Witiko und viele Herren und Frauen gingen auf die Plätze, und sahen, was da geschah.
Witiko und Bertha und Wentila und Wiulfhilt und Lubomir und Boleslaw und Welislaw und Dimut und Odolen und Rowno kamen nach und nach gegen den dichteren Wald, und wo man von den Menschen nichts mehr vernehmen konnte. Da hörten sie eine Geige tönen, und die Töne der Geige waren sehr lieblich. Sie gingen der Stelle zu, und kamen auf einen lichteren Platz, auf welchem Föhren in Zwischenräumen standen. Unter den Föhren waren Menschen, und unter einer Föhre saß auf einem Baumstrunke Tom Johannes, und spielte auf der Geige. Die Menschen hörten ihm zu. Sie machten Raum, da Witiko kam, und er ging mit denen, die bei ihm waren, bis zu Tom Johannes. Der Fiedler fuhr in seinem Spiele fort, und alle hörten zu. Als er geendet hatte, sprach Witiko: »Ich habe dir gesagt, Tom Johannes, daß deine Geige noch in dem grünen Walde singen wird, und sie singt schöner als sonst.«
»Sie singt schlecht«, sagte der Fiedler, »diese Geige des hohen Herzoges kann singen, wie keine Geige auf der Welt; aber ich kann sie nur so gut singen machen, wie ich kann. Siehe, Witiko, ich habe mir ein Knie an den Bogen gemacht, wie meine Hand ein Knie hat, und nun vermag ich wieder zu streichen.«
»Und du streichst, wie es andere nicht können«, sagte Witiko.
»Sonst habe ich es besser vermocht als andere«, sprach der Fiedler, »wie es jetzt ist, weiß ich nicht.«
»Und hast du schon öfter auf der Geige des Herzogs gespielt?« fragte Witiko.
»Ich habe es auf ihr gelernt«, antwortete der Fiedler, »und spiele heute zum ersten Male vor Menschen, weil ein Tag der Ehren für dich ist, Witiko.«
»So muß ich dir Dank bringen«, sagte Witiko, »und ich danke dir, und wenn du in meine Burg kommen willst, werde ich dir noch mehr danken, und wenn ich nach Plan komme, werde ich zu dir gehen, und dir wieder danken.
»Ich werde einmal in deine Burg kommen«, sagte der Fiedler.
»So tue es«, antwortete Witiko.
Und Tom Johannes geigte noch manches auf der Geige des Herzogs, und Witiko und seine Gefährten hörten zu.
Dann lobten sie ihn, verabschiedeten sich, und gingen ihres Weges weiter.
Ehe der Abend kam, ging der Zug wieder zu dem Witikohause hinauf.
Am nächsten Tage wurde das Pergament Witikos ausgefertigt, und seine Freunde und andere Männer hingen ihre Siegel daran.
In den folgenden Tagen war öfters Jagen nach den wilden Tieren des Waldes, und da lernte der Ritter vom Kürenberge, wie er einmal gesprochen hatte, die Buchen und Tannen des Waldes und die Bären kennen, und Odolen und Welislaw und die andern böhmischen Freunde Witikos lernten kennen, wie der Wald Witikos ist, und Wolfgang von Ortau und seine Freunde erfuhren die Gastlichkeit der Waldleute, wie sie von denselben in Prag angeboten worden ist.
Es geschahen dann auch Züge zu manchen Herren in dem Walde.
Und an einem Tage sprach Welislaw zu Dimut: »So hast du mich, schöner Krieger, besiegt, den ich besiegen wollte, und so kann ich nicht ohne dich sein, kein Gedanke ist in mir ohne dich, ich kann ohne dich nicht leben und nicht sterben, und so nimm mich, daß ich dein Gatte sei in Liebe und Treue und Sorgfalt und Unzertrennlichkeit, immer fort und fort, so wahr mir Gott in jener Welt helfe.«
Und Dimut antwortete: »Und weil du getreu und stark bist, Welislaw, so will ich deine Gattin sein in Liebe und Treue und Dauer, so wahr mir Gott helfe.«
»Dann gibst du mir doch den Pfeil«, sprach Welislaw.
»Er wird das Eigentum von uns beiden sein«, antwortete Dimut.
Und als die Feste zwölf Tage gedauert hatten, schieden die Freunde Witikos mit Segenswünschen für sein Glück, und mit Lobpreisungen Berthas und mit Lobpreisungen des Waldes. Und andere Gäste schieden auch mit dem Ruhme und Preise der Burgherrin und dem Ruhme und Preise der Wälder.
Und als alle fort waren, stand Witiko mit Bertha auf dem Mittagsöller des Schlosses, und zeigte ihr die Fluren und Berge, von denen er ihr auf den Steinen der einsamen Wiese bei dem Waldhause ihres Vaters erzählt hatte.
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