Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert Stifter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Adalbert Stifter
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027237647
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Thomas lagen. Von dem Häuschen im Wangetschlage, das Witikos Stamme gehörte, kam der Knecht Jakob mit einem lahmen Pferde.

      Sie versammelten sich alle bei dem Hofe, und versprachen, zusammen zu halten. Sie lebten von den Nahrungsmitteln, die sie mitgebracht hatten, und richteten zu ihrem Getränke wieder den Brunnen des Hofes zurecht. Zugleich begannen sie, um den Raum Gräben zu machen, und sich durch Pfahlwerke zu schützen.

      Eines Tages kam eine Schar schöner Reiter gegen den Hof. An ihrer Spitze war ein Jüngling in himmelblauem Gewande mit einer weißen Feder auf dem Haupte. Er ritt näher, und betrachtete den Hof und die Befestigungen um ihn. Witiko bestieg sein Pferd, ein Tor der Pfähle wurde geöffnet, und er ritt von einer großen Schar Fußgänger begleitet hinaus. Da er zu dem Jünglinge gekommen war, rief er aus: »Wladislaw, der Sohn des Herzogs Sobeslaw!«

      »Ja, ich bin es, den du genannt hast«, rief der Jüngling im blauen Kleide entgegen, »Witiko, der treue Freund meines Vaters, Witiko, den meine Mutter geehrt und beschenkt hat, wie freut sich mein Herz, daß ich dich sehe!«

      Es kamen noch mehr Fußgänger aus dem Hause heraus, und alle stellten sich halbkreisartig hinter Witiko auf. Das gleiche taten die Reiter hinter Wladislaw.

      »Nun ist die Zeit gekommen, Witiko«, sprach der Prinz, »daß wir die Schmach auslöschen, die uns geschehen ist, daß wir den Hohn tilgen, der meinem Vater angetan worden ist, daß wir den Schmerz vergelten, den meine Mutter leiden mußte, und daß wir alles, was recht ist, wieder herstellen. Du und die Männer, die dir gehorchen, sind mit dazu erlesen.«

      »Und wie wird das geschehen?« fragte Witiko.

      »Es ist alles wohl geordnet und zum Gelingen bereit«, antwortete Wladislaw, »höre mich. Der uns den Herzogstuhl geraubt, und mich in die Untertänigkeit gestürzt hat, der nämliche hat mir auch meine Habe entrissen. Er hat mir das Herzogtum Olmütz, das ich besaß, genommen, und hat es Otto dem Sohne des schwarzen Otto gegeben, den er aus Rußland gerufen hatte. Mich zwang er nach Prag zu sich. Aber ich bin in dem vorvorigen Winter entflohen, und bin bei meinen königlichen Sippen in Ungarn gewesen. Indessen hat der, welchen sie noch bei dem Leben meines Vaters des ruhmreichen Herzoges Sobeslaw gegen ihren Eid auf dem Wyšehrad zum Herzoge gewählt haben, die Rechte aller großen Lechen gekränkt, er hat sie bei Seite gesetzt, und hat ohne ihren Rat und Beistand gehandelt. Sie sind von ihm abgefallen, und die ihn eifrig gewählt haben, stehen jetzt gegen ihn. Nacerat der große und mächtige ist jetzt in Mähren, eben so sein Sohn Dus und sein Bruder Znata. Dann ist der alte reiche Mikul, dann ist Jurata, dann ist der alte Rodmil, dann Groznata, Slawibor, Domaslaw, Kochan, Bohuš, dann der junge tapfere Milhost, Strich von Plaka, der junge Mikul, Bogdan, Beneš und die Mährer Drslaw, Mireta, Zibota, Soben, Treba, Stibor, und sehr viele andere. Ich bin zu ihnen gegangen, um Vergeltung zu üben. Sie haben einen Bund gestiftet, um eine andere Herrschaft einzuführen. Die Fürsten aus dem Stamme Premysls sind dem Bunde beigetreten: Wratislaw der Herzog von Brünn, Konrad der Herzog von Znaim, Otto der Herzog von Olmütz, welchen Wladislaw aus Rußland zurückgerufen hatte, dann die Söhne Boriwoys des Oheims Wladislaws Leopold und Spitihnew. Sie haben alle Konrad von Znaim zum Herzoge von Böhmen und Mähren gewählt. Sein Heer steht nicht zwölf Wegestunden von hier gegen Morgen. Immer kommen noch Züge zu demselben, und wenn es gerüstet ist, werden alle Häupter zu ihm kommen, und werden gegen Wladislaw vorrücken, und ihn, der die Herren schwächen, und sich mit den kleinen Leuten und mit dem Volke stärken wollte, vertilgen.«

      »Weißt du das ganz genau, und bist du nicht getäuscht worden, Wladislaw?« fragte Witiko.

      »Die hier mit mir sind«, antwortete Wladislaw, »stammen aus den besten Geschlechtern, sie streifen, um die Lage und Begebnisse der Gegend zu erforschen, und sie können dir sagen, daß ich die Wahrheit rede.«

      »Der hohe Prinz spricht wahr«, rief ein Mann in dunkelroten Kleidern, der in der vorderen Reihe des Zuges stand.

      »Er spricht wahr«, riefen mehrere Stimmen.

