Wyatt Earp Jubiläumsbox 7 – Western. Mark Belcher William. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark Belcher William
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740932084
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– er ist weg. Das sollte er auch wagen, an unseren Türen zu lauschen!«

      McNally wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn.

      »Wir müssen weg, Keaton!«

      Keaton ließ sich in einen abgewetzten grünen Plüschsessel fallen.

      »Deine Nerven sind in den letzten Tagen verdammt schlecht geworden, Kid!«

      McNally wies auf die Tür und stieß leise hervor:

      »Aber begreifst du denn nichts?«

      »Was denn?« polterte Keaton. »Glaubst du, ich hätte vor ihm Angst, selbst wenn er mich durchschaut hätte? Yeah, das hältst du nicht für möglich, daß ich es ihm zutraue, daß er mich durchschaut hat, he? Es ist aber so. Vielleicht hat der Kerl Wyatt Earp mal gesehen – da wußte er natürlich sofort, daß ich hier einen Joke drehe. Aber sei unbesorgt!« Das Gesicht des Banditen verkrampfte sich. »Mit solchen Scherzen, wie er ihn mir da unten geboten hat, lasse ich mich nicht aus der Bahn werfen. Von einem solchen Lackaffen schon gar nicht!«

      »Aber, Boß – begreifst du denn nicht?«

      Keaton stieß den feuerrot gewordenen Schädel vor.

      »Was soll ich begreifen! Daß mich einer hochnehmen will? Das träumst du, weil du im Grunde ein Kriecher bist. Well, ein höllisch gerissener Kriecher, aber eben ein Kriecher! No, Brother, dieser Stadtfrack schreckt mich nicht.«

      »Aber…«

      »Was aber?« Keaton war aufgesprungen. »Du glaubst also, daß er mich durchschaut hat? Well, dann hat er eben verspielt. Dann kommt er eben aus der Stadt nicht mehr heraus. Das heißt, er wird den Morgen nicht erleben. Ich lasse mich von niemandem vertreiben. Von niemandem, verstehst du, Kid!«

      McNally sah seinen Boß wortlos an. Er hatte verstanden: Rory Keaton würde diesen Anzug, den er sich da angezogen hatte, nicht mehr ausziehen. Er dachte nicht daran, den geborgten Namen abzugeben.

      Das mußte sein Untergang sein.

      »Boß, das – ist doch unmöglich! Ganz davon abgesehen, daß der Mann, der eben hier im Zimmer war…«

      »Was ist mit ihm?«

      Ganz leise, so als müsse er befürchten, daß seine Worte gehört würden, brach es von McNallys Lippen:

      »Er ist Doc Holliday.«

      Keaton sah seinen Kumpan einen Augenblick verstört an, dann lachte er brüllend los.

      »Du bist verrückt, Kid. Der Kerl ist ein Betrüger, ein Bandit – ein Bursche wie du und ich. Laß dich doch durch seinen feinen Anzug nicht täuschen. Außerdem hattest du mir doch gesagt, daß du ihn kennst, daß er ein Richter aus dem Diamond-Joe-Park gewesen sei.«

      »Ich habe mich getäuscht, Rory, der Mann ist Doc Holliday!«

      Keaton kam aus der röhrenden Lache fast nicht mehr heraus.

      »Laß dir deinen faulen Zahn endlich ziehen, Kid!«

      Aber Kid McNally ließ sich diesen Zahn nicht ziehen. Und dennoch gelang es ihm nicht, seinen Boß von der Gefährlichkeit des Fremden zu überzeugen.

      In Keaton war bereits ein anderer Gedanke herangereift: Ich werde ihn vernichten! Ich werde ihn ausrotten, den Fremden, den Mann, der mich hier aus meiner Stadt schrecken will! Dieser Gauner hatte höchstwahrscheinlich die Absicht, ihn, Keaton, zu erpressen. Kalt genug war sein Gesicht ja.

      Aber er sollte den kommenden Morgen nicht erleben. –

      McNally ritt am Nachmittag aus der Stadt. Er wollte Piggers aufsuchen. Vielleicht wäre der Kentucky-Mann jetzt irgendwo anders hingeritten, wenn der viele Whisky seinen Kopf nicht in einen Nebel getaucht hätte. Ganz sicher wäre er dann weggeritten. Aber andererseits war auch McNally ebenso wie der schwachgeistige Rob Piggers kein Mann, der sein Leben einmal selbst in die Hand nehmen konnte. Die Bravour, mit der der großmannssüchtige Rory Keaton es in der Stadt zu einem unbegreiflichen Wohlstand gebracht hatte, hielt auch ihn zurück.

