Die Abrichtung 3 | Erotischer SM-Roman. Alexandra Gehring. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexandra Gehring
Издательство: Bookwire
Серия: BDSM-Romane
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783964777690
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Umschlag mit Fotos gezeigt. Diese mit einer billigen Fotokamera gemachten, zum Teil leicht verwackelten Aufnahmen, zeigten eindeutig meine Mutter mit einem fremden Mann. Hinter einem Gestrüpp stehend, habe er diese Fotos oben am Waldsee gemacht. Das Ergebnis war eindeutig. Noch heute klingen mir Kevins höhnische Worte im Ohr … ›Der hier‹, er deutete mit dem Zeigefinger auf den Mann, ›ist nicht dein Vater.‹ Da hatte er allerdings recht. Dann faselte er etwas vor sich hin wie, ich bekäme natürlich die Fotos, aber er erwarte schon eine Gegenleistung dafür. Eines der Fotos gab er mir schon mal vorab. Ich wusste nicht, wie mir geschah, sah diesen Kerl wie durch einen Nebelschleier. Das Foto zeigte noch etwas. Meine Mutter hatte ihren Rock hochgezogen, wurde von dem Mann mit einer Gerte geschlagen. Man sah Striemen auf ihren Arschbacken. Meine heile Welt geriet komplett aus den Fugen. Fassungslos nahm ich meine Hände vors Gesicht, dachte an meinen Vater. Du kannst dir ja denken, wie die Geschichte weiterging, was sie bei mir bewirkt hatte.«

      Sari schaute sie eine Weile nachdenklich an. Dann war sie sich sicher. »Erzähl mir alles. Rede es dir von der Seele, jetzt hast du die Gelegenheit. Ich bitte dich, sonst kannst du nicht loslassen. Ich schenk dir noch ein Glas Prosecco ein, dann fällt es dir leichter.«

      »Wenn du meinst.« Sie setzte sich auf ihrem Stuhl in eine bequemere Haltung zurück. »Zunächst musste ich abwarten, was sich Kevin ausgedacht hatte, was er von mir wollte. Ein mulmiges Gefühl überkam mich. Warum gerade dieses Arschloch … Diesen Satz habe ich damals nicht nur einmal gedacht. Natürlich war ich tief enttäuscht von meiner Mutter und hätte ihr am liebsten das Foto am gleichen Tag noch unter die Nase gehalten, aber ich nahm mir vor, die nächste Zeit alles für mich zu behalten. Ich kann mich noch gut erinnern, wie kraftlos ich in die Pedale meines Fahrrades trat … als wollte ich nicht mehr nach Hause.« Ina nahm das Glas in die Hand, trank einen großen Schluck und leerte das Glas. Dann fuhr sie fort: »Als ich meiner Mutter begegnete, faselte ich etwas von Kopfschmerzen und Unwohlsein. Ich lief in mein Zimmer, vergrub mich in den Kissen. Kevin forderte mich auf, am nächsten Tag gegen drei Uhr zur Waldhütte des Angelsportvereins am Waldsee zu kommen. Was blieb mir übrig.«

      Das Telefon klingelte. Beide Frauen zuckten zusammen, sahen sich in die Augen. Beide dachten das Gleiche.

      Als Sari den Apparat aus der Station nahm, gab sie sofort Entwarnung, machte mit ihrer Hand eine abwinkende Bewegung. Sie konnte ihre reparierte Armbanduhr abholen. Erleichtert steckte sie das Telefon zurück in die Ladestation.

      »Mann, hier bei dir ist ja richtig was los«, sagte Ina lachend. »Aber jetzt weiter mit meinem Problem. Kevin zog eine Latte der Holzhütte etwas nach oben, nahm den Schlüssel aus dem Versteck, öffnete das Vorhängeschloss. Unsicher betrat ich die halbdunkle, mit Schubkarren, Schaufeln, Rechen und weiteren Gartengeräten zugestellte Hütte. Ich schaute Kevin ins Gesicht, sah ihm seine Unsicherheit, seine Aufregung an. Er hatte Schweißperlen auf seiner Stirn. Dann kam er zur Sache, sagte mir, ich solle meine Bluse ausziehen, er möchte meine Titten sehen, dann solle ich ihm einen blasen. Mehr wollte er nicht, dann wäre die Sache erledigt. Er hob seine rechte Hand und schwor. Er hatte mir zu versprechen, mit keiner Menschenseele darüber zu reden, nicht damit anzugeben, und alles, was mit meiner Mutter zu tun hatte, als erledigt anzusehen, sonst würde ich ihn anzeigen, egal was dann passierte. Ich schaute ihm in die Augen, begann, meine Bluse aufzuknöpfen, legte den BH ab. Er betatschte mich, fingerte etwas unbeholfen an meinen Brüsten. Ich setzte mich auf eine der Kisten, wollte die Sache hinter mich bringen. Er öffnete seinen Reißverschluss, zog seinen Halbsteifen heraus und ich besorgte es ihm. Aus heutiger Sicht hört sich das alles harmlos an. Das machen die heute in jeder Schülertoilette. Es war damals eben eine andere Zeit. Meine Mutter hinterging meinen Vater. Das hatte sich in mein Gehirn eingebrannt. Ich werde Lorenz ebenfalls weiter hintergehen, wenn unser Verhältnis sich nicht umgehend ändert. Wo das dann alles endet, das wird die Zukunft zeigen.«

      Die beiden Frauen schauten sich einige Zeit schweigend an.