      »Du wirst auch, wenn du bei uns bist, Witiko«, sagte Wladislaw, »die Schrift sehen, in welcher alles verzeichnet ist. Sie enthält die Namen, die ich dir nannte, und in ihr sind die Rechte aufgeschrieben, welche der künftige Herzog denen gegeben hat, die ihn wählten, und die für ihn streiten wollen. Wir werden nur noch über die Felder von Suchdol reiten, wo wir in der Richtung gegen Abend sehen können. Du kannst indessen deine Leute ordnen, und dann mit uns ungefährdet zum Heere ziehen.«

      »Du sagst, daß alle großen Männer der Länder mit euch sind?« fragte Witiko.

      »So ist es«, entgegnete Wladislaw.

      »Du hast Zdik den Bischof von Olmütz nicht genannt, welcher der eifrigste in jener Versammlung auf dem Wyšehrad war, um die Wahl Wladislaws zum Herzoge von Böhmen und Mähren zu bewirken.«

      »Zdik ist ein Verräter«, antwortete Wladislaw, »er hat schon wohl den Sinn und die Absichten meines Vetters Wladislaw gekannt, daß er die Herren unterdrücken, und die Kleinen und die Bischöfe empor bringen wird, darum hat er dessen Wahl so emsig befördert, und jetzt hat er seinen Bischofsitz und das Land Mähren verlassen, und ist in das Lager Wladislaws gegangen.«

      »Du hast den alten Lechen Bolemil nicht genannt«, sagte Witiko.

      »Der ist uralt, und führt keine Kriege mehr«, entgegnete Wladislaw.

      »Er ist mit einer großen Schar von Fußgängern und Reitern zu dem Herzoge gezogen, ich habe ihn selber gesehen, und habe mit ihm gesprochen«, antwortete Witiko, »der Zupan von Daudleb Lubomir ist mit seinen Scharen und mit denen seiner Söhne Moyslaw Pustimir und Radosta und mit denen seiner drei Töchtermänner zu dem Herzoge gegangen. Ctibor, welcher mit vielen Männern in den Gefilden von Austi wohnte, ist mit ihnen zu dem Herzoge gegangen. Weißt du etwas von Diwiš, dem Zupane in Saaz?«

      »Man erzählt, daß er bei dem Herzoge sei«, sagte Wladislaw, »allein das ändert nichts, wir werden sie alle niederwerfen.«

      »Und Bozebor und Wšebor und Nemoy und Chotimir und der alte Preda und Jurik und der alte Milota?« fragte Witiko.

      » Es können nicht alle bei uns sein«, sagte Wladislaw, »die mehreren und die besten haben wir.«

      »So wird der ehemalige Bischof Silvester, der deinetwegen Tränen in der Versammlung vergossen, und deinetwegen sein Amt niedergelegt hat, bei dir sein«, fragte Witiko.

      »Silvester ist ein gebrechlicher Mann«, entgegnete Wladislaw, »und hat sein Kloster nicht verlassen.«

      »Wladislaw«, sagte Witiko, »von den Männern, die ihren Eid von Sadska gebrochen haben, sind nur diejenigen in Mähren, welche es nicht ihres Landes sondern ihres Nutzens willen getan haben, und sind nun ihrem neuen Eide wieder untreu. Ich habe es geahnt, da Nacerat in der Versammlung auf dem Wyšehrad gesprochen hat, und ich habe es erkannt, als ich ihn bei einem Feste im Plakahofe sprechen gehört habe. Die Fürsten, die Söhne des Stammes Premysl, sind ihrem eigenen Stamme untreu, da sie gegen den obersten Sohn des Stammes, dem sie unterworfen sind, dem sie gehorchen sollen, aufgestanden sind, um für sich Vorteile zu gewinnen, Otto der Sohn des schwarzen Otto, den der Herzog aus der Verbannung zurückgerufen hat, dem er das Herzogtum Olmütz gegeben hat, ist zur Untreue auch noch undankbar, Konrad, welcher gar keine Rechte auf den Fürstenstuhl besitzt, hat ihn zu kaufen versucht, weil er seinen Helfern, wie du sagst, in einer Schrift Zugeständnisse versprochen hat, die sie für ihren Beistand erlangen sollen, und du aber, Wladislaw, hast dich selber preisgegeben.«

      »Witiko, du treuester Diener Sobeslaws, du willst doch nicht von ihm abfallen?« rief der Prinz.

      »Nicht von Sobeslaw falle ich ab, ich bleibe ihm treu«, sagte Witiko, dein Vater hat mich rufen lassen, als er auf dem Totenbette gesagt hat: Mein erstgeborner Sohn Wladislaw, du bist von dem deutschen Könige Konrad mit den Ländern Böhmen und Mähren belehnt, und von den Herren beider Länder auf dem Tage in Sadska anerkannt worden. Jetzt aber haben sie auf dem Wyšehrad deinen Vetter Wladislaw den Sohn meines verstorbenen Bruders des Herzoges Wladislaw für meinen Tod zum Herzoge gewählt. Unterwirf dich ihm, und gehorche ihm, daß die Sünden nicht werden, welche in meiner Jugend gewesen sind. Nacerat wird gegen Wladislaw nicht siegen. Ich habe mir die