Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert Stifter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Adalbert Stifter
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027237647
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Männer verließen den Saal.

      Witiko begab sich zu den Waldleuten, und rief diejenigen, die ihm untergeben waren, zusammen.

      Als sie in einer Ordnung standen, trat er vor sie, und sprach: »Liebe Heimatgenossen! Der erlauchte Herzog Wladislaw wird fortgehen, und mit einer Macht kommen, um die Feinde, welche diese Stadt umringen und erobern wollen, anzugreifen und zu zerstreuen. Er hat mir befohlen, ihn zu begleiten. Ich muß euch daher auf eine Zeit verlassen. Traget in dieser die Willigkeit, die ihr mir bisher erwiesen habt, auf Rowno über, er ist in der Heimat euer Nachbar, ist in dem Streite auf dem Berge Wysoka euer Nachbar gewesen, und ist in der hiesigen Anordnung wieder euer Nachbar. Ich sage es euch zuerst, um zu hören, ob es euch so genehm ist. Einige von uns mögen mit mir gehen, wenn sie wollen, Lambert, Urban, Augustin und noch andere, die zu reiten verstehen. Der Herzog wird uns Pferde geben.«

      »Du mußt den Knaben Urban sehr gut bewahren«, rief Peter Laurenz, der Schmied von Plan, »er ist meiner Schwester Kind, ich bürge für ihn, und belehre ihn. Wenn er besser reiten lernt, ist es gut, und es ist gut, wenn er vor den Herzog kömmt. Wir sind ohnehin die Kriegsgenossen des Herzogs, und der Herzog hat den Knaben schon gesehen. Werft die Feinde nieder, und wehret euer Leben. Der erlauchte Herzog wird zu dem Könige Konrad nach Deutschland reiten. Wir wissen es schon, heute vormittag ist es sicher gemacht worden. Urban kann zu dem deutschen Könige mitgehen, und der König kann ihn sehen. Und mit Rowno werden wir uns schon vertragen. Und wenn die kommen, die auf dem Berge Wysoka so gegen uns waren, so werden wir ihnen die Stadt nicht lassen, wie wir ihnen den Berg nicht gelassen haben, damit das Recht besteht, und wir werden ihnen das Gold und die Steine nehmen, die sie hieher gebracht haben, Redet, Männer, wie es mit Rowno ist.«

      »Rowno soll nur bei uns bleiben, wenn Witiko fortgeht«, sagte Stephan der Wagenbauer.

      »Rowno soll bei uns bleiben, bis Witiko kömmt«, rief Adam.

      »Wir halten mit Rowno«, rief Paul Joachim.

      »Rowno, Rowno«, schrien mehrere Stimmen.

      »Ich gehe mit dir zu den deutschen Rittern«, rief Lambert.

      »Ich gehe auch mit«, rief Augustin.

      »Ich gehe auch mit zu dem Könige Konrad«, rief Urban.

      »Ich auch«, rief Zacharias.

      »Ich auch«, rief Maz Albrecht.

      »Das werden wir schon ordnen«, antwortete Witiko, »jetzt müssen wir Rowno fragen, ob er die Führerschaft übernehmen will, wenn nicht zu viele dagegen sind.«

      »Niemand ist dagegen«, rief Tobias.

      »So geht zu ihm, Maz Albrecht, und Zacharias, und sagt, daß wir ihn bitten, er möchte auf ein kurzes zu uns kommen«, sagte Witiko.

      Die zwei Männer gingen, und als sie mit Rowno zurückkamen, sagte Witiko zu ihm: »Rowno, du hast in dem Saale gehört, daß ich mit dem Herzoge gehen muß. Ich möchte nun, so lange ich fort bin, dir, hochehrbarer Wladyk, den Schutz und die Führung derer anvertrauen, die mich auf dem Berge Wysoka zu ihrem Vormanne gewählt haben, und ich möchte dich bitten, diesen Schutz und die Führerschaft zu übernehmen. Meine Männer sind einverstanden.«

      »Ja, wir sind einverstanden«, riefen mehrere Stimmen.

      Rowno antwortete: »Meine lieben Heimatleute! wir sind benachbart, ihr kennt mich und meine Angehörigen, und ich und meine Angehörigen kennen euch. Wir haben uns immer Gutes gewünscht. Ich tue gerne, was Witiko verlangt. Wenn ihr Euch, bis er wieder da ist, unter meine Leute einordnen wollt, so werden wir zusammen halten, und uns gegenseitig helfen, wenn die Feinde vor die Stadt kommen.'

      »Ja, bis er da ist«, rief der Schmied.

      »Bis er da ist«, rief Philipp.

      »Bis er da ist«, riefen mehrere Stimmen.