      *

      Um ein Uhr in der Nacht stand Keaton im Hof. Er hatte dreimal in McNallys Zimmer gesehen und sich davon überzeugt, daß der Kentucky-Mann nicht aus den Bergen zurückgekommen war. Lauschend stand der Bandit am Stallgebäude und holte die drei großen Kerosinfässer heraus, die er dort hatte stehen sehen. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn McNally das, was er jetzt vorhatte, ausgeführt hätte. Aber der Halunke saß jetzt mit Piggers vor einem verglimmenden Feuer und döste seinen gewaltigen Rausch aus.

      Keaton mußte sich also selbst an die Arbeit machen.

      Nach einer Viertelstunde war das Wichtigste getan. Der Brennstoff war auf das Hotelfundament des Hotels geschüttet, und als Keaton jetzt ein Zündholz an eine Ecke hielt, fraßen sich die Flammen sofort wildzüngelnd weiter.

      *

      Doc Holliday hatte nur wenig geschlafen, als ihm der scharfe Geruch des Kerosins in die Nase stieg. Er erhob sich sofort, packte seine Sachen zusammen und ging hinunter.

      Unbemerkt verließ er das Haus.

      Kurze Zeit später stand »Briggers Bar und Boardinghouse« in lodernden Flammen.

      Brigger wachte von dem keuchenden, erstickten Husten der alten Negerköchin in dem Nebenraum auf. Er sah den zuckenden Flammenschein und sprang aus dem Bett.

      Nur halb angekleidet rannte er hinaus und stand entsetzt vor seinem brennenden Haus.

      Dann dachte er an die Gäste oben.

      Heavens! Wyatt Earp schlief oben!

      Brigger rannte in den Salon – aber es war zu spät!

      Aus dem quellenden Rauch stürzte ihm torkelnd und halb ohnmächtig die alte Negerin unter herunterprasselnden Balken entgegen.

      Der Salooner rannte auf die Straße. Den Männern, die ihm entgegenkamen, hechelte er zu:

      »Der Marshal – er schläft oben!«

      Da stieß ihn der kleine Schneider Hemmingston an.

      »He, Brigger, da vorn vor dem Vorbau liegt ein Mensch…«

      Ebenfalls nur halb angekleidet und mit weit ausgebreiteten Armen lag ein Mann auf der Straße.

      Es war der »Marshal«.

      »Er ist aus dem Fenster gesprungen und muß sich verletzt haben!« rief der Arzt, der ebenfalls herangekommen war.

      Keaton schlug die Augen auf und blinzelte in das lodernde Feuer.

      »Löschen, Männer«, röchelte er, »löschen…«

      Dann trugen sie ihn fort.

      Es gelang den Bürgern nicht mehr, den Brand zu löschen. Im Gegenteil, die Glut schlug auf zwei Nebenhäuser über und fraß sie bis auf die Fundamente weg.

      Die Menschen konnten sich alle noch retten.

      In einem der kleinen Häuser, die abgebrannt waren, hatte eine Familie mit neun Kindern gewohnt. Nur unter Lebensgefahr hatte der Mann seine kleinen Kinder aus dem brennenden Haus retten können. Selbst mit Brandwunden bedeckt, brach er schließlich auf der Straße zusammen.

      Und am Morgen wußte Atlantic-City, daß der Brand doch einen Toten gefordert hatte: den Fremden, der sich bei Brigger als Dr. Holliday eingetragen hatte.

      McNally hörte es von einem Händler, den er am Vormittag auf der Straße nach Jersey traf.

      In gestrecktem Galopp eilte der Tramp in die Stadt. Er fand seinen Boß in Billorys Store bei einer Flasche Whisky.

      »Hallo, Kid!« rief Keaton. Er war völlig unversehrt, obgleich McNally gehört hatte, daß er bei dem Brand oben aus dem Fenster des Obergeschosses gesprungen sein sollte.

      Keaton grinste ihm breit entgegen.

      »Komm her, Boy, du hast auch einen verdient. Es war dein