordentlich auf die kleine Bank. Dann zog sie den prall gefüllten BH zurecht.
Das Licht senkte sich automatisch ab, dezent erklang Musik, als sich nach wenigen Augenblicken die Klappe öffnete. Der Schwanz des Unsichtbaren, der sich langsam durch die Öffnung steckte, war ein etwas dickerer mit einer prallen Eichel.
Ina kniete sich auf die Matte, umschloss ihn mit ihren Fingern, zog die Vorhaut zurück, begann ihn zu wichsen. Eine Erregung, ein Kribbeln durchlief ihren Körper. Ab sofort war sie in einer anderen Welt. Es war richtig, hier zu sein. Sie brauchte es, sie wollte es. Jetzt schon spürte sie, wie sie feucht wurde, wie prickelnd und geil sie ihr Tun empfand.
Erst als er richtig hart und steif war, nahm sie ihn zwischen ihre Lippen in ihre Mundvotze. Ein Schauer lief durch ihren Körper.
Seit einigen Monaten gab es diese Glory-Hole-Einrichtung in dem kleinen Städtchen. Wieder einmal hatte Amerika es vorgemacht. Keiner der Partner konnte den anderen sehen, es wurde nicht miteinander gesprochen. Daten der Nutzer wurden in einen Computer eingegeben. Der andere Teilnehmer sah diese auf seinem Gerät. Er oder sie konnte ihren Wunsch anmelden.
Heute überließ Ina ihrem Gegenüber die Wahl. … Abmelken … mit der Hand … mit dem Mund … Vollaufnahme … auf die Titten … ins Gesicht …
Der Unbekannte hatte Vollaufnahme eingetippt. Alles aufzunehmen, würde sie richtig Überwindung kosten. Aber auch deshalb war sie hier. Sie wollte