      »Es ist dein Leben«, sagte Sari nach einer Weile. »Spüre und tu, was für dich richtig ist. Rede nochmals mit Lorenz. Sag ihm, dass sich etwas ändern muss und soll. Alles andere musst du allein mit dir ausmachen. Du kannst mich jederzeit anrufen. Jederzeit. Ich glaube, an Kontakt wird es uns in der nächsten Zeit nicht fehlen. Wir beide haben ein Problem am Hals! Wir können nur hoffen, dass wir umgehend eine Lösung finden. Für dich steht einiges auf dem Spiel. Deine Intuition, dein Bauchgefühl, aber auch deine Vernunft sindt jetzt gefragt. Halt die Ohren steif!«

       RichtungsWechsel

      Ein Blick aus dem Fenster zeigte Ina, dass der Herbstwind ganze Arbeit geleistet hatte. Von dem großen Baum in ihrem Garten waren über Nacht fast alle inzwischen gelb-rotgefärbten Blätter abgefallen. Laut Vorhersage sollte es ein sonniger Oktobertag werden.

      Sie lief einige Schritte zur Haustür, entnahm dem Briefkasten die Tageszeitung.

      Der herbe Duft von Kaffee erfüllte die Küche. Mit einem Klacken sprang das Brot aus dem Toaster. Im Hintergrund spielte das Radio den neusten Hit von Ed Sheeran.

      Für Ina jedoch war heute nicht der Tag zum Mitsummen. Sie schüttelte die Flasche Orangensaft mit dem Fruchtfleisch und stellte sie neben die Wasserflasche auf den wie immer liebevoll gedeckten Tisch.

      Seitdem sie auf ihren Wunsch hin mit Sari und deren Mann Sven das SM-Studio besucht hatte, sie drei Tage mit Sari und Alexandre in Paris verbracht hatte, war in ihrem Alltag eine große Ernüchterung eingetreten.

      »Guten Morgen!«

      Ihre Gedanken wurden unterbrochen.

      »Siehst nicht gerade ausgeschlafen aus«, kam es kurz angebunden von Lorenz, ihrem Mann, der sich wie jeden Morgen nur wenig Zeit für sein Frühstück nahm. Immerhin hatte er nicht unrecht, musste sich Ina sarkastisch eingestehen. Hastig überflog er die Titelseite der Zeitung, blätterte noch für einige Minuten durch den Sportteil. Das war nicht mehr der aufmerksame, liebenswerte Mensch, den sie über viele Jahre erleben durfte.

      »Hast du einen Essenswunsch für heute Abend?«, fragte sie und belegte sich ihren Toast mit einer Scheibe gekochten Schinken.

      »Nein, lass mal! Wir sehen uns heute Abend etwas später. Simon möchte mit mir noch etwas besprechen. Ich werde im Brauhaus mit ihm zu Abend essen.« Lorenz stand auf. Mit dem halben Toastbrot in seiner rechten Hand, schob er mit der anderen den Stuhl an den Tisch. »Ich muss los! Mach’s gut. Bis heute Abend.«

      Ina schaute zu ihm hoch, nickte ihm zu. Eine Minute später fiel die Haustür ins Schloss. So richtig Lust auf Frühstück hatte sie nicht. Mehr oder weniger aus Gewohnheit biss sie ein Stück Toast ab. Irgendwie hatte er heute keinen Geschmack. Erneut richtete sie ihren Blick gedankenversunken nach draußen. Sie liebte den Blick durch die raumhohe große Fensterfront in den Garten ihres schmucken Einfamilienhauses. Über dem Rasen lag noch der morgendliche Dunst. Der wuchtige Baum verlor weiter Blatt für Blatt. Zeitlupenhaft segelte jedes einzelne durch die Luft, um sich auf der Erde zu einem bunten gelb-rötlichen Teppich zu sammeln. Was blieb, waren blanke, dunkle, nackte Äste.

      Das passte zu ihrer Stimmung. Was war nur los? Warum fiel sie gerade jetzt in ein so tiefes Loch?

      Gestern Abend im Bett hatte sie ihre Hand auf seinen Schwanz gelegt, hatte Lust gehabt, wollte und brauchte ihren Mann. Körperliche Nähe war für sie ein Lebenselixier. Immer noch hatte sie Gefühle für ihn, aber immer weniger kam von ihm etwas zurück. Es hatte ihr wehgetan und sie richtig gekränkt, aber auch in ihrem Entschluss bestärkt. Wiederholt benahm er sich abweisend, murmelte etwas von Müdigkeit, ging nicht auf sie ein.

      Sie musste ihren Frust rauslassen, wollte sich unbedingt mit ihrer Freundin Sari über ihre Gemütslage unterhalten.

      Diese drei Tage in Paris vor einigen Monaten, holten sie in ihren Gedanken immer wieder ein. Natürlich war das unfair gegenüber Lorenz, sie war sich dessen bewusst. Es war ein Abenteuer für Stunden, das hier war der Alltag, das tägliche Leben. Erstmals, nach einer gefühlten Ewigkeit, hatte sie sich einem Fremden, einem anderen Mann hingegeben, und zwar in einer Spielart, die ihr seither nicht mehr aus dem Sinn ging.

      Wie hatte sie Alexandres liebenswerte dominante Art genossen! Seine Komplimente hatten sie regelrecht verzaubert.