Schneemond. Vivian Schey. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Vivian Schey
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783968585697
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auch wenn sie auf mich irgendwie einen seltsam verschlagenen Eindruck machte.

      Eine halbe Stunde danach saßen wir im Club am Tisch und stopften uns die Bäuche voll! Es war nicht das erste Mal, dass wir hier waren und es würde mit Sicherheit auch nicht das letzte Mal sein. Den Eisbecher zum Schluss schaffte ich nicht mehr ganz, als wir dann gingen, mussten wir doch recht langsam zum Auto laufen. Sonst wäre alles oben wieder rausgekommen.

      Auf dem Weg zurück nach Hause war es reichlich schweigsam im Wagen, außer einem verhaltenen Rülpser hier und da sagten wir nicht viel. Angekommen musste ich erstmal aufs Klo und dann aus der Uniform raus, der Gürtel war irgendwie viel zu eng geworden. Jogginghose und T-Shirt taten es, so lief ich wieder ins Wohnzimmer und wuchtete mich neben Dad auf die Couch: »Was machen wir, nachdem wir uns soweit wieder erholt haben?« »Was du machen willst, weiß ich nicht«, meinte Dad, »aber ich werde meine Sachen für morgen zurechtlegen und dann das Abendessen machen.« »Das mache ich«, bot ich an, Dad grinste: »Was anderes als Spaghetti kannst du doch noch, nicht wahr?« Ich log ihn frech an: »Klar, kein Problem.«

      Aber mal ehrlich: konnte ich nicht. Kochen und so Haushaltskram konnten mir gestohlen bleiben! Also überlegte ich fieberhaft, was ich uns wohl zubereiten könnte. Ohne, dass ich die Küche in Brand steckte und dazu noch etwas, dass man dann hinterher auch noch essen konnte. Mit fiel nichts Besseres ein als Käsetoast, also ging ich in die Küche und befasste mich mit meinem Vorhaben. Es gelang, halbwegs. Dad kam nur einmal die Treppe heruntergestürzt, weil der Rauchmelder losging, aber es hatte sich nur eine Toastscheibe im Gerät verfangen und ich bemerkte es nicht. Passiert jedem mal. Glaube ich. Auf jeden Fall schmeckte es uns dann ganz gut, ich hatte ja auch Wurstscheiben draufgelegt! Abwasch gab es so gut wie keinen und ich konnte mich dem Abendprogramm im Fernsehen widmen. Jedenfalls so lange, bis mich Dad daran erinnerte, dass ich wohl morgen besser nicht nackig in den Wald gehen sollte. Also stand ich ein wenig widerwillig auf und ging nach oben, um mich um meine Ausrüstung zu kümmern. Gut, viel zu kümmern gab es da nicht. Meine schicke neue Uniform, eine dickere Leggins und ein langärmeliges T-Shirt taten es. Noch dicke Socken dazu und fertig! Okay, das alles würde ich, bis auf Hose und Bluse, zweimal brauchen. Also nochmal an den Kleiderschrank, eine Tasche herausgeholt und gepackt. Zähneputzen nicht vergessen, sollte ich in der Hütte schon machen. Schnell ins Bad und … heute Abend bräuchte ich die ja noch! Na ja, dann packe ich sie eben morgen früh ein. Aber wo ich schon mal hier war …

      Erleichtert ging ich zurück in mein Zimmer, nur um festzustellen, dass der Tag ein wenig anstrengend und ich reichlich müde war. Ich hüpfte nochmal schnell ins Wohnzimmer, sagte Dad gute Nacht und ging dann ins Bett.

      Diesen Morgen brauchte ich den Wecker. Zwingend! Morgens halb sechs ist keine Zeit für mich, ganz ehrlich. Müde kämpfte ich mich ins Badezimmer, tat, was zu tun war, und schlurfte dann, nach dem Anziehen und meine Tasche Stufe für Stufe hinter mir her ziehend, die Treppe hinab. Dad saß schon am Tisch und gurgelte mit seinem Kaffee. Ich setzte mich brummend zu ihm und beugte mich, nachdem ich Milch dazu gegeben hatte, tief über meine Cornflakes. Wortlos frühstückten wir, wortlos stellten wir je unser Geschirr in die Spülmaschine und nur leise fragte Dad, ob wir wirklich los wollten. Die Wetterwarte hätte einen Schneesturm gemeldet, er wüsste nicht genau, wann er da wäre und ob die Zeit nach oben und zurück reichen würde. Ich nickte nur, zog Stiefel und Jacke an und wir gingen hinaus.

      Gestern und vorgestern hatte es nicht geschneit, heute fielen kleine Flocken. Der Wagen war schnell sauber, unsere Sachen genauso schnell verstaut und die Reise ging los. Es waren nur sieben Meilen durch den Wald, aber die letzten zwei auf noch nicht fertiger Straße. Nicht nur durch den Schnee sehr unangenehm zu fahren, ein Sport-BH ist hier zwingend nötig! Als wir dann, nach mehreren Malen tief Luftholen und Gott dankend, dass wir den Baum oder Graben verfehlt hatten, endlich angekommen waren, zeigte die Uhr schon fast Mittag. Also luden wir nur aus, Dad machte Feuer und ich verstaute unsere Sachen. Gleich, nachdem ich unsere Schlafsäcke auf jedem Bett ausgerollt hatte, ging ich wieder nach vorn, Dad hatte schon Schnee hereingeholt und hängte den Topf gerade über die Flammen.

