Nach keinem in der grausam kalten Welt,
Mir Ruh zu geben, meinen Kopf zu stützen
Und meine Frucht vor Sturmeswut zu schützen.
Doch als ich meinen Blick in deinem Namen
Zum Himmel hob, da stahl dein Lächeln sich
In meine Tränen; in der bittern Woge
Erschien mir Gott und ließ in meiner Armut
Mich Mutter sein, und seligen Dank zu Gott
Barg nun des Weibes süßer Weheruf –
Des Weibes, dem Er einen Sohn erschuf.
Die Wiege, leer noch, gab den Stunden Leben;
Ein Engel atmete in mir durch Tag
Und Nacht; ich hegte sein Geschick, ich war
Sein gutes Haus, ich hielt ihn froh geborgen!…
Wer könnte sterben, so voll Stolz und Sorgen?
Auch brach ich arm in meine Kniee nieder,
Als man mich hob – allein und allzu leicht –
Und suchte nach der lieben kleinen Last;
Denn ob du noch so nah mir bist, nun trennt,
Die gestern eins wir waren – doch die Luft,
Und ich muß weinen und – verzeih, mein Leben!
Du, dieser Welt durch mich, für mich, gegeben!
Leb wohl! Ich bin nicht mehr die frohe Larve,
Darin die Seele meiner Seele lag
Neun Monde lang; doch wenn ich deiner Blüte,
Der zarten, Schutz gewesen bin, so kehre
Als Mann zuweilen heim in meine Hut.
Ich bin die Mutter: ein Band hielt uns beide,
Die Liebe wird die Liebe suchen gehn.
Trennt je die Erde, was der Himmel bindet?
Im Leben oder Tod – er hilft, daß eins zum andern findet.
Um das Kind einzuschläfern
Wär ich das Kind, das liebste mein,
Dann weint ich nicht, bewahre, nein!
Ich wäre lustig und vergnügt
Und jede Träne rasch versiegt,
Ich horcht auf Uhrenschlag und Wind.
(Ich sag das für das liebste Kind.)
Wohnt ich in dieser Schaukelwiege,
So war ich brav, daß ich was kriege,
Brav und mild
Wie ein Bild,
Und leiser noch als Vöglein – flieget
(Ich sag’s fürs Kindlein in der Wiege.)
Hört ich die Wölfe heulen im Ort,
Die Großen jagen sie schon fort!
Doch stolz wie ein Mann,
Der schnarcht was er kann,
Sagt ich: ich schlafe, ihr Herren, rasch fort!
(Ich sag das für die Wölfe im Ort.)
Nun hört man gar nichts mehr im Haus,
Das Spinnrad stummt, das Lied ist aus,
Die Mutter, selber voller List,
Tut so, als ob sie schlafen müßt,
Still sitzt sie über die Wiege geneigt,
Und rings nun alles ruht und schweigt.
Das Kopfkissen eines kleinen Mädchens
Du liebes kleines Kissen, angefüllt
Mit zarten Federn, weiß und warm bist du;
Wenn Wind und Wolf und Ungewitter brüllt –
Bei dir ist Schlaf für mich und gute Ruh.
Viel viele Kinder, arm, verwaist und blaß,
Kein Dach, kein Kissen hütet ihren Schlaf,
Und sie sind immer müd; o bittres Los!
Ach, Mutter, welch ein Unglück sie doch traf!
Da bete ich für all die Kleinen, die
Kein Kissen haben, und ich küsse meins;
In meinem Nest zu deinen Füßen, sieh,
Segn’ ich dich, Mutter, und berühre deins.
Ich wache nicht, bevor der Morgen weht
Und fröhlich durch den blauen Vorhang lacht;
Jetzt sag ich leis mein innigstes Gebet,
Noch einen Kuß, Mama, und gute Nacht!
Gebet (als Abgesang)
Du Gott der Kinder, unter meinen Händen
Schlägt voll Gebet ein Mädchenherz; o hör!
Man spricht von Waisen, die kein Obdach fänden,
In Zukunft, Gott, mach keine Waisen mehr!
Laß abends einen Engel niederkommen,
Der Seufzer stillt und jedes Leid bewacht;
Und wem der Tod die Mutter fortgenommen,
Dem gib ein Kissen, das ihn schlafen macht.
An meinen Sohn
(vor seiner Reise in das Pensionat)
Ein Abend war, der Herdschein hellte sacht
Das Haus, von Arbeit und von dir belebt.
Großvater hielt mich träumend auf den Knieen
(Mit uns zu wachen wird er nimmer müde).
Er sprach: begann von Trennung, von der Schule,
Von Arbeit, vom Erfolg, der sie erleichtert –
Und dankbar, daß ihn einst, so jung er war,
Die Mutter hingebracht… er sprach’s für mich…
Auch breitet’ er vor deine Blicke Bilder,
Wies neue, weite Horizonte auf,
Erzählte, wie, so klein er war, er doch
Die Mutter unterwegs gestützt, geführt,
Als diese einsichtsvolle Frau ihn trotz
So inniger Liebe von sich fortgeleitet.
Sein Blick war feucht, der mich von unten streifte.
O ja, das Kind will stets voran, das weite
Gebiet der Welt durchziehn und heiß betrachten;
Sein Sinn ist gleich dem Vogel ohne Rast,
Der überall dem Tag entgegenfliegt.
Nun wußte ich, daß mir ein Traum zerronnen,