      »Es ist schon recht«, sagte Zacharias, »wir und Osel und die andern werden zusammen stehen.«

      Witiko sprach: »Das ist nun geordnet. Lambert, Augustin und Urban reiten mit mir, sie mögen sich rüsten, und eine Stunde nach Mitternacht zu mir kommen. Und ihr, Männer, werdet fest und stark sein, wenn die Feinde erscheinen, und haltet, wenn ihr an einer Stelle angehen müsset, die Reihe geschlossen.«

      »Wie geschweißtes Eisen«, antwortete der Schmied, »daß sie uns eben so wenig wie damals von dem alten Manne, der in einer Tragtruhe saß, trennen können.«

      »Ja, tut nur so«, rief eine Stimme wie von der Erde auf. Witiko blickte um, und sah Tom Johannes den Fiedler, der auf einem gehauenen Steine saß.

      »So bist du wieder in fröhlicher Gesundheit da?« sagte er zu ihm.

      »Ja«, entgegnete der Fiedler, »gesund bin ich fast, aber mit der Fröhlichkeit ist es aus. Sieh nur, wie ich verändert bin, wie wenn der Wind einen Dornstrauch verdreht hat.«

      »Der verdrehte Dornstrauch bringt wieder Rosen«, sagte Witiko.

      »Weil er ein Narr ist, der in jeder Gestalt blühen kann«, antwortete der Fiedler. »Meine Hand ist wie das Winkelmaß Davids des Zimmerers, ich kann nicht mehr geigen, und wenn ich zur Vergeltung einen Spieß nähme, so müßte ich mich seitlings stellen, um werfen zu können.«

      »Sie werden es ohne deinen Spieß auch machen«, sagte Witiko, »du wirst für dich etwas ersinnen, und wenn die lustigen Tage kommen, wird deine Fiedel wieder im grünen Walde singen, wie immer.«

      »Daß die Dohlen und Häher davon fliegen«, entgegnete Tom Johannes.

      »Habt acht auf ihn, daß ihm nichts geschieht«, sagte Witiko.

      »Wir werden schon sorgen«, antwortete der Schmied, »und von unserer Beute, die die Feinde bringen werden, ihm etwas geben. Er ist nicht zu bewegen gewesen, nach Hause zu gehen.«

      »Weil ich erwarten will, was hier noch geschieht, und weil ich nicht fort sein will, wenn der Herzog seine Männer belohnt«, antwortete Tom Johannes.

      »Du wirst belohnt werden, Tom«, sagte Witiko, »und den Verwundeten wird man es wohl insonderheit gedenken.«

      »Ich meine, wenn sie sich nichts erwerben können«, sagte der Fiedler.

      Da Witiko noch mit Tom Johannes sprach, kam Sebastian, der Schuster von Plan.

      Die Männer lachten, riefen und begrüßten ihn. Er hatte einen geflochtenen Korb auf seinem Rücken, wie Frauen, wenn sie Dinge zum Markte tragen.

      »Bist du da«, sagte Witiko, »und was bringst du uns?«

      »Sie sind alle gesund«, antwortete Sebastian, »Martin und Lucia grüßen euch, es sind nur zwei Weiber gestorben, davon eine nicht aus der Pfarre war, ich habe den Weg in zehn Tagen hin und zurück gemacht, und der Brettermelchior hat einen wunden Fuß. Ich habe Stiefel und Fußtücher und andere notwendige Dinge geholt, und mir Marderbälge und Iltisbälge mitgebracht.«

      »Wozu brauchst du denn die Bälge?« fragte Witiko.

      »Die Schuster nähen hier Bälge zu so wunderbar feinen Sachen zusammen«, antwortete Sebastian, »zu zierlichen Fußschuhen, zu Hauben, zu Umwürfen, zu Gürtelsäumen, und da will ich das lernen, und in Plan solche kostbare Dinge verfertigen.«

      »Du hast eine ungefüge Lernezeit gewählt«, entgegnete Witiko, »bringe nur deine Bälge in Sicherheit, und stelle dich wieder zu deinen Männern.«

      »Ich werde alles verrichten, was not tut«, erwiderte Sebastian.

      Dann setzte er sich mit seinem Korbe neben Tom Johannes, den Fiedler, auf einen andern behauenen Stein.

      Hierauf sagte Witiko: »Ich muß mich von euch verabschieden, ihr Männer, Gott behüte euch, wir werden nicht lange getrennt sein.«

      »Gott behüte dich«, riefen mehrere Stimmen.

      »Sieh nur, daß sie dich nicht verunstalten wie mich«, sagte Tom Johannes der Fiedler.

      »Ich werde mich schon wehren«, antwortete Witiko.