      Ich ging an den Schrank und fragte: »Was darf ich dem Herrn bringen?« »Wie wären Maccaroni und Käse? Hatten wir lange nicht!« »Sehr gern«, gab ich höflichst zurück und nahm zwei Packung Armeefutter aus dem Schrank. Genau genommen stand außer Mac&Cheese gar nichts anderes da drin. Dad hatte einen ganzen Karton von dem Kram bestellt gehabt, ich mochte das Zeug sehr. Tüte auf, Wasser rein, kneten, ruhen lassen, fertig. Kein Abwasch und der Löffel ist in der Packung mit dabei! Schmecken tat der Krempel dann auch noch, war aber klar. Ein Soldat im Einsatz würde schnurstracks wieder den Heimweg antreten, wenn es schlechtes Futter gäbe.

      Wir würden erst morgen Abend wieder heimfahren, jetzt war die Hütte dran! Die Schindeln und die Nägel verstauen, unterm Dach nachsehen, ob was lose war, mal an den Fenstern wackeln und so weiter. Danach ein wenig Staub wischen, Feuerholz reinholen und das Abendessen zubereiten. Mir machte der Wind ein wenig Sorgen, auf unserer Fahrt hier rauf hatte er schon deutlich aufgefrischt und die Flocken wurden immer größer. Jetzt meldete sich das immer eingeschaltete Funkgerät: »Vier, Zentrale, seid ihr schon oder noch in der Hütte?« Dad war erschrocken, ich auch. Dennoch nahm ich es und antwortete: »Zentrale, Vier, noch oben. Warum?« »Die Wetterfrösche haben den Schneesturm auf morgen früh, beziehungsweise für euch schon heute Nacht, vorverlegt und hochgestuft. Macht also, dass ihr so schnell es geht da weg kommt, okay?« Dad hatte zugehört, nahm mir das Mikro ab und sah aus dem Fenster neben mir: »Hör zu: heute nicht mehr, ist schon viel zu dunkel draußen. Wir melden uns morgen früh, wenn wir losfahren, nochmal. Okay?« Papa Bär bestätigte, Dad beendete das Gespräch und ich sah neben ihm nach draußen: »Wow! Das nenne ich mal Schneefall! Meinst du dass wird was, Morgen früh? « Dad nickte: »Klar, wird schon. Am besten gehen wir ins Bett.« Ich nickte, etwas großartig Besseres fiel mir eh gerade nicht ein.

      Kapitel DREI

      Ich wurde munter, weil die Schindeln auf dem Dach klapperten, etwas verschlafen sah ich auf die Uhr: neun. Neun? Und immer noch stockfinster? Ich schwang die Beine aus dem Bett, zog mich schnell an und stolperte vor meiner Zimmertür in Dad: »Wow! ’Tschuldigung. Gut dass du munter bist, ich wollte dich gerade wecken.« »So schlimm?«, wollte ich schon an ihm vorbei auf dem Weg nach vorn wissen, Dad nickte: »Na ja, geht so. Frühstück sollten wir aber ausfallen lassen. Hab unten schon Bescheid gegeben, dass wir gleich losfahren.« Auch im Büro herrschte fast völlige Finsternis, nur von zwei elektrischen Camping-laternen mäßig erhellt. »Kommen wir noch weg?«, fragte ich ungläubig, Dad blieb hinter mir im Türrahmen stehen und grinste mich an: »Sieh nach.« Ich tat es, sehr vorsichtig öffnete ich die Vordertür und musste lachen! Der Schnee hatte sie und die Fenster wohl nur zugeweht, Dad war aber schon draußen gewesen. Ein Durchgang durch den Schnee in Form eines Menschen zeugte davon. Auch lief am Wagen der Motor und Dad hatte seine Sachen wohl schon verstaut. Kopfschüttelnd holte ich meine Tasche, löschte das Licht und stieg dann ein.

      Dad hatte recht, es ging halbwegs. Jedenfalls, wenn wir langsam fuhren, denn draußen war alles nur weiß. Die Scheibenwischer waren schon komplett vereist, beide starrten wir in die Leere. Auf der normalen Straße angekommen gab Dad etwas mehr Gas, sehr zu meinem Missfallen. Doch durch die Schneewälle rechts und links fühlte er sich sicher. Offenbar war er sich zu sicher, den Schneeberg mit den Ästen drin sah ich zuerst: »Baum!« Dad erschrak und bremste, doch obwohl er das Pedal gleich wieder losließ und lenkte, nutze es nichts. Mit einem leichten Ruck kamen wir im Schnee zum Stehen, es quietschte und knackte außen metallisch. Ein Ast wackelte direkt vor der Windschutzscheibe ein wenig auf und ab. Dad sah erschrocken zu mir, bemerkte, dass ich völlig entspannt war und atmete dann erstmal selber tief durch: »Puh! Das hätte schief gehen können. Musste ja auch unbedingt hier umfallen, das Ding.«

      Mit verschränkten Armen und schiefem Kopf sah ich ihn aus den Augenwinkeln heraus an, er knickte ein: »Ja, ich weiß: wäre ich langsamer gefahren wäre es nicht passiert! Zufrieden!?« »Nein, denn das hätte so oder so passieren können. Ich melde uns erstmal, dann machen wir das Ding weg und schaufeln uns frei. Okay?« Dad nickte, ich nahm mir das Mikrofon und rief nach Papa Bär: »Zentrale, Vier, kommen.« Nichts. Rauschen. Knistern. Nochmal: »Zentrale, Vier, kommen!« Wieder nichts. Ich sah zu Dad,